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Lit.EifelCarsten Sebastian Henn stellt die „Butterbrotbriefe“ und seine Pläne vor

Lesezeit 4 Minuten
Carsten Sebastian Henn und Ralf Kramp sitzen nebeneinander bei einer Lesung im Rahmen der Lit.Eifel im Eifelmuseum in Blankenheim.

Lesen im Schatten der Burg: Sein aktuelles Buch stellte Carsten Sebastian Henn (l.) mit Ralf Kramp im Eifelmuseum vor.

Rund 70 Zuhörer verfolgten eine Lesung von Bestsellerautor Carsten Sebastian Henn in Blankenheim. Mit dabei war sein Kollege Ralf Kramp.

Heimspiel im Schatten der Burg: Der Bestsellerautor Carsten Sebastian Henn präsentierte bei einer Lesung im Rahmen der Lit.Eifel im Eifelmuseum seinen aktuellen Roman „Die Butterbrotbriefe“. Mit seinem Freund und Kollegen, dem Verleger und Autor Ralf Kramp, stellte er das Buch vor und verriet seine Sicht auf die Geschichte und die kommenden Projekte. Rund 70 Zuhörer waren gekommen.

Mangelnden Fleiß wird wohl niemand dem gebürtigen Kölner vorwerfen können. Mit schöner Regelmäßigkeit erscheinen neue Geschichten und Romane aus seiner Feder, er ist als Restaurantkritiker unterwegs und hat sich seit Jahren als Weinkenner einen Namen gemacht. Besonderen Erfolg erntete sein „Buchspazierer“, gefolgt von dem „Geschichtenbäcker“.

Das Gespräch mit Ralf Kramp im Eifelmuseum war sehr unterhaltsam

Nicht nur durch die Passagen, die Henn vorlas, sondern auch im Gespräch mit Kramp wurden die Hintergründe zu der Geschichte beleuchtet. Wie die vom Autor als Schlüsselszene bezeichnete Situation, als die Protagonistin Kati sich unversehens Auge in Auge mit einem Kranich sieht – auch wenn Kollege Kramp das Tier als Reiher im Hinterkopf hatte und seinem Verdruss über diese Tierart Ausdruck verlieh.

Blick auf die rund 70 Zuhörer,

Rund 70 Zuhörer verfolgten die Lesung und die Gespräche.

„Ich finde, die fliegen nicht elegant“, monierte er. „Ich liebe Reiher, die erinnern mich mit dem gebogenen Hals an die Concorde“, widersprach Henn und widersetzte sich auch Kramps scherzhafter Bitte, bei der Lesung der Passage doch das Wort „Kranich“ durch „Reiher“ zu ersetzen.

„Die Butterbrotbriefe“: Frau mittleren Alters möchte ihr Leben ändern

Mit den lockeren Gesprächen spiegelten die Schriftsteller auch den Ton, der das Buch charakterisiert: Der ernste und tiefgründige Ansatz wird mit leichter Sprache und skurrilem Humor dargebracht. Die Geschichte dreht sich um eine Frau mittleren Alters, die ihr Leben ändern will und dafür Menschen, die ihr im Leben Schlechtes gebracht haben, aber auch gut zu ihr gewesen sind, einen Brief schreibt: handschriftlich auf Butterbrotpapier, das ihr verstorbener Vater hinterlassen hat. So schreibt sie auch dem Pfarrer, dem sie vorwirft, beim Trauergottesdienst für ihren Vater nicht angemessen auf diesen eingegangen zu sein, einen Brief. Als dieser nicht antwortet, schreibt sie einen zweiten, geht zum Pfarrer und liest ihm diesen vor.

„So eine Situation habe ich selbst erlebt“, beschrieb Henn die Inspiration zu der Szene. Er habe sich über die schlechte Trauerrede bei der Beerdigung seiner geliebten Tante Waltraud, die so gar nichts mit ihr zu tun gehabt habe, so geärgert, dass er das als Idee umgesetzt habe.

Zwei Bestsellerautoren sprechen über die Sammelleidenschaft

Die Kernbotschaft des Buches, so Henn, sei die Auseinandersetzung mit der Frage, was wir an Belastungen und Unwahrheiten erben. Kati erbt zum Beispiel von ihrem Vater die Butterbrotpapiere und einen heruntergewirtschafteten Kinosaal. Aber auch Lügen werden vererbt, aus denen weitere erwachsen.

Auch manch eigenwillige Idee wurde thematisiert, wie das Polarmuseum von Katis Onkel Martin. „Ich finde das toll, wenn jemand so liebevoll Sachen sammelt“, sagte Henn. Sein Onkel Heinz habe bei Rheinbraun gearbeitet und dort die Weltkriegsbomben entschärft, die beim Abbau der Braunkohle zutage gefördert wurden. Der habe besondere Briketts gesammelt, vor allem Sondereditionen wie „Jahrgangsklütten“, die zu Karneval herausgegeben worden seien. „Das war für mich wie ein Museum“, so Henn.

„Buchspazierer“ von Carsten Sebastian Henn wird verfilmt

„Vielleicht mache ich mal ein Obstaufklebermuseum auf“, dachte Kramp laut nach und verriet, wie er mitunter im Supermarkt besondere Aufkleber von Obstgläsern herunterpiddele und auf seine Gemüsetüten klebe. „Wenn ich gefragt werde, woher ich meine skurrilen Figuren habe, halte ich ein Bild von ihm hoch“, frotzelte Henn.

Auch der Erfolg des „Buchspazierers“ wurde erörtert. In 36 Sprachen sei das Buch mittlerweile übersetzt, so Henn, darunter auch arabisch und thailändisch. Im Herbst starte die Verfilmung mit Christoph Maria Herbst in der Hauptrolle. Fast zeitgleich werde sein nächstes Buch veröffentlicht, das Kinder- und Jugendbuch „Die goldene Schreibmaschine“, außerdem habe er den Text zu einem Bilderbuch verfasst, das derzeit illustriert werde.

„Haben wir Dich jetzt als Krimiautor verloren?“, wollte Kramp wissen. „Nein, ich fühle mich als Eifelkrimiautor“, gab Henn bekannt. So habe er auch gerade einen Beitrag zu der Anthologie „Nordeifel Mordeifel 2“ geschrieben, die in Kürze anlässlich des Krimifestivals „Nordeifel Mordeifel“ erscheint. „Ich will wieder Krimis schreiben“, kündigte er an, was Kramp zufrieden kommentierte: „Die Zukunft sieht rosig aus für deine Leser.“