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Ehemalige RaketenstationSolaranlage, wo einst Atomsprengköpfe lagerten

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Nike_Raketenstation

Auf dem Gelände der   ehemaligen Nike-Raketenstation soll eine Freilflächen-Solaranlage  gebaut werden. 

Blankenheim – Wo im Kalten Krieg einst Atomraketen in Feuerstellungen bereitstanden, soll schon bald ein friedlicher Zweck Einzug halten: Auf der ehemaligen Nike-Raketenstation, die zwischen den Blankenheimer Ortschaften Mülheim und Reetz liegt, will ein Investor aus Kaiserslautern eine Freiland-Solaranlage errichten. Er stellte sein Vorhaben jüngst im Blankenheimer Rathaus den Politikern vor.

Thomas Nagel, Geschäftsführer der Firma „OE Organic Energy GmbH Co. KG“, bestätigte seine Pläne im Gespräch mit dieser Zeitung. „Die Solaranlage soll in mehreren Ausbaustufen entstehen“, erklärte der 53-jährige Diplom-Kaufmann. Zunächst sei eine Leistung von einem Megawatt geplant, danach ein weiteres Megawatt.

Sieben Hektar für Solarzellen

Für eine Solaranlage mit dieser Leistung benötige man rund 40.000 Quadratmeter Fläche. Die ehemalige Raketenstation habe eine Gesamtfläche von rund 90 000 Quadratmetern. Da auch Platz für technische Nebenanlagen benötigt wird, könne man rund 70.000 Quadratmeter für Solarzellen benutzen. Dies entspreche einer Maximalleistung von rund 3,5 Megawatt.

In diesem Ausnahmesommer schien auch in Blankenheim die Sonne ausgiebig. Doch als Paradies für Sonnenanbeter ist die Eifel bislang nicht bekannt. Lohnt sich die Errichtung einer solchen Anlage überhaupt?

„Blankenheim ist zwar kein Top-Standort, aber auch kein schlechter“, so Nagel. Ein Vorteil sei die hohe Lage von 500 Metern. „Dadurch wird die Anlage nicht so warm und der Wirkungsgrad steigt“, erklärte er. Entgegen gängiger Annahmen produziere eine Solaranlage nicht etwa im Hochsommer den meisten Strom, sondern von April bis Juni, wenn es nicht so heiß sei.

Betreten des Privatgeländes strengstens verboten

Die Raketen-Batterie der belgischen Streitkräfte, in der das US-Militär über die Atomsprengköpfe wachte, wurde vor ziemlich genau 30 Jahren aufgegeben. Im Juni 1988 verabschiedeten der damalige Bürgermeister Toni Wolf und Gemeindedirektor Hans Henn die in Blankenheim stationierte Garnison. Seit 30 Jahren ist die Gemeinde atomwaffenfreie Zone.

Die Firma Organic Energy weist darauf hin, dass das Gelände in Privatbesitz ist und nicht betreten werden darf. Unter anderem durch die Einsturzgefahr ist der Aufenthalt dort extrem gefährlich. Wie das Unternehmen mitteilt, ist das umzäunte Gelände überwacht und ein unbefugtes Betreten zieht straf- und zivilrechtliche Konsequenzen nach sich.

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Die alten  Gebäude auf dem  ehemaligen Militärgelände  sollen abgerissen und fachgerecht entsorgt werden. 

Das Areal der ehemaligen Raketenstation liegt seitdem brach. Straßenplaner hatten das Gelände als Ausgleichsfläche für den geplanten Weiterbau der A1 vorgesehen. Für den Autobahnbau müssten gewaltige Erdmassen bewegt werden. Mit Teilen des Aushubs sollte die Nike-Station einfach zugeschüttet und mit Bäumen bepflanzt werden.

Doch mittlerweile haben sich die Vorschriften für Ausgleichsflächen verändert. Diese müssen nicht mehr in der Nähe der Stelle vorgenommen werden, wo es zu Eingriffen in die Natur kommt. Zuletzt war etwa vorgesehen, in Weilerswist Bäume zu pflanzen, als Ausgleich dafür, dass die Autobahn in Blankenheim Naturschutzgebiete zerschneidet. Doch mittlerweile wird der Lückenschluss wieder mal neu geplant.

Kein Widerspruch aus der Politik

Laut Nagel ist im Kaufvertrag, den er mit der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) abgeschlossen hat, die Option enthalten, dass man sich im tatsächlichen Fall des Lückenschlusses noch mal zusammensetzt. „Die A1 wird angeblich seit 35 Jahren ausgebaut, deshalb mache ich mir keine Sorgen darüber“, so der Geschäftsführer.

Bürgermeister Rolf Hartmann bestätigte auf Nachfrage das Vorhaben. Zum jetzigen Zeitpunkt dürfe er noch keine detaillierten Auskünfte geben. Für den Bau des Solar-Parks müsse allerdings der Flächennutzungsplan geändert werden. An diesem Verfahren werde die Öffentlichkeit beteiligt. „Aus den Reihen der Politik gab es keinen erkennbaren Widerspruch“, sagte Hartmann.