AboAbonnieren

Anlieger protestieren„Solarpark in Dahlem nicht direkt hinter den Wohnhäusern“

Lesezeit 4 Minuten
19 Anwohner haben sich mit einem Protestbanner vor der Fläche postiert, auf der ein Teil des Dahlemer Solarparks geplant ist. Auf dem Banner steht: „Wir wollen hier keinen Solarpark.“

Der Blick aus dem eigenen Garten direkt auf Reihen gestaffelt stehender Solarmodule vor den Schallschutzwänden der B 51? Das wollen sich Anwohner in Dahlem nicht gefallen lassen. Sie haben eine Unterschriftensammlung dagegen mitsamt einer Petition erstellt.

Gegen die Pläne zweier Investoren, nahe Dahlem auf rund 7,9 Hektar Photovoltaikmodule aufzubauen, regt sich Widerstand bei den Anwohnern. In einer Unterschriftenliste fordern sie: „Nicht vor unserem Gartenzaun.“

Binnen weniger Tage haben 56 Anwohner im Bereich Ursprungstraße, Auf Eisen und Steinweg in Dahlem die Forderung unterschrieben. Sie richtet sich gegen die Absicht der Euskirchener Investoren e-regio und F&S Solar, auf den Wiesen eines Landwirtes zwischen den Schallschutzwänden zur B 51 und der ersten Reihe der Anwohnergrundstücke PV-Module aufzustellen.

Diese 3,1 Hektar auf der Gemeindegemarkung 76 bilden den kleineren, südlichen Teil der vorgesehenen Gesamtfläche. Ein 4,8 Hektar großes Areal befindet sich direkt jenseits der B 51 und ist unstrittig. Beide Grundstücke gehören einem Landwirt, der sie derzeit als Wiese und Weide nutzt.

Wir sind nicht gegen Solarenergie und Photovoltaik-Anlagen. Aber nicht direkt vor unserer Nase
Mauricio Ising

„Wir sind nicht gegen Solarenergie und Photovoltaik-Anlagen. Aber nicht direkt vor unserer Nase“, so Mauricio Ising. Was er meint, können sich auch Wilfried und Monika Mayer, die ihr Haus in der ersten Reihe zur Schallschutzwand vor der B 51 gebaut haben, bildhaft vorstellen: Ihr Garten grenzt zu den Wiesen nur mit einem Zaun ab. Ungestört fällt der Blick auf die an dieser Stelle 92 Meter entfernten Betonwandmodule.

Lärmschutz sei so ja gegeben, doch dafür künftig der Blick auf dicht an dicht gestaffelt stehende PV-Modulreihen, die das Sonnenlicht reflektieren? Es könne so weit kommen, denn eine rigide Mindestabstandsregelung wie bei Windkraftanlagen gibt es für PV-Module offenbar nicht, befürchten die Anwohner.

Dahlemerin sieht ihren Lebenstraum vom Bauernhof schwinden

Auch für Friedel Tillenburg ist das alles eine Alptraumvorstellung: „Wissen Sie, unsere Grundstücke würden doch sofort drastisch an Wert verlieren“, schwant ihm nichts Gutes. Und Nicole Klein sieht ihren Lebenstraum schwinden. Sie hat auf einigen gepachteten Wiesen, die deren Besitzer an die Solarparkbetreiber verkaufen will, derzeit ihre Pferde stehen. Aber ab 2025 wären die Koppeln weg. „Dann müssten die Pferde auf die Weiden meiner Kühe, für die wäre dann kein Platz mehr da, ich müsste sie verkaufen“, so Klein. Dabei wolle sie einmal den Bauernhof ihrer Mutter übernehmen und ganz auf die Landwirtschaft setzen.

Aus diesen Gründen verlangen die Anwohner nun, dass zumindest auf den Wiesen und Weiden hinter ihren Häusern bis zur Schallschutzwand alles so bleibt wie es ist. Sie fordern die Gemeinde und die Investoren stattdessen auf, mit dem Landwirt das Gespräch zu suchen und die nördlich der B 51 für die PV-Module vorgesehene Fläche zu vergrößern.

Anlieger haben von den Plänen erst aus der Tageszeitung erfahren

So weit war in der jüngsten Gemeinderatsitzung allerdings auch schon die Mehrheit der Ratsmitglieder. Sie legten den Investoren auf, modifizierte Pläne zu entwickeln. Ganz ausgeschlossen wurde eine Teilbebauung im südlichen Teil der Bundesstraße 51, wenn auch eher oberhalb eines Teils der Ursprungstraße, in dem es Hecken und Büsche als Sichtschutz gibt, im jetzigen Vorplanungsstadium nicht.

F&S Solar soll die Idee vom Dahlemer Solarpark zudem visualisieren – und vor allem mit dem Landwirt noch einmal ins Gespräch kommen. Beschlossen wurde der Solarpark-Bau also bisher nicht. Daher wurde auch nicht die nötige Änderung des Flächennutzungsplans der Gemeinde beauftragt.

Den Anliegern reicht dies allerdings nicht aus. Sie trauen dem Frieden nicht so ganz, nachdem sie von den Plänen überhaupt erst aus der Tageszeitung und dann aus dem Gemeindeblatt erfahren haben: „Man hätte uns vorher darüber informieren sollen“, ärgert sich Friedel Tillenburg. Nun verstehe er auch, welchen Sinn Vermessungsarbeiten im vergangenen November hinter seinem Haus gemacht hätten.

Anwohnerin will eine „Bürgerinitiative für Dahlem“ gründen

Danach seien mögliche Solarparkpläne im Dorf kolportiert worden, doch Genaueres habe man ja nicht gewusst. Dass Ortsbürgermeisterin Marita Schramm (CDU) sich in der Ratssitzung zudem sorgte, „was man den Anwohnern noch zumuten kann“, verärgerte manche der Betroffenen erst recht. Sie fühlen sich von oben herab behandelt.

Also haben sie zwischenzeitlich die Fraktionsvorsitzenden von CDU, SPD und Bündnis90/Die Grünen sowie die e-regio, die Planer von F&S Solar und die Gemeinde über ihren Widerstand informiert. Mit einem Banner machen sie auf ihren Protest öffentlich aufmerksam.

Mitsamt der 56 Unterschriften – es könnten noch deutlich mehr werden, denn bisher wurden in Dahlem jenseits der betroffenen Straßen noch keine gesammelt – und einer entsprechenden Petition wollen Vertreter der Initiative an diesem Montag das Rathaus in Schmidtheim aufsuchen und ihr Anliegen Bürgermeister Jan Lembach oder seinem Allgemeinen Vertreter Erwin Bungartz darlegen. Die Dokumente wollen sie der Verwaltungsspitze übergeben.

Doch dabei wird es nicht bleiben. „Wir fordern eine Bürgerversammlung“, so Nicole Klein. Außerdem will sie eine „Bürgerinitiative für Dahlem“ gründen. Der Solarpark sei doch nur der berühmte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringe. Ob Müllbeseitigung oder Neubaugebiete – es gebe einiges, was sie und Gleichgesinnte störe.