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Bündnis der SolidaritätEuskirchener Landwirt organisierte in kürzester Zeit Hilfe

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„Wir mussten helfen, schnell!“, sagt Landwirt Thomas Gräf (v.l.), hier mit Markus Burg und Andreas Nießen von der Feuerwehr.

Euskirchen-Wißkirchen – Wie so viele wird auch Thomas Gräf diese Tage nicht vergessen. Der Landwirt organisierte mit Kollegen in der Flutnacht und in den Tagen danach die Hilfe von Bauern aus NRW und darüber hinaus. Sie kamen mit Traktoren, Anhängern, Vorderladern und Kleinbaggern ins Krisengebiet bei Euskirchen, um Menschenleben zu retten und beim Aufräumen zu helfen.

Helfer transportieren unablässig Unrat und Müll ab

Ob er ein Held sei? Thomas Gräf schüttelt nur unverständig den Kopf. „Man musste helfen. Nicht warten, bis sich irgendeine Behörde drum kümmert. Und das haben wir getan!“ Gräf ist Landwirt in Wißkirchen und steht dort gerade auf dem Dorfplatz, der seit Donnerstag einer riesigen Müllhalde gleicht. Hier fahren auch den ganzen Tag über Fahrzeuge mit Anhängern vor und kippen Unrat und Müll aus überfluteten Häusern und Höfen ab. Feiner Staub liegt in der Luft, unweit am Veybach hängt zwischen allem Unrat und Dreck ein Auto in der Uferböschung.

In den Ferien hilft der 16-jährige Lennard Terhoeven aus Wesel.

Das Szenario wirkt wie überall in den Katastrophengebieten surreal. Zwischen Dorfplatz und der Von-Halt-Straße, zwischen Veybach und einem Totarm des Gewässers, hatte sich am Mittwochabend eine künstliche Insel gebildet. An die 20 Anwohner mussten evakuiert werden – nur wie?

Da war Thomas Gräf auf den Sitz seines grünen Frontladers geklettert und hat nicht lange gezögert. Er habe die Leute aus ihren Häusern auf die Schaufel genommen und so rausgeholt, berichtet Gräf. Es sollte nicht der letzte Einsatz an diesem Abend sein.

Bündnis der Solidarität unter Bauern – rund 500 deutschlandweit

Schon gegen 18 Uhr am Mittwoch, war Gräf klar, „dass man jetzt schnell Hilfe leisten muss“. Er hat auf die Solidarität unter den Bauern gesetzt. Für den Zweck gibt es unter anderem drei bei den Landwirten bekannte WhatsApp-Gruppen. Hier tauscht man sich aus, hier findet man Tipps.

Hier wurde vor einer Woche ein Bündnis der Solidarität geschmiedet, das es unter den Bauern in NRW in dieser Form wohl noch nicht gegeben hat. „Wir haben in drei Gruppen, die wir zusammengeschlossen haben, an die 500 Landwirte erreicht“, so Thomas Gräf. Und die Hilfe kam. Zunächst rollten die Trecker aus der direkten Nachbarschaft – auch aus Arloff, Iversheim oder Bad Münstereifel.

„Landwirte, deren Betriebe zum Teil selbst abgesoffen waren, haben geholfen“, berichtet Markus Burg, Zugführer des Löschzugs 2 der Feuerwehr Euskirchen. Diese Solidarität, der sich auch die Dorfbevölkerung anschloss, habe er in 25 Jahren Feuerwehr noch nicht erlebt.

12000 Euro sammelte Larissa Loet (r.) für Nachbarin Flora Geppert.

Sogar von der Insel Rügen, aus Hamburg, aus Mönchengladbach, Wesel und Heinsberg machten sich in den folgenden Stunden Bauern auf den Weg. „Wir haben den kleinen Bagger auf den Hänger gepackt und sind losgefahren“, so der 16 Jahre alte Lennard Terhoeven aus Wesel. Er sitzt in Wißkirchen auf dem kleinen Räumgerät und schiebt den Müll am Dorfplatz zusammen. Warum er hier anpackt? „Weil man helfen muss. Und ich habe Ferien“, sagt er trocken.

Feuerwehrleute mit Schaufel von der Drehleiter gerettet

Am Mittwoch hatte Thomas Gräf gegen 22 Uhr seinen ersten lebensrettenden Einsatz beendet und machte sich auf den Weg nach Euenheim, in die direkte Nachbarschaft. Doch da sei schon kein Durchkommen mehr gewesen, so Gräf. Also weiter nach Euskirchen.

Was er dann in der Nacht zum Donnerstag erlebte, hört sich an wie aus einem Katastrophenfilm. Doch die Katastrophe ist real. Gräf berichtet von seinem Dauereinsatz: „Ich habe Feuerwehrleute von der Drehleiter runtergeholt mit der Schaufel. Die saßen auf dem Rettungsfahrzeug fest. Die Belegschaft einer Pizzeria hatte sich auf einen Pkw gerettet. Als ich die auf der Schaufel hatte, schwamm das Auto einfach weg.“ Und in einem Seniorenheim an der Alten Gerberstraße half Gräf, einige der alten Leute im Rollstuhl zu evakuieren.

Notreparatur einer Straße organisiert

Nein, er sei dabei nicht allein gewesen, sondern immer zusammen mit der Feuerwehr und nicht der einzige, der so zum Lebensretter wurde. Darauf legt Thomas Gräf großen Wert. Mit Landwirt Alexander Vils war er etwa in dieser Nacht noch in Wüschheim im Rettungseinsatz. Vils hatte wie Gräf Berufskollegen und deren Räumgerät organisiert. „Und auch in anderen Dörfern machten die Landwirte mit der Feuerwehr und der Bevölkerung mit“, weiß Gräf.

Am Donnerstag organisierte Gräf mit einem Lohnunternehmen vom Niederrhein die erste Notreparatur der Straße von Ahrweiler nach Mayschoß im Ahrtal. „Die sind nach Burgbrohl gefahren, haben dort Basalt geholt und zur Straße im Ahrtal gebracht.“

In normalen Zeiten ist das Sache der Straßenbauer. Aber in diesen Tagen ist nichts normal. „Wissen Sie, wir waren in diese Stunden auf uns alleine gestellt. Wir mussten handeln“, versucht Thomas Gräf eine Erklärung. Immer wieder kommen Anwohner auf den Dorfplatz von Wißkirchen und danken ihm für den Einsatz.

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Influencerin sammelte 12.000 Euro für eine Nachbarin

Auch Flora Geppert. Sie hat in der Horrornacht alles Hab und Gut verloren und keine Elementarschadenversicherung. Doch sie hat eine Mitbewohnerin im Haus am Dorfplatz. Larissa Loet ist nach eigenen Angaben Influencerin auf Instagram und hat versprochen, zu helfen. „Die hat in zwei Stunden über einen Hilfsfonds für mich 12.000 Euro gesammelt“, strahlt Geppert und nimmt Loet in den Arm.

Die wirkt cool – versucht es zumindest. Doch ein bisschen gerührt ist sie schon. Dazu hätte auch Thomas Gräf allen Grund. Doch das so zu zeigen, es ist einfach nicht seine Art. Und der grüne Vorderlader, das Rettungsfahrzeug? Ein Foto? „Geht nicht, der ist jetzt in der Werkstatt.“