Die Gemeindeverwaltung in Blankenheim testet derzeit aktuelle Optionen der Arbeitsplatzgestaltung für das neue Rathaus.
Neues Rathaus„New Work“ in Blankenheim: Wenn das Büro zum Fitnessstudio wird
„New Work“ heißt ein Konzept zur Arbeitsplatzgestaltung, das auch ein Mittel gegen den Fachkräftemangel sein soll. Als eine der ersten Kommunalverwaltungen im Kreisgebiet setzt die Gemeinde Blankenheim Elemente des Konzeptes um.
Stehen statt Sitzen, ein großräumiger Teamarbeitsplatz statt Büro-Einzelzellen – und zwischendurch auch mal ein bisschen in die Pedale treten: Solche und andere Phänomene kann künftig beobachten, wer die Mitarbeiter der Verwaltung ab dem kommenden Jahr im einstigen Konsum besucht, der aktuell zum Rathaus umgebaut wird.
Schon jetzt ist im Sitzungssaal des bisherigen Rathauses eine Testfläche aufgebaut. Hier wird geprüft, wie das neue Mobiliar bei dem Teil der 120 Mitarbeiter ankommt, der in die neuen Räume an der Ahrstraße 50 umziehen wird.
Konzept gilt auch als Mittel gegen den Fachkräftemangel
„Das muss keiner mitmachen, aber jeder kann“, so Bürgermeisterin Jennifer Meuren. Sie weiß, dass auch auf die Gemeinde als Arbeitgeber der Fachkräftemangel zukommt. Da müsse man für junge Menschen attraktiv sein. Und das bedeutet auch: Neu denken, was gewohnter und bewährter Büroalltag ist.
„New Work“ beginnt bei der Digitalisierung möglichst vieler Arbeitsabläufe. Dies ist ein dynamischer Prozess. In Blankenheim ist der gesamte Postausgang etwa bereits digitalisiert und wurde an einen externen Dienstleister ausgelagert. Die Digitalisierung des Posteingangs ist gerade abgeschlossen. Beides beschleunigt und vereinfacht die Arbeit in den Fachabteilungen.
Praktiziert wird auch das „Mobile Arbeiten“, das spätestens seit den Corona-Jahren allgemein akzeptiert ist. Je nach Arbeitsgebiet und Projekt kommen einige Mitarbeiter jetzt schon nur einen oder zwei Tage die Woche ins Rathaus, der größere Teil der Arbeit geschieht vom Homeoffice aus.
Blankenheimer informierten sich bei Verwaltungskollegen in Düsseldorf
„New Work“ bedeutet aber vor allem neue „Hardware“ im Büro. Meuren und ihr Allgemeiner Vertreter Robin Poensgen haben sich dazu vor Monaten in der Düsseldorfer Stadtverwaltung umgesehen, die das Konzept schon umgesetzt hat. Von Khristin Daniela Randazzo, einer Fachfrau fürs „Neue Arbeiten“, die etwa den Campus der Zürich-Versicherung in Köln gestaltet hat, erhielten die Eifeler weitere Tipps.
„Wichtig ist, dass die Mitarbeitenden ihren gewohnt gestalteten Arbeitsplatz aufgeben können, es aber nicht müssen“, betont Meuren und führt mit Katharina Hellendahl vom Gebäudemanagement-Team in die Testfläche. Im „Raum Seeblick“, dem Sitzungssaal, sind die Tische und Stühle beiseite geräumt. Seit einem guten Jahr sind verschiedene Arbeitsplatzmodelle aufgebaut: Mal zwei Arbeitsplätze vis-à-vis wie gewohnt, mal Einzelplätze – Trennwände gibt es nicht. Manche Schreibtische sind höhenverstellbar, man kann sie auch als Stehtisch nutzen.
Blankenheimer Büro-Arbeitsplätze werden zum Fitnessstudio
An anderen gibt es keinen Stuhl, aber eine dicke Schaumstoffmatte und ein „Fahrrad“ – fast wie im Fitnessstudio. Es handelt sich zum einen um eine Kybun-Matte, die vor allem Wirbelsäulenschäden vorbeugen soll, die Schreibtischsitzer oft nur zu gut kennen. Der Konzentration wie Fitness dient auch der halbe Pedalritter – beides wird arbeitsmedizinisch wärmstens empfohlen.
In Summe ist so eine abwechslungsreich gestaltete Arbeitslandschaft entstanden, zu der am Rand neben einem großen Sitzkissen auch ein „Think tank“ gehört, wie die Polstersitzgruppe mit hohen Rückenlehnen, die eine etwas abgeschottete Atmosphäre andeutet, etwas hochtrabend genannt wird. Man kennt sie auch aus den Aufenthaltsräumen, etwa in der Gesamtschule Eifel in Nettersheim.
Die Testfläche ist jetzt schon Verwaltungsalltag, auch das mit „New Work“ verbundene Prinzip der möglichst flachen Hierarchie und der Teamarbeit. „Wir haben so die anstehenden Umbaumaßnahmen an unseren Grundschulen geplant“, so Meuren. Zum Einsatz kam dabei auch einer der Laptop-freundlichen, hohen große Tische samt Leinwand dahinter – beides für die Präsentation und digitale Bearbeitung etwa von Entwurfszeichnungen bestens geeignet.
Dachgeschoss im neuen Rathaus wird zur „New Work“-Zone
Im neuen Rathaus wird vor allem das 153 Quadratmeter große Dachgeschoss zur „New Work“-Zone. Die Ebene wird ohne Trennwände gestaltet, die Mitarbeiter können sich ihren Arbeitsplatz nach den „New Work“-Prinzipien gestalten. Auch im ersten Obergeschoss, wo die Bürgermeisterin mit 19 Quadratmetern ein vergleichsweise kleines, konventionelles Zellenbüro haben wird, sind noch 60 Quadratmeter für die neue Bürowelt vorgesehen. Lediglich im Erdgeschoss, wo sich mit Bürgerbüro und Ordnungsamt Abteilungen mit hoher Besucherfrequenz befinden, sollen nur herkömmliche Büros zu finden sein.
Wie viel die neue Inneneinrichtung am Ende kosten wird, ist noch unklar – allein für die Möblierung der Testfläche fielen schon rund 20.000 Euro an. Man werde das vorhandene Büromobiliar natürlich mit umziehen, versichert Meuren, einfach entsorgt werde da nichts.
Laut Meuren ist das Feedback der Mitarbeiter auf die aufgebaute schöne neue Arbeitswelt bisher positiv. Ob es künftig im „Seeblick“ – der Name soll mit übernommen werden für einen neuen Raum – oder einer möglichen Rathaus-Chillout-Lounge allerdings auch eine Tischtennisplatte oder einen Kicker geben wird, ist unklar.