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„Besonderer Zustellort“Bernhard Plötzer ist Postbote im Feriendorf Freilingen

Lesezeit 4 Minuten

Immer auf Achse: Bernhard Plötzer.

  1. Seit fast 50 Jahren im Dienst ist Bernhard Plötzer schon und beliefert das Dorf nun seit geraumer Zeit.
  2. Täglich bringt er ein halbes Dutzend Zeitungen, fünf bis sechs Pakete und gut zwei Dutzend Briefe in die Siedlung.
  3. Doch was unterscheidet das Dorf von einem normalen Campingplatz?

Blankenheim-Freilingen – Das gelbe Postauto rollt über den Weg zum Eifel-Camp und hält. Bernhard Plötzer steigt aus. Der Postbeamte ist seit fast 50 Jahren im Dienst und hat seit geraumer Zeit einen „besonderen Zustellort“, wie der Pressesprecher der Deutschen Post AG, Dieter Pietruck, sagt. Plötzer stellt Pakete, Päckchen und Briefe nicht nur in Freilingen und Reetz zu, sondern auch im Feriendorf Freilingen. Und das ist etwas Besonderes, denn eine solche Zustellsituation gibt es nur ein weiteres Mal in Nordrhein-Westfalen: Irgendwo bei Wesel, sagt Pietruck.

Doch zurück nach Freilingen. Der Verbundbezirk Freilingen-Reetz, so nennt man in Postkreisen Zustellbezirke, wenn dort Leistungen der Briefpost und des Paketdienstes DHL gemeinsam erbracht werden, kann mit einer weiteren Besonderheit aufwarten: Plötzer teilt sich seine Stelle und auch den Zustellbezirk mit einer Kollegin. Beide arbeiten in Teilzeit, aber keineswegs halbtags. Eine Woche lang stellt Plötzer die Postsendungen zu und leert die Briefkästen, in der folgenden Woche ist seine Kollegin dran.

40 der 207 Häuschen sind Hauptwohnsitz

Plötzer wohnt in Uedelhoven und kennt fast alle seiner Kunden. In einem üblichen Feriendorf, so Pressesprecher Pietruck, würde Plötzer am Eingang der Anlage die Briefe und Pakete an einen Postbevollmächtigten übergeben. Am Campingplatz beispielsweise gebe er die Sendungen an der Rezeption ab. Doch im Feriendorf Freilingen haben die Bewohner in 40 der 207 Häuschen ihren Hauptwohnsitz. Der Postbote gibt also seine Briefe und Pakete nicht bei einem Bevollmächtigten ab, sondern stellt sie bis zu den einzelnen Bungalows zu.

Mit dem Scanner quittiert Plötzer die Leerung des Briefkastens.

Plötzer kann deshalb mit seinem gelben VW Bulli mithilfe einer Chipkarte die Schrankenanlage öffnen und durch das Dörfchen fahren. Dieses Recht, so Verwalter Oliver Reinking, habe die Verwaltungsgesellschaft auch verschiedenen Paketdiensten eingeräumt, die dort fast täglich ihre Kunden beliefern.

Auch Feriengäste erhalten Post

Plötzer bringt täglich ein halbes Dutzend Zeitungen, fünf bis sechs Pakete und gut zwei Dutzend Briefe in die kleine Siedlung, zu der auch ein Freibad, Tennisplätze und ein Kinderspielplatz gehören.

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Neben den Eigentümern der kleinen Häuschen aus den 1970er Jahren gibt es auch immer wieder Feriengäste, die einen Bungalow gemietet haben und in der Eifel Ruhe und Erholung suchen. Auch die erhalten ihre Post. Die Nummernschilder an den Fahrzeugen zeigen, dass das Gros der Bewohner aus den Ballungsräumen etwa eine Autostunde rund um Freilingen kommt: Köln, Bonn, Bergheim, dazu ein paar wenige aus Frankfurt, München oder Stuttgart. „Wir hatten auch mal einen Besitzer hier, der wohnte in Shanghai“, berichtet Reinking: „Der Mann war aber beruflich dorthin umgesiedelt.“

Alles hat seine Ordung

Plötzer ist kaum im Feriendorf angekommen, da hat er auch schon eine dienstliche Aufgabe zu erledigen. Er schließt einen gelben Briefkasten auf, entnimmt die Briefe und quittiert mit einem Scanner seinen Besuch an dem Kasten. Alles muss ja seine Ordnung haben.

Plötzer und Johanna Huber sammeln auf ihrer Tour durch Freilingen und Reetz die Postsendungen ein, die in die gelben Postkästen eingeworfen wurden. Die Briefe werden übrigens über Blankenheim und Euskirchen ins Briefverteilzentrum Troisdorf gebracht, dort sortiert und dann auf den Weg zu den Empfängern geschickt.

Blankenheimer Postboten erfassen rund 4000 Haushalte

Wirft also jemand im Feriendorf Freilingen einen Brief an seinen Nachbarn im Nebenhäuschen in den gelben Postkasten, dann wird der von Plötzer eingesammelt und nach Troisdorf weitergeleitet, von wo aus er wieder in die Eifel zurückkommt, damit ihn der Postzusteller dann im Nachbarhäuschen des Briefeschreibers zustellen kann.

Postzusteller Bernhard Plötzer hat Feriendorf-Bewohnerin Christine Kugelmeier „abgefangen“ und händigt ihr ein Päckchen aus.

Blankenheim, so Postsprecher Pietruck, ist in neun Verbundbezirke aufgeteilt, in denen 8313 Menschen in gut 4000 Haushalten täglich mit Briefen und Paketen versorgt werden. Jeden Tag werden in Blankenheim in der Post an der Ahrstraße etwa 800 Pakete und rund 4000 Briefe expediert.

Der Postbeamte „kennt seine Pappenheimer“

Doch zurück zu Bernhard Plötzer. Der hat den gelben Postkasten geleert und wieder verschlossen. Er will gerade in sein Auto einsteigen, als ihm ein Cabrio entgegenkommt, dessen Fahrerin den Ausgang des Feriendorfs ansteuert. Der Postbeamte „kennt seine Pappenheimer“ und hält die Frau mit dem Cabrio an. „Ich habe ein Paket für Sie“, sagt er zu Christine Kugelmeier, die den Erhalt der Sendung auf dem Signum-Feld des Scanners unterschreibt – und dann weiterfährt.

Der Teilzeitbeamte Plötzer steuert nach und nach verschiedene der kleinen Häuschen an, steckt Zeitungen und Briefe in Briefkastenschlitze und klingelt, um Päckchen oder Pakete abzugeben. Nach gut 30 Minuten ist der Mann mit dem gelben Auto wieder an der Schranke und setzt seine Tour fort – so wie jeden Tag in jeder zweiten Woche.