Blindgänger unter Rasenplatz entdeckt500-Kilo-Fliegerbombe im Auel entschärft
Euskirchen – Dort, wo über Jahre hinweg Elfmeter geschossen wurden, musste nun ein Blindgänger entschärft werden. Direkt unter dem Elfmeterpunkt im Auel lag seit mehr als 75 Jahren eine 500-Kilo-Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg. Die Stadt hatte in den vergangenen beiden Tagen zwei Verdachtspunkte im Bereich des Rasenplatzes untersucht. Bei einem bestätigte sich der Verdacht. Der Kampfmittelräumdienst rückte an und machte den Blindgänger am Dienstagnachmittag unschädlich.
So ganz problemlos lief die Entschärfung dann doch nicht ab. „Wir mussten die Bombe mit der Baggerschaufel stabilisieren“, sagte Stefan Höreth vom Kampfmittelräumdienst. Beim Versuch, den Zünder herauszudrehen, habe sich der Blindgänger immer wieder mitgedreht. Sein Kollege Christoph Wassenberg sagte im Gespräch mit dieser Zeitung: „Ich habe nicht damit gerechnet, dass wir innerhalb von 30 Minuten fertig sein werden.“
Acht Euskirchener in Corona-Quarantäne evakuiert
Ein Teil der Bombe wurde nach Angaben der Experten bereits beim Aufprall zerstört, sodass nur noch einer der ursprünglich zwei Zünder übrig war. Die Überbleibsel verpackten die beiden Experten nach der Entschärfung in eine Plastiktüte. Einige Splitter transportierten sie ebenfalls ab. Nach Informationen dieser Zeitung befand sich in der Grube einiges an Sprengstoff, der sich aus der Bombe gelöst hatte.
Fragen und Antworten
So funktioniert eine Bombenentschärfung
Wer trägt die Kosten für eine Entschärfung?
„Die Gefahrenabwehr ist grundsätzlich Sache der örtlichen Ordnungsbehörde“, erklärt Winter. Das Land NRW unterhält zur Unterstützung der Ordnungsämter einen eigenen Kampfmittelbeseitigungsdienst (KBD). Die Kosten der Kampfmittelbeseitigung übernimmt in der Regel das Land – außer bei Bundesliegenschaften. Die Kosten, die durch eine Evakuierung oder Straßensperrungen entstehen, trägt die zuständige Ordnungsbehörde.
Im Euskirchener Haushalt seien etwa 50.000 Euro pro Jahr für Evakuierungen eingeplant, so Bürgermeister Sacha Reichelt. Davon werden beispielsweise auch die Rechnungen des Deutschen Roten Kreuzes bezahlt, das die evakuierten Menschen mit Getränken und Essen versorgt. Wird auch das Technische Hilfswerk alarmiert, beispielsweise zum Ausleuchten der Fundstelle des Blindgängers, zahlt der Bund diesen Einsatz.
Müssen alle Menschen evakuiert werden?
Bei Evakuierungsmaßnahmen arbeiten die verschiedenen Sachgebiete der Stadt, beispielsweise Feuerwehr, Polizei und Ordnungsamt, Hand in Hand. Es erfolgt in der Regel ein „Rausklingeln“ der betroffenen Bewohner durch die Außendienstmitarbeiter des Ordnungsamtes oder die Feuerwehr, in der Regel ergänzt durch Lautsprecherdurchsagen mit entsprechenden Fahrzeugen. So soll sichergestellt werden, dass alle betreffenden Bürger ihre Räumlichkeiten rechtzeitig verlassen. Zusätzlich erfolgt der Hinweis übers Radio sowie die Social-Media-Kanäle von Feuerwehr und Polizei Euskirchen. „Natürlich müssen alle Personen im betreffenden Evakuierungsbereich ihre Häuser verlassen“, stellt Reichelt.
Wie wird der Evakuierungsradius festgelegt?
„Ganz grob die Faustregel: pro Kilo Sprengstoff ein Meter“, sagt Euskirchens Bürgermeister. Wird also eine 500-Kilo-Bombe gefunden, gibt es einen Evakuierungsradius von 500 Metern. Dieser Radius ist aber nicht immer kreisrund, sondern wird den Straßenzügen angepasst. Vom Einwohnermeldeamt erhält der sogenannte Krisenstab, der offiziell eine Stabsstelle ist, umgehend die Anzahl der Menschen, die betroffen sind. (tom)
Etwa 370 Menschen mussten nach Angaben von Silke Winter, Abteilungsleiterin Stabsangelegenheiten, IT bei der Stadt Euskirchen, evakuiert werden. 16 von ihnen kamen für die Dauer der Entschärfung in der Turnhalle der Paul-Gerhardt-Schule an der Billiger Straße unter. Dort wurden sie von etwa zehn Mitarbeitern des Deutschen Roten Kreuz betreut.
Krater auf dem Sportplatz nach Entschärfung verfüllt
Nach Angaben von DRK-Fachberater Daniel Heitmann mussten auch acht Euskirchener, die unter Quarantäne stehen, evakuiert werden. Sie wurden in der Kaplan-Kellermann-Realschule betreut. Unter den DRK-Mitarbeitern waren auch Ehrenamtler des Kriseninterventionsdienstes. „Solche Situationen können beispielsweise für Kinder ungewohnt sein. Deshalb halten wir das Angebot vor“, so Heitmann.
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Als im November eine Bombe am Bahnhof entschärft werden musste, wurden die Evakuierten, die nicht in Corona-Quarantäne sind, an der Sammelstelle auf Covid-19 getestet. Das war diesmal nicht der Fall. „Aufgrund des Wetters wollte man niemandem zumuten, draußen 15 Minuten auf das Testergebnis zu warten. Daher wurde stattdessen eine FFP2-Maskenpflicht verhängt. Wer keine dabei hatte, erhielt eine vor Ort“, erklärte Winter.
Der Krater auf dem Sportplatz wurde nach der Entschärfung verfüllt.