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Winterwetter in Bad MünstereifelSchnee am Michelsberg lockte Rodler an

Lesezeit 3 Minuten

Mahlberg – Der Schnee knirscht unter den Kufen des Schlittens. Noch nie hat Lucia Lazarde dieses Geräusch gehört. Sie fährt zum ersten Mal in ihrem Leben mit einem Schlitten: „Wo ich herkomme, in Argentinien-Stadt gibt es keinen Schnee“, berichtet die 19-Jährige. Sie ist so begeistert vom Eifel-Winter, dass sie gar nicht genug bekommen kann: Mit ihren Freunden aus Rheinbach und vielen anderen Schneehungrigen saust die Austauschschülerin immer wieder jubelnd den Hang am Michelsberg herunter.

Der Neuschnee hat am Wochenende in der Region unzählige Wintersportfans auf die Piste gelockt. Mit ihnen kamen alte und neue Holzschlitten, bunte Bobs oder flotte Popo-Rutscher zum Einsatz.

Die meisten Aktiven waren bei strahlendem Wetter am Samstag nicht nur kurz auf Stippvisite, sondern hatten sich häuslich niedergelassen. Heißer Kaffee oder Tee dampfte aus den Thermoskannen, auch was zum Naschen stand am Start als Stärkung für zwischen den Rodeleinheiten bereit. Ob Oma mit Enkel, Papa mit Tochter oder einfach gute Freunde – im Sekundentakt brausten die Rodler den Hang hinab. Da war aber auch ein Mann unterwegs, der gar nicht rodelte, sondern nur mit neugierigem Blick das Geschehen beobachtet. Horst Sassin baut mit großer Leidenschaft und handwerklichem Geschick Rodel-Schlitten.

„Und das schon seit über 40 Jahren“, verrät der 76-jährige stolz. Seine Exemplare seien mit technischen Finessen wie Lenk- und Zugleine ausgestattet und für den Fahrspaß sogar dreifach gefedert. Jetzt war er vor Ort, um der kleinen Heidi Fahrtipps zu geben, die zum ersten Mal mit dem Schlitten und Papa Christian den Hang hinunter brauste. Die Freude war angesichts des ordentlichen Tempos bei Beiden groß. Laut bellend lief Chico, der Mischlingshund der Familie, nebenher.

Sogar eine alte Styropor-Banane

Doch auch andere, die keinen Schlitten im Keller auftreiben konnten, nutzten ihren Einfallsreichtum, um bei diesem herrlichen Winterwetter irgendwie rodeln zu können. Marion Schnepfen hatte nicht nur Freunde und Familie im Gepäck, sondern auch Styropor in Halbmondform. „Das war vorher mal eine Banane, den gelben Stoff habe ich abgezogen, ich hoffe, er taugt was als Schlitten und rutscht“, so die Bonnerin. Ganz so flott war der Rutschersatz zwar nicht, wie die ersten Tests zeigten, Spaß machte das ungewöhnliche Gefährt seiner Besitzerin aber trotzdem.

Louis (7) und Sina (6) tobten unterdessen im tiefen Schnee. Die beiden Geschwister rannten jauchzend den Schneeberg hinunter, dass die Flocken nur so stoben, wenn sie plötzlich vornüber im Schnee landeten oder übereinander kullerten. Lachend rückten sie ihre schneebedeckten Mützen zurecht und weiter ging’s bergab.

Elvira Mut ging es dagegen gemütlicher an. Sie saß auf ihrem Schlitten und genoss die Aussicht und die Sonne. Groß an „bewegen“ dachte sie in diesem Moment nicht. „Meine drei Enkelkinder sind eben noch den Hang hinunter gebraust, jetzt bauen sie am Ende der Piste schon lange an ihrem Schneemann. Ich sehe sie nur werkeln. Da ich sie von hier oben gut im Blick habe, kann ich die Aussicht gelassen genießen.“

Dass der Wintersport auch schon vor der Ankunft am Rodelhang beginnen kann, bewies Familie Hladik aus Euskirchen. Mama Gitta und Oma Helga zogen vier Kinder auf zwei Schlitten hinter sich her – und das nicht erst seit dem nahegelegenen Parkplatz am Michelsberg, sondern bereits 3,3 Kilometer durch die schöne Winterlandschaft. „Wir sind am Decke Tönnes gestartet“, berichtet die Mama und freut sich: „Jetzt geht’s zum Rodeln.“