Drei Jahre nach SchließungGalerie Woewwesch in Uedelhoven öffnet wieder ihre Pforten

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Johanna von Mücke und Johan Braun sitzen auf einer Bank in der Galerie Woewwesch.

Sind glücklich über die Wiedereröffnung ihrer Galerie Woewwesch in Uedelhoven: Johanna von Mücke und Johan Braun. Auch Hund und Katze wirken zufrieden.

Nach der Zwangsschließung vor dreieinhalb Jahren öffnet die Galerie Woewwesch im Uedelhovener Ortskern am Samstag wieder ihre Pforten.

Dreieinhalb Jahre war die Galerie Woewwesch in Uedelhoven geschlossen. Verfügt von der Bauaufsicht des Kreises Euskirchen. Am kommenden Samstag, 22. Juni, gibt es den Neustart. „Immer wieder Eifel“ heißt die Fotoschau von Johanna von Mücke – für die Woewwesch-Galeristin gerade jetzt auch eine Art Glaubensbekenntnis.

Denn sie und ihr Ehemann Johan Braun hatten zwischenzeitlich durchaus an der Zukunft ihres 2009 gekauften „Eifel-Paradieses“ in Uedelhovens Ortsmitte gezweifelt. Dreieinhalb Jahre sind eine lange Zeit – doch darauf lief am Ende die von der Bauaufsicht des Kreises Euskirchen verfügte Schließung der 2019 eröffneten Galerie hinaus. Es fehle an statischen Prüfgutachten für die umgebaute Scheune aus dem 17. Jahrhundert, anschließend ans Wohnhaus. Zudem müsse eine Fluchttreppe aus den beiden Galerieräumen im Obergeschoss her, forderte die Bauaufsicht.

Wir sind da wohl etwas blauäugig rangegangen.
Johanna von Mücke, Galeristin

„Wir sind da wohl etwas blauäugig rangegangen“, sagt Johanna von Mücke rückblickend. Erst hatten beide mitangepackt bei der Kernsanierung des 22 Meter langen und neun Meter tiefen Ensembles aus Wohnhaus und Scheune. Dann hatte sich Braun, gelernter Tischler, an den Umbau der alten Scheune gemacht: Zwei neue Decken wurden eingezogen, ein Treppenbauer aus der Region stellte auf Basis einer Entwurfszeichnung von Braun die schöne neue Holztreppe ins Obergeschoss her, die Wände wurden verputzt, das alte Bruchsteinmauerwerk da, wo es optisch wirkungsvoll ist, offengelegt. Dann die Galerie-Eröffnung, dann das Aus.

Es sei ein Schock gewesen, erinnern sich die beiden Woewwesch-Bewohner, die den alten Hausnamen der einstigen Weberfamilie im Schatten der Pfarrkirche bewusst übernommen haben. Den alten Uedelhovener Hausnamen hatten von Mücke und Braun sogar die erste Ausstellung in ihrer Scheunengalerie gewidmet.

Eine Ansicht auf den Hof vor dem Woewwesch-Haus.

Eine historische Adresse mitten im Ort: Das „Woewwesch“-Haus war einst Adresse eines Webers, daher der Dialektausdruck.

„Nur was wollen wir mit der großen Scheune, wenn sie keine Galerie mehr ist; wir wollen gerne die Öffentlichkeit einbeziehen, auch was fürs Dorf tun“, so Johanna von Mücke. Also machten sich die beiden daran, die zahlreichen Auflagen der Bauaufsicht umzusetzen. Eine nach der anderen. Sie ließen die geforderten statischen Gutachten erstellen, ein Durchbruch im hinteren Galerieraum des Obergeschosses wurde beauftragt. 1,20 Meter hoch ist die Lücke jetzt, der Weg dorthin wie vorgeschrieben mit dem amtlichen „Fluchtweg“-Schild markiert. Sie investierten in eine digitale Feuermeldeanlage.

Inhaberin zweifelte, ob Galerie Woewwesch es noch einmal schaffen würde

Doch dann fehlte der Stahl für die Rettungstreppe, es kamen die Einschränkungen während der Corona-Pandemie, dann die Lieferengpässe infolge des Ukraine-Krieges, verbunden mit saftigen Preiserhöhungen der angeschriebenen Fachanbieter. Das alles, so von Mücke, habe sie schon daran zweifeln lassen, ob es die Galerie Woewwesch doch noch einmal schaffen würde.

Die Rettung war die Hilfe eines Schweißers aus Uedelhoven. Er baute die Fluchttreppe. Und im vergangenen Mai erhielten von Mücke und Braun dann Besuch. Der Sachbearbeiter, der die Schließung der Galerie einst angeordnet hatte, überzeugte sich von der Erfüllung aller Auflagen und gab grünes Licht zur Neueröffnung.

Auf einem Schild steht: „Galerie-Büro – Betreten max 2 Pers. gleichzeitig“

Die Zugangsregelung gilt auch für den Weg zur Fluchttreppe.

Es habe dann schnell gehen müssen, erzählt Johanna von Mücke. Eine erste Ausstellung zum Neustart musste binnen weniger Wochen aufgebaut werden. Sie machte sich an die Arbeit: Passepartouts zuschneiden, Bilderrahmen kaufen – „Immer wieder Eifel“ hat sie die Schau mit 40 meist 45 mal 30 Zentimeter großen eigenen Landschaftsfotos aus der Umgebung von Uedelhoven genannt. Stimmungsvolle Bilder etwa von den Hügelwellen am Aremberg im Morgennebel, frostige Winterstimmung am Feldrand, herbstlicher Eifelwald und andere Motive mehr. Vernissage ist am kommenden Samstag, 22. Juni.

Dass sie die letzten Jahre so hinter sich gebracht haben, mit dem nötigen Kleingeld, vor allem aber mit guten Nerven und mit dem Glauben an die Zukunft ihrer Galerie – das alles erscheint den beiden fast schon unwahrscheinlich. Sie befände sich in einem „Dauer-Glückstaumel“, freut sich von Mücke. Ihren „Eifel-Traum“ haben die Deutschlehrerin und in den Niederlanden ausgebildete Kulturpädagogin und „Opa Holland“, wie die Uedelhovener Kinder den gebürtigen Niederländer Johan Braun nennen, gerettet.

Im September findet in der Galerie Wodewwesch zudem eine Lesung des Krimifestivals „Nordeifel – Mordeifel“ statt, Uedelhoven und die Galerie in der Scheune sind in einem Kurzkrimi des neuen Readers zum Festival verewigt. Alleine ein kleines Schildchen deutet noch darauf hin, was hier in den vergangenen Jahren während der Galerieschließung „geschah“: Zum Notausgang dürfen offiziell nur zwei Personen gleichzeitig den hinteren der beiden Galerieräume im Obergeschoss betreten. Er wurde auch als „Galeriebüro“ neu definiert. Also werde er wohl im Notfall eine Art Türsteher spielen müssen, schmunzelt Johan Braun.


Fotoausstellung zur Eröffnung

„Immer wieder Eifel“ heißt die Fotoausstellung mit Arbeiten von Johanna von Mücke, mit der die Galerie Woewwesch neben der Pfarrkirche in Uedelhoven wiedereröffnet wird. Die Vernissage findet am Samstag, 22. Juni, ab 15 Uhr statt. Die Ausstellung ist danach samstags und sonntags von 15 bis 18 Uhr sowie auf Nachfrage unter Tel. 0 26 97/9 06 73 64 geöffnet. Weitere Informationen gibt es auf der Website.

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