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Mit Tod des Babys gedrohtMann legt nach Gewaltexzess gegen Freundin Geständnis ab

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Im goldfarbenen Trainingsanzug und mit Handschellen kam der Angeklagte in den Sitzungssaal des Landgerichts.

Bonn/Euskirchen – Im goldfarbenen Trainingsanzug und mit Handschellen erschien der Angeklagte am Montag zum Prozess und zeigte gleich Reue: „An dem Abend war ich völlig außer mir. Ich kam mit nichts mehr zurecht“, ließ er seinen Verteidiger erklären – und gestand den Gewaltexzess gegen seine 31-jährige Lebensgefährtin. Auch, dass er mit dem Tod des gemeinsamen Kindes, gerade 14 Tage alt, wiederholt gedroht hatte.

Wegen Freiheitsberaubung, gefährlicher Körperverletzung, Misshandlung und Bedrohung muss sich der 27-Jährige nun vor dem Bonner Landgericht verantworten. Am Abend des 4. August 2018 sei er, betrunken und „stoned“, heimgekehrt und durchgedreht, als er auf dem Handy seiner Freundin eine Textnachricht entdeckt habe.

Zorn nicht unter Kontrolle

Demnach soll die 31-Jährige ihrem Ex-Freund sinngemäß geschrieben haben: „Du musst mich vor dem beschützen, er will mir meine Tochter wegnehmen.“ Da habe er seine Freundin beschimpft und übel beleidigt, habe ihr gegen Knie und Beine getreten („Das tue ich, damit du nicht mehr gehen kannst“) und sie auch gewürgt.

Seinen Zorn habe er nicht mehr kontrollieren können, erklärte der Verteidiger. Sein Mandant habe weiter getrunken, neben mehreren Dosen Whisky-Cola auch drei Flaschen Wein, die er zur Geburt seines Kindes geschenkt bekommen habe. Schließlich habe er ein Fleischermesser geholt, um die 31-Jährige zu zwingen, ins Auto zu steigen. Als sie sich wehrte, hat er – wie er gestern einräumte – den Säugling auf den Arm genommen und gedroht, ihn fallen zu lassen.

Drogenproblem

„Ich hätte die Drohung jedoch nie wahr gemacht“, versicherte er am Montag vor dem Landgericht: „Zu keiner Zeit wollte ich meinem Kind etwas antun.“ Er habe das Baby ausschließlich als Druckmittel eingesetzt.

„Wissen Sie, was passiert wäre, wenn Sie den Säugling aus 1,20 Meter Höhe fallen gelassen hätten?“, fragte der Kammervorsitzende Marc Eumann. „Er wird sein Leben lang kaputt sein. Oder tot“, antwortete der Angeklagte, ohne lange zu überlegen. Aber in der Nacht war er offenbar nicht mehr zurechnungsfähig. Nach einer Fahrt in einen Wald unweit der Steinbachtalsperre stoppte der 27-Jährige, der keinen Führerschein hat. Er drohte damit, das Kind abzustechen, wenn die Lebensgefährtin nicht tue, was er wolle.

Dann kündigte er an, sie sofort zu töten, und drängte sie mit dem Messer in den Wald. Plötzlich jedoch soll sich seine Stimmung verändert haben: Nach mehreren Ohrfeigen brachte er sie zurück ins Auto und fuhr heim.

Aber davon wisse er nicht mehr viel, erklärte er gestern. Er sei erst wieder in der Klinik aufgewacht – ans Bett gefesselt. Seine Familie hatte ihn in eine psychiatrische Klinik gefahren. Die Lebensgefährtin rief die Polizei: Sie sei völlig aufgelöst angetroffen worden, hieß es. Durch die Misshandlungen hatte sie einen Nasenbeinbruch, Prellungen an Kopf, Armen und Beinen sowie Quetschungen am Hals erlitten. „Für all das“, so der Angeklagte, „schäme ich mich sehr. Ohne meine Drogenprobleme wäre das nie passiert.“ Der Prozess wird fortgesetzt.