Ditmar Krumpen war fast 35 Jahre Gemeindeförster in Dahlem. Nun übernimmt Achim Schmitz die Verantwortung für den Wald.
Wechsel in DahlemAuf 2800 Hektar Wald haben die Förster viel zu tun
Nach fast 35 Dienstjahren geht der Dahlemer Gemeindeförster Ditmar Krumpen in den Ruhestand. Nachfolger wird der gebürtige Kölner Achim Schmitz, der zuletzt 20 Jahre beim Regionalforstamt Hocheifel-Zülpicher Börde in Nettersheim beschäftigt war.
Er sei ja auch schon „zarte 50“, sagt Achim Schmitz auf dem Waldwirtschaftsweg „Am Rehbach“ nahe der Dahlemer Binz und grinst. Daher dürfte er Probleme haben, als Gemeindeförster bis zur Pensionierung die Zahl der Dienstjahre wie sein Vorgänger zu erreichen. Im Sommer wird Krumpen, 65 Jahre alt, zum Förster im Ruhestand. Dann hat er mehr Zeit für die Familie: Krumpen ist verheiratet, hat drei Kinder und fünf Enkelkinder. Bis es soweit ist, arbeitet er seinen Nachfolger ins Amt ein.
Der Dahlemer Wald ist zuerst ein Wirtschaftswald
„Natürlich können wir als Gemeinde Dahlem nur ein großes Danke sagen, dass Herr Krumpen unseren Wald so lange so gut in Schuss gehalten hat“, lobt Bürgermeister Jan Lembach. Damit meint er vermutlich nicht nur die Tatsache, dass die Gemeinde laut Forstwirtschaftsplan dieses Jahr ein Ergebnis von mehr als 600.000 Euro positiv verbuchen kann, was Kämmerer Frank Hütter freuen wird. Immerhin sind die rund 2800 Hektar Wald neben den Erträgen aus den Windkraftanlagen im Gemeindegebiet eine der wichtigsten Einnahmequellen.
Nach deutlich niedrigeren Erträgen in den Jahren 2019 bis 2021 ist wieder ein Normalniveau vor allem aus Holzverkaufserlösen erreicht. Zuvor war die Bilanz weniger erfolgreich gewesen. Die Gründe: Trockenheit, Schäden durch Borkenkäferbefall – die im Vergleich zu den kommunalen Wäldern etwa in Nettersheim oder Bad Münstereifel vergleichsweise niedrig ausfielen – und Zurückhaltung beim Holzeinschlag angesichts niedriger Marktpreise.
Für Krumpen und seinen Nachfolger ist die Marschrichtung klar: Die 2800 Quadratmeter sind zuallererst ein Wirtschaftswald. Er besteht zu rund 65 Prozent immer noch aus dem Bauholz Nummer eins, der Fichte. 25 Prozent sind Buchen, fünf Prozent Eichen, weitere rund fünf Prozent verschiedene Baumarten. Zudem ist der Dahlemer Forst ein wichtiger CO2-Speicher und dient der Erholung. „Eins ist klar: Ein bewirtschafteter Wald bindet deutlich mehr CO2 als ein naturnaher Wald“, so Krumpen. Bei Letzterem würden eher mehr klimaschädliche Treibhausgase durch natürliche Verrottung oder Brände freigesetzt.
Nach den großen Stürmen wurden verschiedene Baumarten getestet
Als er 1990 seinen Dienst bei der Gemeinde Dahlem begann, war die Nutzfunktion des Gemeindewaldes noch unbestritten. Zehn Waldarbeiter unterstützten bei der Arbeit. Heute ist es noch einer, dafür ist die Arbeit von Lohnunternehmen im Wald deutlich gestiegen. 1990 war aber auch in anderer Hinsicht, und nicht nur für Krumpen, ein wichtiges Datum. In diesem Jahr wüteten die Orkane Wiebke und Vivian auch im Dahlemer Gemeindewald. Erste größere Sturmschäden entstanden schon 1982.
Für Krumpen bedeutete das: Neue Baumarten ausprobieren, die dem Wind eher als flachwurzelnde Nadler wie die Fichten trotzen. „Wir haben damals 50 verschiedene Baumarten getestet, von denen zehn übrig geblieben sind. Die Böden hier sind nährstoffarm und haben in den Höhenlagen zu viel Staunässe, das verträgt nicht jeder Baum“, so Krumpen.
Vor jetzt 34 Jahren wurde so ein Umdenkprozess in Gang gesetzt, den Krumpens Nachfolger Achim Schmitz weiterverfolgen wird. Allerdings soll auch der Dahlemer Wald mittlerweile nicht nur Nutzen und Schutz bieten. Er soll auch der Erholung dienen, dieser Anspruch wird immer massiver eingefordert. Schmitz ist sich dessen bewusst.
Er freut sich auf die neue Aufgabe: „Von den 2800 Hektar des Gemeindewaldes ist der größte Teil an einem Stück. Eine tolle Aufgabe für einen Förster, sie zu bewirtschaften.“ Für Schmitz, verheiratet, zwei Kinder, die Familie lebt in Sistig, ist das der Hauptunterschied zu seiner Beschäftigung über 20 Jahre beim Regionalforstamt. Dort war er für 300 Privatwaldbesitzer mit kleinen, mittelgroßen und wenigen großen Parzellen zuständig. Der größte Einzelwald umfasste 400 Hektar.
Der klimaangepasste Umbau des Waldes ist ein Job für Jahrzehnte
Wie den Wald erhalten, wie ihn klimawandelgerecht umbauen? Das klimaangepasste Waldmanagement ist eine Daueraufgabe. „Wir werden in 100 bis 150 Jahren soweit sein“, so Krumpen. Dafür erhält die Gemeinde für die nächsten zehn Jahre 1,38 Millionen Euro Bundeszuschuss. Der Förderbescheid ist rechtskräftig, da er vor dem Urteil des Bundesverfassungsgerichtes zum Bundeshaushalt erteilt wurde. „Das gilt auch für die Förderung der geplanten PV-Anlagen auf unseren Kitas und zwei Elektroautos für die Verwaltung“, so Lembach.
Auch ein eher langfristiges Problem erbt Schmitz: die gerade für den jungen Wald schädliche, extrem hohe Rotwildpopulation. „Als ich angefangen habe, haben wir in einem Jahr 48 Stück erlegt, in diesem sind es mehr als 600“, so Krumpen. Die Herausforderung für die Jäger sei nach wie vor der Abschuss der Alttiere, der von Jungtieren nutze eher wenig.
So steigt der neue Gemeindeförster in einen in vielerlei Hinsicht dynamischen Prozess ein, den er teilweise steuern kann. Er arbeitet wie seine Kollegen in einem gesellschaftlichen Umfeld, das sich zunehmend für die Freizeitnutzung, die Geschicke und die Zukunft des Waldes interessiert – was auch zu Konflikten führt, etwa mit Mountainbikern oder Pilzsammlern. So wird Schmitz auch die Öffentlichkeits- und Bildungsarbeit als Teil seiner Aufgaben sehen.