Zu wenige Kunden, zu wenige Anbieter bedeuteten das Aus für den Markt in Rispdorf. Andernorts gibt's die Angebote aber noch.
Nach neun JahrenDer Wochenmarkt im Dorf ist in Ripsdorf Geschichte
Nach gut neun Jahren ist der Wochenmarkt in Ripsdorf Geschichte. „Heute Markt“ hieß es auf dem herausgestellten Schild am Straßenrand gegenüber der Pfarrkirche. Zweimal im Monat war Markttag im Ort. Da wurde der Dorfplatz zu seinen besten Zeiten von bis zu zehn Marktbeschickern gefüllt. Aus und vorbei.
Andrea Ehlen vom Organisationsteam steht am letzten Markttag in der kleinen Hütte an der Stirnseite des Dorfplatzes und verkauft Kaffee aus der Thermoskanne für die wenigen Kunden an diesem nasskalten Dezembernachmittag. Wie immer war der Wochenmarkt auch zum Finale von 15.30 bis 18 Uhr geöffnet.
„Zuletzt, noch zu Corona-Zeiten, standen die Leute vor den Verkaufswagen bis zur Straße. Die Menschen waren froh, dass sie draußen einkaufen konnten“, erinnert sich Ehlen. Doch seitdem ging es langsam bergab mit der Nachfrage – und auch mit der Zahl der Marktbeschicker. Das war sicher nicht im Sinne des Initiators der Idee, von Mathias Schoenen aus Ripsdorf.
„Wir haben den ersten Knick gehabt, als der Fischhändler ab Mitte 2022 nicht mehr kam“, sagt Andrea Ehlen. Der Aufwand der Anfahrt sei zu groß geworden, hieß es. Aber der Frischfisch sei doch gerade das gewesen, was den Markt von den meisten anderen in der Region unterschieden habe, bedauert Ehlen. Und dazu noch Backfisch oder Kibbeling auf die Hand!
Das Aus für den kleinen Markt deutete sich bereits an
Als dann auch der Kürbismarkt, einer der Sondermärkte, die das Marktteam regelmäßig angeboten hat, im vergangenen Herbst nicht mehr so richtig zog, schwante Ehlen: Das geht möglicherweise zu Ende. Obst und Gemüse, Backwaren, Geflügelprodukte und Antipasti, das bot der letzte Wochenmarkt noch mal an. Die Stimmung am Finaltag vor Ort war aber traurig.
„Ja, das ist einfach schade“, bedauert Uwe Walter, der von Anfang an dabei war. Der Landwirt hat in Sistig einen Geflügel-Bauernhof und fährt pro Woche 15 Märkte an. Zuerst einen, dann sogar zwei Verkaufswagen hatte er immer auf dem Ripsdorfer Wochenmarkt stehen. Bis auf einmal war er immer präsent: Da sei in einem der Fahrzeuge die Kühlung kaputt gewesen. Aber sonst war er da: „Ob bei minus 10 oder plus 30 Grad.“ Es habe in Ripsdorf eben immer ein wunderbares Publikum gegeben.
Die Geselligkeit habe jedenfalls über all die Jahre für Marktbeschicker wie Kunden eine große Rolle gespielt, berichtet Andrea Ehlen. An lauen Sommerabenden, da waren die Marktstände schon längst geschlossen, blieben die Leute zuweilen bis kurz vor Mitternacht da, hielten ein Verzällchen, tranken einen Wein oder ein Bier. Das hat auch Ferdi Arth aus Alendorf öfter miterlebt. Er bot bis zuletzt regionale Produkte wie selbst eingekochte Marmelade oder Honig aus dem Nachbardorf an – „und Siko-Traktormodelle für die Kinder“.
Die Zahl der Marktbeschicker war kontinuierlich gesunken
Warum eine solche kleine Wochenmarkttradition schließlich endet, hat mehrere Gründe. Nach Corona seien die Marktbesucher nicht mehr in der Zahl gekommen wie vorher, sagt Ehlen. Mittlerweile sichert zudem der Hofladen des Hotel-Restaurants Breuer gleich nebenan die Grundversorgung der Ripsdorfer Haushalte.
Ein weiterer Grund: In den vergangenen Jahren reduzierte sich auch die Zahl der Marktbeschicker. Seit den Anfangsjahren war schließlich neben Bauer Walter nur noch „Kräuterfrau“ Ulrike Hülsenbeck aus Bodenbach in der Vulkaneifel immer hier. Sie fehlte ausgerechnet am letzten Wochenmarkttag.
In diesem Jahr wurden auch nur wenige Weihnachtsbäume bestellt
Barbara Röll aus Ripsdorf kann nur mit den Schultern zucken: „Ich habe auf dem Wochenmarkt immer alles eingekauft, was ich bis zum nächsten Markttag brauche: Fleisch, Geflügel, Gemüse oder Brot.“ Die Kunst der Vorratshaltung hat sie schon im Elternhaus gelernt. Künftig wird die Über-80-Jährige eben mit dem Auto zu den Verbrauchermärkten nach Blankenheim oder Jünkerath fahren. Für Senioren und für in der Mobilität eingeschränkte Mitbürger hatte das Marktteam zu Corona-Zeiten sogar einen Einkaufsservice angeboten.
Röll ist aber auch selbst Verkäuferin gewesen. An den beiden Wochenmärkten in der Adventszeit konnten bei ihr Weihnachtsbäume vorbestellt werden – frisch geschlagen und eingenetzt. Dabei habe sie schon vor einem Jahr geahnt, dass dem Wochenmarkt bald das letzte Stündlein schlagen könne: „In diesem Jahr waren es 13, 2022 noch 19, in den besten Jahren aber bis zu 30 Bäume, die ich verkauft habe.“
Einer bleibt fast bis zum Schluss des letzten Markttages auf dem Dorfplatz unabgeholt in der Ecke stehen. Wenige Minuten später holt Andrea Ehlen das „Heute Markt“-Aufstellschild vom Bürgersteig. Sie, Uwe Walter, Ferdi Arth, Barbara Röll und die weiteren Marktbeschicker sind noch da. Das soll es jetzt gewesen sein? „Wir machen eine Winterpause“, sagt Ferdi Arth. Im Sommer könnte man ja ein Grillfest machen, schlägt er vor. Es kommt kein Widerspruch.
Wo es weiterhin Märkte gibt
Dahlem, mittwochs 8 bis 13 Uhr, Platz vor dem Vereinshaus, Bahnstraße. Freilingen, jeden zweiten und vierten Dienstag im Monat, 15.30 bis 18 Uhr, Mittelstraße/Auenweg. Gemünd, freitags, 8 bis 18 Uhr, Marienplatz. Hellenthal, samstags, 7 bis 13 Uhr, Parkplatz am ehemaligen Nahkauf, Kölner Straße. Kall, freitags, 8 bis 13 Uhr, Rathausvorplatz, Bahnhofstraße. Marmagen, dienstags, 8 Uhr bis 13 Uhr, Dorfplatz (Eiffelplatz), Kölner Straße. Mechernich, freitags, 6 bis 13 Uhr, Brunnenplatz. Schleiden, donnerstags, 8 bis 18 Uhr, Innenstadt.