Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

Weltmeisterschaft der Islandpferde in DänemarkBlankenheimer hat mit Pferd „Naddur“ Hoffnung auf den WM-Titel

Lesezeit 4 Minuten

Blankenheim – Noch am Donnerstagmorgen lief „Naddur“ glücklich und mit unübersehbaren Schmutzflecken über die Weiden des Forstwalder Hofs bei Blankenheimerdorf. Am Nachmittag sollte sich das ändern. „Dann wird er gewaschen und in der Nacht geht es auf die Reise“, sagte Karly Zingsheim. Denn wenn sich an diesem Wochenende die Crème de la Crème der Islandpferdeszene zur Weltmeisterschaft in Herning in Dänemark trifft, darf sein Name auf der Starterliste nicht fehlen. Denn Karly Zingsheim ist einer der Favoriten auf den Titel im Tölt. Er und sein Hengst „Naddur vom Schluensee“ bilden eines der Pferd-Reiter-Teams, die auf der Weltrangliste besonders weit oben geführt werden.

Zingsheim strahlt kurz vor seiner Abreise jene entspannte Mischung aus Selbstbewusstsein und Bescheidenheit aus, die erfolgreichen Sportlern eigen ist. Zweifel an den eigenen Fähigkeiten gibt es nicht, aber im Wettbewerb ist alles möglich, das macht Zingsheim deutlich: „Vergangenes Jahr bin ich Vizeweltmeister geworden, da gab es vorher nur zwei Favoriten.“

Doch in diesem Jahr sehe es schon wieder ganz anders aus. Da habe eine ganze Reihe von Reitern gute Leistungen gezeigt und liege in der Weltrangliste gleichauf, so dass das Feld der aussichtsreichen Teilnehmer um einiges größer geworden sei. Was den Turniersport bei den liebevoll „Isis“ genannten Pferden angeht, ist Zingsheim ein alter Hase. 1983, als die Weltmeisterschaft in Roderath stattfand, hat er zum ersten Mal daran teilgenommen. „Seit 1987 habe ich nur zweimal gefehlt“, sagt er. Vielleicht sei er sogar die Person mit den meisten WM-Teilnahmen bei den Islandpferden überhaupt, überlegt er. Genau kann er es aber nicht sagen.

Zingsheim war schon oft bei der WM Zweiter

Einen anderen Superlativ hält er auch für möglich: „Niemand war so oft in zweiter Reihe wie ich“, sagt er lächelnd. 1997 holte Zingsheim den Titel in der Töltklasse, sehr oft war er bei der WM Zweiter. Die Deutschen Meisterschaften konnte er dagegen oft für sich entscheiden. Seit vier Jahren besitzt er sein aktuelles Turnierpferd „Naddur“, einen 14-jährigen Hengst, den er selbst an die Weltspitze herangeführt hat. „Naddur“ hat er kennengelernt als „Fünfgänger“ – ein Tier, dass auf Vielseitigkeit trainiert wurde. Zingsheim bildete es dagegen zum Spezialisten im Tölten aus und wurde 2014 mit ihm Vize-Weltmeister. „Das Pferd des Weltmeisters hat 450 000 Euro gekostet, meines dagegen 6000 Euro“, erzählt Zingsheim. Der Turniersport steht in Island hoch im Kurs und zählt dort nicht weniger als hier die Dressur oder die Springwettbewerbe mit Großpferden. Zingsheims Herz gehört den robusten Vierbeinern. „Großpferde sind oft so nervös, die scheuen viel schneller“, gibt er zu bedenken. Er liebe die robuste und unkomplizierte Art der Isländer. „Die fünf Gangarten bieten einfach alles, vom langsamen Tempo im Tölt bis zum schnellen Pass“, schwärmt er.

Die Liebe zu den Islandpferden entdeckte er auf dem Hof der Familie Kraut in Nöthen, wo er mit 16 Jahren seine ersten Kontakte zu den Kleinpferden knüpfte. Doch richtig interessant wurde es während seiner Zeit bei der Bundeswehr. Da lernte er auf einem Gutshof bei Kassel die Feinheiten des Umgangs mit den liebenswerten Isländern. Auf seinem Forstwalder Hof bei Blankenheimerdorf hält Zingsheim rund 35 Islandpferde. Täglich arbeitet er mit ihnen, obwohl sein Arbeitstag bis dahin schon keine Langeweile aufweist. Die Zingsheim GmbH, deren geschäftsführender Gesellschafter er ist, hat sich auf die Reinigung von Hotelzimmern spezialisiert und beschäftigt rund 1000 Mitarbeiter. Seinen Ausgleich findet Zingsheim auf dem Rücken der Islandpferde.

Für die engagiert er sich auch im Verband. Seit zwei Amtszeiten ist Zingsheim Präsident des IPZV, der die Geschicke des Islandpferdesports in Deutschland organisiert. Sein Vater, Josef Zingsheim, begründete die Reitanlage und das Gestüt in Roderath, das von der Familie seiner Tochter übernommen wurde.

Auch wenn „Naddur“ derzeit Zingsheims Turnierpferd ist, scharrt das nächste bereits mit den Hufen. Eine Tochter des Hengstes ist so vielversprechend, dass Zingsheim in der nächsten Saison mit ihr an den Start gehen möchte: „Ich habe mit ihr die höchste Qualifikationspunktzahl erreicht, die ich jemals hatte.“