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Kreistag muss entscheidenDahlemer Gemeinderat lehnt Ausbaupläne der Ditib ab

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Die eingeschossigen Teile des Gebäudeensembles sollen aufgestockt werden.   

Dahlem-Baasem – Der Dahlemer Gemeinderat lehnt die Erweiterung der ehemaligen Jugendherberge Baasem durch eine Aufstockung ab. Damit ist das Zentrum für soziale Unterstützung aus Köln e.V., Dienstleister der Ditib-Zentrale (Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion), die ebenfalls in Köln sitzt, mit den Ausbauplänen für das seit Anfang 2020 als Bildungseinrichtung und Freizeiteinrichtung genutzte Gebäude zunächst gescheitert. Nun muss der Kreistag über den Bauantrag entscheiden.

Bei einer Gegenstimme haben die Politiker dafür votiert, das gemeindliche Einvernehmen für die Ausbaupläne zu verweigern. „Damit soll sich der Kreis beschäftigen, ich glaube, da ist die Sache ohnehin besser aufgehoben“, so Bürgermeister Jan Lembach. Zuvor hatte Kronenburgs Ortsbürgermeister Johannes Fahling im Fachausschuss bereits Bedenken mit Blick auf die Vorgaben des Brandschutzes geäußert.

Derzeit stehen in Baasem 1600 Quadratmeter zur Verfügung

Zwei Gebäudeteile der dreiflügeligen Anlage sind derzeit eingeschossig, der mittlere Teil ist zweigeschossig. Insgesamt stehen rund 1600 Quadratmeter Nutzfläche für Zimmer, Schulungs- und Unterrichtsräume, Freizeitbereiche und eine Kantine zur Verfügung. Zu wenig Platz, meint das Zentrum für soziale Unterstützung.

Die Einrichtung

Hohe Auslastung

Warum die Erweiterungspläne statt der notwendigen Dachsanierung erneut auf dem Tisch liegen, erklärt Irfan Saral mit der hohen Auslastung des Hauses. Vor Beginn der Pandemiebeschränkungen 2020 sei man an den Wochenenden immer ausgebucht gewesen. In diesem Jahr und mit Beginn der Lockerungen wiederholt sich nach seinen Worten die große Nachfrage: „Wir sind bis Ende Mai ausgebucht.“ (sli)

Ferien- und Bildungshaus

Vermietet wird zum einen an Familien für Ferienaufenthalte und sowie für Fort- und Weiterbildungszwecke, so Hasan Dinç. Etwa für Mitarbeitende der Ditib-Zentrale, der Tochtergesellschaften der Verwaltung oder andere islamische Religionsgemeinschaften. „Das hier ist aber keine Koranschule! Hier werden keine Imame ausgebildet“, betont Irfan Saral. Genauer trifft es demnach wohl die Bezeichnung als Ferien- und Bildungshaus. (sli)

Das ist keine neue Sicht der Dinge. Bereits 2018 wollte man mit Blick auf die vermuteten Platzbedarfe das zweigeschossige Hauptgebäude der „Internationalen Begegnungsstätte“, wie es laut Straßenschild an der B421 mit Blick auf die vorherige Nutzung noch heißt, um ein weiteres Geschoss aufstocken.

Ditib hat 1,1 Millionen Euro in Kauf und Umbau investiert

Damals hatte der Fachausschuss diese Pläne mit Blick auf die exponierte Lage der Immobilie oberhalb von Baasem abgelehnt. „Die seinerzeitigen Planungen wurden daraufhin durch die Ditib nicht weiterverfolgt“, so die Verwaltung.

Der Verein investierte rund 1,1 Millionen Euro in Kauf und Umbau der ehemaligen Jugendherberge – nur um offenbar nach einem Jahr Schulungs- und Ferienbetrieb erneut feststellen zu müssen: Der Platz reicht nicht.

Undichtigkeiten im Dach festgestellt

Allerdings hat das vom Verein beauftragte Bau- und Planungsbüro auch erhebliche Undichtigkeiten am Satteldach über dem eingeschossigen Teil der Anlage festgestellt. Dort sind unter anderem Küche und Gemeinschaftsräume.

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Die durch das undichte Dach entstandenen Feuchtigkeitsschäden zeigt Verwalter   Yusuf Demirbas.

„Das muss dringend saniert werden“, so Abteilungsleiter Selim Mercan bei einem Ortstermin. Man rechne allein für die Dachsanierung mit Kosten im sechsstelligen Eurobereich, schätzt Irfan Saral, stellvertretender Vorsitzender des Zentrums für soziale Unterstützung. Da mache es Sinn, das Dach abzureißen und gleich die Aufstockung zu planen.

Zwölf neue Einzelzimmer sollen entstehen

Zwölf neue Einzelzimmer sollen entstehen. Das wäre eine Vergrößerung des Beherbergungsangebotes um 40 Prozent. Alle neuen Zimmer sollen mit Bad und WC ausgestattet sein. Von den derzeit 27 Zimmern sind nur fünf Einzelzimmer. „Und im Ist-Zustand gibt es auch nur Gemeinschaftsduschen“, so Zentrums-Vorstandsmitglied Hasan Dinç. Dieser eher einfache Standard stammt noch aus aus Jugendherbergszeiten.

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Die Pläne skizzierten Irfan Saral (r.) vom Zentrum für soziale Unterstützung, Vorstandskollege Hasan Dinç (M.) und Selim Mercan, Abteilungsleiter   des Bau- und Planungsbüros Net Bau GmbH.

Um das Vorhaben nun umzusetzen, wurde zunächst eine Bauvoranfrage beim Kreis gestellt. Der leitete die Unterlagen mit Bitte um Feststellung des Einvernehmens an die Gemeinde Dahlem weiter. Ähnlich wie vor vier Jahren sagte die „Nein“.

Entscheidung liegt nun beim Euskirchener Kreistag

Die exponierte Lage des Gebäudes werde durch die Erhöhung der beiden Nebentrakte noch vergrößert. „Die hierdurch entstehende Wirkung des Gebäudes auf die Umgebung erscheint aus städtebaulicher Sicht unverträglich“, so der Beschluss.

Das Zentrum kann nun nur hoffen, dass der Kreistag die Pläne dennoch befürwortet. Das Recht hat er dazu. Kommt es so weit, wird das Planungsbüro von Selim Mercan zunächst die nötigen statischen Untersuchungen durchführen, um zu prüfen, ob eine Aufstockung überhaupt möglich ist.

Vereinzelt Kritik der Anwohner an der Beleuchtung

Und wenn nicht oder wenn auch der Kreistag die Maßnahme ablehnt? „Dann wird dieser Vorstand jedenfalls nicht versuchen, einen Anbau auf der Wiese zu ermöglichen oder sich nach einem zweiten Standort in Deutschland umsehen“, so Hasan Dinç. Damit trifft er eine Aussage bis Ende dieses Jahres. Zum 1. Januar 2023 wird turnusgemäß ein neuer Vorstand gewählt.

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Wie denkt man wenige hundert Meter entfernt vom Objekt „Am Kalkofen 3“ in Baasem über das Projekt? Ortsbürgermeister Martin Kinnen sagt, dass es 2018 bei der ersten Bauvoranfrage dazu keine große Meinung gegeben habe. Das habe ihm sein Amtsvorgänger Lothar Ademes mitgeteilt. Auch heute, so Kinnen, habe sich daran nichts geändert. Kritik gibt es allenfalls vereinzelt und bezogen auf die lichtstarke nächtliche Ausleuchtung des Geländes.