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Corona, Flut, Ukraine-KriegKrisenstab im Kreis Euskirchen nach 811 Tagen deaktiviert

Lesezeit 5 Minuten
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Am 5. März 2020 tagte der Krisenstab das erste Mal seit langem. Danach war er 811 Tage ununterbrochen aktiviert.

Kreis Euskirchen – Der Kreis Euskirchen hat am Mittwoch seinen Krisenstab deaktiviert – erstmals seit 811 Tagen. Seit dem 5. März 2020 – an diesem Datum wurde der erste Corona-Fall zwischen Metternich und Losheim bekannt – befand sich der Kreis im Krisenmodus.

Flutkatastrophe und Krieg kamen hinzu

Und wäre die Pandemie nicht herausfordernd genug gewesen, kamen die Flutkatastrophe im vergangenen Jahr und anschließend der Krieg in der Ukraine hinzu.

„Ich bin froh, dass wir uns nun auch mal der Theorie widmen können. In der Krise verändert man nichts. Ein System, das läuft, lässt man laufen“, sagt Julia Baron. Sie leitet den Geschäftsbereich Recht und Ordnung beim Kreis Euskirchen und steht seit wenigen Wochen an der Spitze des Krisenstabs.

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Landrat Markus Ramers

Landrat Markus Ramers hat Baron zu dessen Leiterin ernannt. Natürlich könne er weiterhin jederzeit als Landrat sagen, dass er nun die Sitzung leite. Aber mit der jetzigen Konstellation komme man dem vom Gesetz gewünschten idealtypischen Bild eines Krisenstabs sehr nahe.

„Und ich weiß, dass der Posten bei Julia Baron in besten Händen ist“, erklärt Ramers: „Ich weiß, dass die Dinge bestmöglich zugearbeitet werden und ich dadurch noch mal eine andere Position erhalte, um Entscheidungen treffen zu können.“ Er müsse Menschen vertrauen können.

Und dieses Vertrauen sei immer da gewesen. „Aber während der Flutkatastrophe ist es sogar noch gewachsen. Ich kann mich auf die Leute verlassen und weiß auch, dass sie transparent mit Dingen umgehen, die nicht so gut gelaufen sind“, sagt der Landrat.

Wie setzt sich der Krisenstab zusammen?

Aus ständigen und ereignisbezogenen Mitgliedern. Zu den ständigen Mitgliedern gehören die Leiter der fünf Geschäftsbereiche der Kreisverwaltung: Ingo Hessenius, Erdmann Bierdel, Birgit Wonneberger-Wrede, Achim Blindert und eben Julia Baron. „Damit bleiben wir in der Verwaltungsstruktur“, so die Krisenstabsleiterin.

Hinzu kommen der Kreisbrandmeister Peter Jonas, der Leiter der Gefahrenabwehr im Kreis Euskirchen, Martin Fehrmann, Amtsarzt Christian Ramolla, ein Vertreter der Wirtschaftsförderung sowie ein Verbindungsbeamter der Polizei (in den vergangenen beiden Jahren war das Uwe Stark) und ein Mitglied der Pressestelle. Ergänzt wird der Krisenstab von ereignisbezogenen Mitgliedern.

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Julia Baron

Bei der Flut war beispielsweise Guido Schmitz als Abteilungsleiter für Tiefbau und Abfallentsorgung Teil des Krisenstabs. Grund: die riesigen Müllberge, die entsorgt werden mussten. Auch Marcel Schneider von der Unteren Wasserbehörde war bei den Sitzungen dabei. Ebenso Vertreter der Energieversorger oder der Wasserversorger, als es um die Wasserqualität ging.

Während der Corona-Pandemie waren dafür laut Baron dann mehr Mitglieder des Gesundheitsamts mit an Bord und Udo Crespin als Leiter des Impfzentrums.

Wie funktioniert der Krisenstab?

Im Kreis Euskirchen gibt es – wie vielerorts üblich, wo Krisenstäbe eingesetzt werden – das Zwei-Stäbe-Prinzip: der eigentliche Krisenstab und der Führungsstab. Letztgenannter besteht aus der operativen Einsatzleitung rund um Kreisbrandmeister Peter Jonas. In ihm kommen auch viele Ehrenamtler von Hilfsorganisationen zusammen.

Der Führungsstab kümmert sich um das eigentliche Einsatzgeschehen – beispielsweise um die Koordination von Einsatzkräften. Er sitzt oft schon vor dem Krisenstab zusammen, weil die Bearbeitung der Lage bereits begonnen hat.

Hinzu kommt die administrative Ebene, die den Verwaltungspart übernimmt. Beide Komponenten laufen beim Landrat zusammen, der die finale Entscheidung trifft.

Wann kommt der Krisenstab zusammen?

Dann, wenn es die Lage erfordert. Das können Ad-hoc-Lagen sein wie eine Flutkatastrophe oder Lagen, die stetig größer werden wie die Corona-Pandemie. Für die Mitglieder des Krisenstabs gibt es nach Angaben von Martin Fehrmann, Leiter der Gefahrenabwehr im Kreis, eine eigene passwortgeschützte Gruppe beim Alarmierungssystem „Groupalarm“.

Zudem gebe es eine zusätzliche Alarmierung in Form einer E-Mail. So sei gewährleistet, dass innerhalb kurzer Zeit der Krisenstab zusammenkommen könne.

Welche Erfahrungen sind gemacht worden?

„Viele“, sagt Baron: „Beispielsweise, dass die Koordinierungsgruppe im Krisenstab sehr wichtig ist.“ Sie sei so etwas wie die Geschäftsstelle des Krisenstabs. Sie kümmere sich um alle organisatorischen Dinge im Hintergrund.

„In der Pandemie haben das die Mitarbeiter der Abteilung Gefahrenabwehr übernommen“, berichtet Baron: „Sie schrieben E-Mails, führten Einsatztagebuch und bereiteten die Sitzungen vor. Sie haben das Grundrauschen die gesamte Zeit begleitet.“

In der Flut sei man in diesem Bereich nicht gut aufgestellt gewesen – weil die Aufgaben unheimlich vielfältig, viel intensiver gewesen seien. „Wir mussten kurzfristig nachbessern, weil wir beispielsweise ein Bürgertelefon eingerichtet haben und Hilfsgüter gemanagt werden mussten. Glücklicherweise hatten wir große Unterstützung aus dem Haus, um das aufzufangen“, so Baron.

Nun wolle man die Zeit nutzen, um Mitarbeiter zu schulen, um für den nächsten Ernstfall gerüstet zu sein. Räumlich wird der Krisenstab spätestens im kommenden Jahr anders arbeiten können. In der neuen Leitstelle wird es einen größeren Krisenstabraum geben.

Der dafür bisher vorgesehene wurde in den vergangenen beiden Jahren nur zu Beginn der Pandemie genutzt. Bereits im März zog man aus dem Raum neben der Leitstelle um in einen Sitzungssaal, um der Corona-Pandemie Rechnung tragen zu können.

Wie geht es ohne Krisenstab weiter?

Mit den Regelstrukturen. „Der Krisenstab ist eigentlich dafür da, um Kräfte zu bündeln. Um in außergewöhnlichen Lagen handlungsfähig zu bleiben. Diese außergewöhnliche Lage gibt es derzeit im Kreis nicht“, so Baron.

Natürlich seien die Nachwirkungen der Flut spürbar, natürlich gebe es Corona, und natürlich müsse die Hilfe für Geflüchtete aus der Ukraine koordiniert werden. Das geschehe nun aber über die Regelstrukturen, die es in einer Verwaltung gebe.

Zudem sei die Zeit gekommen, sich besser aufzustellen und die in der Praxis gewonnenen Erkenntnisse in der Theorie zu verankern, um für künftige Krisen besser gewappnet zu sein. „Von den Erfahrungen der vergangenen Jahre profitieren wir. Auch, weil wir uns jetzt gut kennen und wissen, wie wir ticken, wie wir arbeiten“, so Ramers.

Ist der Kreis auf die nächste Krise vorbereitet?

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Martin Fehrmann

„Wir sammeln gerade ganz viele Ideen – beispielsweise beim Thema Hochwasserschutz“, so Fehrmann. Für den Katastrophenschutz sei es aber wichtig, dass die besten Ideen in einem Konzept zusammengeführt werden – beispielsweise mit der Erstellung von Starkregenkarten. Oder für Auswirkungen eines Blackouts, eines langen, flächendeckenden Stromausfalls.

Im Rahmen der Nachbereitung der Flut läuft gerade eine Deltaerfassung. Der ehemalige Kreisbrandmeister Udo Crespin spricht dabei etwa mit den Leitern der Feuerwehren, Einsatzkräften in der Flutnacht oder Verwaltungsspitzen in den Rathäusern, um die Hochwasserkatastrophe aufzuarbeiten und für den nächsten Katastrophenfall so gut wie möglich gerüstet zu sein.

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Dabei gehe es nicht darum, ob man zehn oder 20 Notstromaggregate vorhalten müsse, sondern darum, ein Gesamtkonzept zu erstellen – unabhängig vom Krisenstab, so Fehrmann.