Torwart investiert in HeimatortEhemalige Freilinger Schule wird zum Restaurant
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Blankenheim-Freilingen – Seit 13 Jahren versucht die Gemeinde Blankenheim für die leerstehende ehemalige Schule in Freilingen eine neue Nutzung zu finden. Nun wollen zwei gebürtige Freilinger daraus ein Restaurant machen. Der seit Juli vereinslose Bundesliga-Torwart Fabian Giefer und Sterne-Koch Manuel Sanz planen den Umbau zur „ManuFaktur“.
Das sei aber nur ein Arbeitstitel, so Fabian Giefer, während er sich den Staub von den Arbeitsklamotten schüttelt. Er steht neben einem mit Bauschutt beladenen Container und einem Berg an Müll, herausgeräumt aus dem Schulgebäude an der Martinusstraße seines Heimatortes Freilingen. Erst vor gut einer Woche war er mit Blankenheims Bürgermeisterin Jennifer Meuren beim Notar und hat den Kaufvertrag unterschrieben. Zuvor war das Gebäude im Besitz der Gemeinde Blankenheim.
Über den Kaufpreis sei Stillschweigen vereinbart worden, so Meuren. Es dürfte sich aber wohl nicht um den einer Luxusimmobilie handeln – auch wenn die Alte Schule aus dem Jahr 1880 stammt und Architekturdetails des damals aufkommenden Historismus zeigt. Meuren ist einfach froh, „dass wir nach 13 Jahren vergeblicher Suche endlich eine neue Nutzung für das Gebäude gefunden haben“. Auch Ortsvorsteherin Judith Maur und ihre Vorgängerin Simone Böhm hatten sich in die Suche nach einem Investor eingeschaltet.
Dabei war das dreigeschossige Haus mit den markanten Bogenfenstern einst nur der Erweiterungsbau für die eigentliche Schule von Freilingen, konzipiert zugleich für die Lehrerwohnung im ersten Obergeschoss. Seit 2007, mit Ende der bislang letzten Nutzung des 90 Quadratmeter großen, einstigen Klassenzimmers als Turnhalle, stand das Gebäude leer.
Zwei erfolglose Investorenversprechungen später – unter andere sollte hier die „Eifeler Kammerphilharmonie“ entstehen – hat Fabian Giefer die Initiative ergriffen und will in und für seinen Heimatort investieren. Sterne-Koch Manuel Sanz, die beiden sind Nachbarskinder gewesen, will hier den Traum eines eigenen Restaurants in der Heimat wahr werden lassen.
Für den Zweck bietet das Gebäude beste Voraussetzungen. Der künftige Gastraum in der vormaligen Turnhalle bietet Platz für 20 bis 30 Gäste. „Wir wollen die Wand, die zum in den 1950er-Jahren angebauten Trakt führt, durchbrechen und so die Verbindung zur dort geplanten Küche schaffen“, so Giefer. Im Eingangsbereich, künftig abgetrennt vom zweiten Eingang zum Treppenhaus ins Obergeschoss, sollen die Gäste empfangen werden. Was es tagesaktuell aus Manuel Sanz’ französisch-spanisch inspirierter Sterne-Küche gibt, wird, vermutlich mit weißer Kreide geschrieben, auf der alten Tafel zu lesen sein.
Kooperation mit Vereinskartell Freilingen geplant
Die künftige Nutzung des ersten Obergeschosses ist noch unklar – anderes steht bereits fest: Ums Haus herum soll es eine Außengastronomie geben. Eine Wiesenfläche für den Zweck hat Fabian Giefer gleich mitgekauft. Und Koch Manuel Sanz will mit dem Vereinskartell Freilingen kooperieren, der das Bürgerhaus gleich nebenan betreibt.
Er habe schon lange nach einer Möglichkeit gesucht, sich selbstständig zu machen, heißt es von Manuel Sanz in einem Bericht der Internetseite „Wir in Freilingen“, doch es habe einfach alles passen müssen. Sanz und Giefer – die beiden sind 27 und 31 Jahre alt – wollen bewusst auch ein Zeichen setzen: Sie interessieren sich nicht nur für ihre gemeinsame Heimat, sie investieren hier auch Zeit und Ideen.
Eröffnerung frühestens 2022
Bis zur Eröffnung des neuen Restaurants dauert es allerdings noch mindestens ein Jahr, so Fabian Giefer, der sicher ist, dass der Umbau eines so alten Hauses auch immer für eine Überraschung gut ist.
Bislang haben er und Manuel Sanz jedenfalls genug damit zu tun, überhaupt die Handwerker für die fachliche Unterstützung bei der nötigen Kernsanierung und den Umbau zu finden. Die meisten Betriebe haben ihre Belegschaften zum Reparieren und Neubau in die vom Hochwasser betroffenen Regionen geschickt. „Dort gibt es gerade verständlicherweise Dringenderes zu tun“, so Fabian Giefer.
Also macht er schon mal selbst das, was er, würde man ein Bonmot seines Berufsstandes als Torwart leicht abwandeln, ohnehin in seinem Job tun muss: „Ich halte zwar nicht den Kasten sauber wie im Spiel, aber ich räume meinen Kasten, die Alte Schule, leer.“