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Kindergarten auf dem BauernhofDahlem mit erster Einrichtung dieser Art in 2021

Lesezeit 5 Minuten

Wertebildung zu Natur und Umwelt ist eines der Ziele des Bauernhofkindergartens.

  1. Im August 2021 soll es soweit sein!
  2. Der erste Kindergarten an einem landwirtschaftlichen Betrieb im Kreisgebiet nimmt seine Arbeit auf.
  3. Landesweit wäre es der dritte Kindergarten dieser Art.

Dahlem – Dahlem. Neben den klassischen Kindergärten haben sich in der Region die Waldkindergärten bereits etabliert. Ein weiteres Modell wird die Gemeinde Dahlem an den Start bringen. Sie will mit einem eingruppigen Bauernhofkindergarten für bis zu 20 Kinder etwas gegen den schon mittelfristig akuten Mangel an Betreuungsplätzen im Gemeindegebiet tun.

Schon im August 2021 soll der dann erste Kindergarten an einem landwirtschaftlichen Betrieb im Kreisgebiet – landesweit wäre es erst der dritte – seine Arbeit aufnehmen. Derzeit sondiert die Verwaltung in Gesprächen mit Landwirten, welche Bauernhöfe für eine derartige Kita-Gruppe geeignet sind. „Wir gehen davon aus, dass die Nachfrage größer sein wird als das Angebot“, zeigt sich Bürgermeister Jan Lembach überzeugt. Bei 50 alleine im noch laufenden Jahr verkauften Baugrundstücken im Gemeindegebiet legen alle Erfahrungswerte und Berechnungsschlüssel nahe: Jetzt müssen die Kindergartenplätze geschaffen, werden, die vielleicht schon in wenigen Jahren dringend gebraucht werden.

Kann wichtiger Standortvorteil sein

Waldkindergärten, hier an der Oberen Kyll, haben sich auch im Kreis Euskirchen bereits etabliert. Weitere werden aktuell in Kall und Nettersheim geplant.

Kommunen, die für zuziehende Familien in die Neubaugebiete attraktiv sein wollen, müssen auch die Betreuungsplätze für die Jüngsten sicherstellen. Das ist ein wichtiger Standortvorteil. Erweiterungspläne für bestehende Einrichtungen oder für Neubauten sind in zahlreichen Kommunen vorgesehen, in Kall und Nettersheim sind Waldkindergärten geplant.

Das Konzept

Klare Ziele verfolgt ein Bauernhofkindergarten. Er soll nachhaltig Kindern das Kennenlernen ihrer Lebensgrundlagen ermöglichen und eine Wertebildung zu Natur und Umwelt aufbauen. Der Tierkontakt soll soziale und Lernkompetenzen fördern. Durch vielfältige Sinneseindrücke rege das Konzept die Sensibilisierung an, heißt es von Seiten der Bundesarbeitsgemeinschaft Lernort Bauernhof in Berlin.

Zudem fördere ein Bauernhofkindergarten die ganzheitliche Entwicklung von Kindern. Für die Gemeinde Dahlem, so Bürgermeister Jan Lembach, passt eine solche Kita „auch in unsere Landwirtschafts-Kulturlandschaft“. (sli)

Naturnah wird auch der Bauernhofkindergarten sein, den der Gemeinderat von Dahlem beschlossen hat. 5000 Euro an Planungskosten sind im Haushalt 2020 eingestellt, die Gemeinde will die Trägerschaft übernehmen. Wenn er wie geplant im August 2021 in Betrieb geht, wäre er angesichts des Bedarfs im Gemeindegebiet als eingruppiges Angebot jedoch fast schon wieder zu klein.

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Das Konzept des Bauernhofkindergartens orientiert sich an Empfehlungen der Bundesarbeitsgemeinschaft Lernort Bauernhof. Der Verein in Berlin hat bundesweit nach eigenen Angaben bisher 30 bis 40 Bauernhofkindergärten in Trägerschaft etwa von Elterninitiativen oder der „Kita Natura“-Genossenschaft gezählt. Man verstehe sich als Netzwerk, so Projektkoordinatorin Annette Müller-Clemm von der Geschäftsstelle des Verbandes, die die Dahlemer Pläne ausdrücklich begrüßt.

In der Gemeinde hat nun die Suche nach einem geeigneten Standort begonnen. „Wir sind im Gespräch mit einigen Landwirten“, so Lembach. Der Inhaber des ausgewählten landwirtschaftlichen Betriebes wird Zuschüsse für die Bereithaltung des Kitaangebots auf seinem Hof erhalten.

Keine Außenstelle einer Kita

Fest steht: Das neue Betreuungsangebot wird kein Waldkindergarten als Außenstelle einer Kita in den Sommermonaten im Bauwagen und mit einer mobilen Toilettenanlage sein. Stattdessen wird es am oder im landwirtschaftlichen Betrieb je nach baulicher Lage einen festen Gruppenraum, einen kleineren Rückzugsraum und auch eine Sanitäranlage geben, so die Vorstellungen der Verwaltung. Diese Baumaßnahmen müssen von den Kostenträgern wie dem LVR und der Kreisverwaltung, aber auch der Unfallkasse bestätigt werden.

Die Situation im Kreis

Die Zahlen, die die Träger der Kreisverwaltung für den aktuell noch gültigen aktuellen Kindergartenplan 2018/19 gemeldet haben – er wird im kommenden März aktualisiert – sind deutlich: Im laufenden Kindergartenjahr besteht demnach ein Betreuungsbedarf für insgesamt 6468 Kinder, davon 1320 Unter-Dreijährige und 5148 Über-Dreijährige.

In Kindertageseinrichtungen werden derzeit insgesamt 230 Kinder mehr betreut als 2017. Der Trend aus den Vorjahren setzt sich fort: Durch Zuzüge und höhere Geburtenraten ist die Zahl der Kinder kreisweit um 2,6 Prozent (Stand: 31. Dezember 2017) gestiegen. Als Konsequenz werden in allen Kommunen des Kreises die Kapazitäten durch Neu- und Anbauten erhöht.

Neben den Kommunen gibt es noch weitere Träger von Kindergärten im Kreis Euskirchen. Der Kreisverband des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) hat 32, der Regionalverband Rhein-Erft-Euskirchen der Arbeiterwohlfahrt (AWO) 24 Kindertagesstätten in seiner Trägerschaft.

Dazu kommen kirchliche Träger und kleinere wie der Deutsche Kinderschutzbund. Auch private Träger von Kitas gibt es im Kreisgebiet. Die Elterninitiative „Familienbande“ hat eine erste Kindertagesstätte in Zülpich eröffnet und plant aktuell eine zweite, wie Kreis-Pressesprecher Wolfgang Andres berichtet.

Beim DRK im Kreis sind die steigenden Kinderzahlen der Grund für eine ganze Reihe von Maßnahmen. Entweder werden in den kommenden Jahren bestehende Kitas erweitert oder sogar Neubauten in Angriff genommen.

Neu eröffnet wurde die Kita in Arloff-Kirspenich mit drei Gruppen, 2021 soll in Mahlberg eine Einrichtung für zwei Gruppen entstehen, die Erweiterung der Kita in Nöthen um eine Gruppe wird ebenso geprüft wie die in Dreiborn.

Wie Rolf Klöcker, Geschäftsführer des DRK-Kreisverbands, ankündigt, soll zudem in etwa drei Jahren in Blankenheim eine neue DRK-Kindertagesstätte mit drei Gruppen entstehen, in die die Angebote in Bankenheim und in Blankenheimerdorf, wo eine eingruppige Kita gerade wiedereröffnet wird, aufgehen werden. (sli)

Vonseiten der Kreises steht jetzt schon fest, „dass wir das begrüßen“, so Wolfgang Andres, Pressesprecher des Kreises. Bei aller Gründungsfreude ist der Gemeinde Dahlem auch klar, dass man darüber hinaus zusätzlichen Platzbedarf hat, der nur durch Erweiterungen oder Anbauten der bestehenden drei gemeindlichen Kindertagesstätten in Berk, Schmidtheim und Dahlem gedeckt werden kann.

Aus allen Nähten platzt die Kita an der Dahlemer Teichstraße, wie Leiterin Judith De Weerdt und Bürgermeister Jan Lembach anhand der fein säuberlich aufgereihten Stiefel zeigen.

Judith De Weerdt, Leiterin des Familienzentrums und des Kindergartens an der Dahlemer Teichstraße, wo aktuell 80 Kinder in vier Gruppen betreut werden, winkt allerdings ab: „Unsere Kita, die seit 1976 besteht, wurde schon mehrfach ausgebaut. Wir platzen aus allen Nähten. Wir haben jedenfalls keinen Platz mehr für eine weitere Gruppe.“ Auch Lembach hält einen weiteren Anbau dort für problematisch: „Die Kinder brauchen doch auch einen Außenbereich zum Spielen, der fiele dann praktisch weg.“