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Spektakuläres ProjektSo soll eine Schrottimmobilie zum Blankenheimer Rathaus werden

Lesezeit 4 Minuten

Das Konsum-Gebäude, 1738 erbaut, stand 40 Jahre leer und muss saniert werden.

  1. Das Gebäude, um das sich am Montagabend alles drehte, steht zwar in Blankenheim. Doch auch in den umliegenden Orten der Gemeinde stößt das Thema auf reges Interesse.
  2. Denn der Gemeinderat hat mehrheitlich die Entscheidung gefällt, das Rathaus zu verlegen. Künftig soll die Verwaltung ihren Sitz im Konsum-Gebäude haben.
  3. Dabei handelt es sich zwar um ein das Ortsbild prägendes Haus. Jedoch ist die seit 40 Jahren leerstehende Immobilie aus dem 18. Jahrhundert marode und muss für viel Geld saniert werden. Wir erklären, wie das funktionieren soll.

Blankenheim-Freilingen – Es war nicht verwunderlich, dass sich 80 Menschen im Saal der Gaststätte Meiershof in Freilingen einfanden. Sie wollten hören, was geplant ist, warum das zweckmäßig erscheinende, fast 50 Jahre alte Rathaus geräumt werden soll und wie man den Kraftakt schaffen will, „die Schrottimmobilie“, so ein Bürger, zu einem modernen Verwaltungsbau umzugestalten.

Prägend an der Blankenheimer Ahrstraße ist das Konsum,-Gebäude, das als modernes Rathaus zur Belebung beitragen könnte.

Die Entscheidung, das Rathaus zu verlassen und in den ehemaligen Konsum mitten im Ort umzuziehen, wirkt auf den ersten Blick wie ein Schildbürgerstreich. Und manche Bürger und Politiker halten das wohl auch dafür. Doch in der Infoveranstaltung wollten Bürgermeister Rolf Hartmann, die Verwaltungsspitze und Architekt Peter Pütz alle Fragen beantworten.

Sie wollten den Bürgern klar machen, dass das mächtige Gebäude, das mitten im Ortskern so lange dem Verfall preisgegeben war, „bis es vielleicht in zehn Jahren kollabiert und auf der Straße liegt“ (Architekt Pütz), aus Gründen des Denkmalschutzes erhalten werden müsse.

Was wird aus dem aktuellen Rathaus?

Dass dies nicht alle Bürger so sehen, wurde deutlich. Immer wieder wurde kritisch hinterfragt, was aus dem jetzigen Rathaus wird. Oder warum die Gemeinde die Problemimmobilie Konsum für 220 000 Euro erworben habe, obwohl der Vorbesitzer sie für einen Euro oder eine Mark erworben habe.

Drei weitere Bürgertermine

Die Reihe der Bürgerinformationsveranstaltungen zum Thema Konsum geht am heutigen Mittwoch, 11. September, um 19 Uhr weiter im Restaurant Breuer in Ripsdorf.

Am Dienstag, 17. September, können sich die Bürger aus Dollendorf und Umgebung aus erster Hand bei Verwaltung, Planern und Architekten informieren. Die Veranstaltung beginnt um 19 Uhr im Dollendorfer „Gürzenich“.

Einen Tag und eine halbe Stunde später, also am Mittwoch, 18. September um 19.30 Uhr, wird der aktuelle Stand der Planungen im Bürgerhaus in Blankenheimerdorf erläutert. (bz)

Hartmann konterte deutlich. Die Gemeinde habe mit der Ratsmehrheit das Gebäude erworben, um die städtebauliche Entwicklung des Ortsmittelpunktes voranzutreiben. „So haben wir wieder den Zugriff auf den Ortskern und können handeln“, so Hartmann – auch wenn man zuviel für das Konsum-Gebäude bezahlt habe. Hätte der Vorbesitzer den Bau verfallen lassen, müsste die Kommune ebenfalls eingreifen.

Die Decken mussten abgestützt und gesichert werden.

Jetzt aber könne aus dem Haus, das einst als Wohnhaus gebaut wurde und das auch mal das Amtsgericht, einen Textilhandel und ein Lebensmittelgeschäft beherbergte, ein rundum saniertes Verwaltungsgebäude werden. Da man eine entsprechende Förderungskulisse gesucht habe, werde die Sanierung des Konsum sowie Abriss und Umgestaltung des jetzigen Rathauses zu 70 Prozent von Land und Bund gefördert.

Um diese Förderung zu erhalten, muss das Gebäude künftig öffentlich genutzt werden ohne Gewinne zu erzielen. Die Kommune habe dann kein weiteres Gebäude „an der Backe“, so Ingenieur Christoph Diederich, das über die Jahre enorme Unterhaltskosten verursache.

Instandsetzung, Umbau und Erweiterung für fünf Millionen Euro

Die Rechnung der Kommune klingt einfach. Instandsetzung, Umbau und Erweiterung des Konsum kosten knapp fünf Millionen Euro. Dazu kommen der Abriss des jetzigen Rathauses und die Neugestaltung des Platzes für 830 000 Euro. Insgesamt müsste die Kommune 5,72 Millionen Euro investieren, trage aber dank der Förderung aber nur 1,73 Millionen Euro selbst.

Hier haben die Handwerker noch sehr viel Arbeit zu erledigen.

Auch die Gegenrechnung hatte die Verwaltung aufgemacht. Wolle man das jetzige Rathaus auf den aktuellen Stand bringen, müsse man 2,9 Millionen Euro veranschlagen, dazu käme eine halbe Million Euro für die Verlagerung von Büros während der Umbauzeit.

Außerdem müsse die Kommune den Konsum allein wegen des Denkmalschutzes für knapp 2,9 Millionen Euro sanieren. Damit fielen 6,3 Millionen Euro an Gesamtinvestitionen an, die aber nur zu einem Drittel bezuschusst werden könnten. Also koste die Kommune die Variante 4,26 Millionen Euro.

Museumscafé bleibt erhalten

In einem ersten Entwurf hatte Architekt Peter Pütz das Raumkonzept für das Eifelmuseum neu gestaltet und geplant, das Museumscafé in die Kellerräume des Hauses zu verlegen. Das allerdings hätte für das Betreiberehepaar Cristina Zimmermann-Holz und Arno Holz wirtschaftlich untragbare Einschnitte bedeutet.

Diese Planung ist laut Erwin Nelles, Allgemeiner Vertreter von Bürgermeister Rolf Hartmann, inzwischen vom Tisch. Und deshalb präsentierten der Architekt und sein Büro am Montagabend in der Bürgerversammlung im Saal der Gaststätte Meiershof in Freilingen neue Pläne, auf denen unter anderem zu sehen ist, dass sich für das Museumscafé nichts ändern soll. Eine Verlegung sei, so Nelles, dem Betreiberehepaar nicht zumutbar, das zum Start eine hohe Investition allein in die Küche getätigt habe. Das Musuemscafé habe sich zu einer echten Anlaufstätte für Bürger und Touristen in Blankenheim entwickelt. (bz)

„Wir brauchen kein neues Rathaus, aber es ist sinnvoll“, heißt es in einem Flyer der Verwaltung. Vehement widersprachen Architekt und Verwaltungsmitarbeiter dem CDU-Fraktionsvorsitzenden Ingo Bings, der die Zahlen anzweifelte: Es werde auf der einen Seite schöngerechnet, auf der anderen Seite die Zahlen aber einfach zu hoch angesetzt.

„Das ist absoluter Blödsinn“, sagte Erwin Nelles am Dienstag auf Nachfrage. Die beiden Berechnungen, so versicherte er, seien von externen, unabhängigen Büros vorgenommen worden, „weil man unseren Rechnungen ja nicht glaubt“.