Der anhaltende Regen der vergangenen Monate hat die Arbeiten an der Stauanlage in Kronenburg erneut ins Stocken gebracht.
Arbeiten verzögern sichAuch 2025 droht für den Kronenburger See die Sperrung
Und jetzt spielt das Wetter nicht mit: Die Sanierung der Abflusstechnik in der Kaverne der Staumauer des Kronenburger Sees verzögert sich weiter. Der Grund: Die Fachleute benötigen mehrere Wochen ohne zu starke Niederschläge, um die Betriebsschütze erneuern zu können.
„Das kann ich nicht verantworten. Das ist lebensgefährlich“, formuliert es Norbert Fischer deutlich. Er ist mit der Koordination der Sanierungsarbeiten an der durch das Juli-Hochwasser 2021 stark beschädigten Anlage beauftragt. In der Sitzung der Zweckverbandsversammlung Kronenburger See im Rathaus in Schmidtheim zeigte er ein Video von der Situation tief im Innern der Staumauer: Ein unaufhörlicher, starker Strom abfließenden Wassers ergießt sich in Richtung des von außen sichtbaren Tosbeckens. Und mitten drin sollen Fachleute nun die beiden defekten Betriebsschütze gegen neue austauschen.
Seit drei Jahren ist die Anlage am Kronenburger See im Notbetrieb
Die Regelplatten samt seitlicher Führung und die weitere Steuerungstechnik waren im Juli 2021 stark beschädigt worden. Die Stahlplatten mussten neu angefertigt werden, was am Ende eineinhalb Jahre dauerte. Seitdem, seit nun drei Jahren, befindet sich die Anlage im Notbetrieb: Eines der beiden beschädigten Betriebsschütze wurde zwischenzeitlich ausgebaut, der Abfluss wird über das zweite Schütz gesteuert, das ebenfalls ausgetauscht werden muss.
Und seit nun drei Jahren ist der Badebetrieb im See verboten. Der befindet sich im Winterstau – zu niedrig, um ihn für Freizeitzwecke im Sommer freizugeben. Bisher belaufen sich die Kosten für die Sanierung, die in einem eigenen Wiederaufbauplan des Zweckverbands stehen und aus dem Wiederaufbaufonds zu 100 Prozent finanziert werden, auf 6,1 Millionen Euro.
Mehr als 400 Liter Zufluss pro Sekunde machen Arbeiten unmöglich
Nun kommt auch noch das Dauerregenwetter der vergangenen Monate dazu. „Bei bis zu 400 Liter pro Sekunde Zufluss können wir arbeiten, darüber aber nicht mehr“, so Fischer. Tatsächlich liegen die Werte seit Monaten um die 450 und bis zu 600 Liter. Was also tun?
Eine Alternative, so Fischer, sei eine Sondergenehmigung der Aufsichtsbehörde, der Bezirksregierung Köln, den Wasserabfluss aus dem See künstlich zu reduzieren. Es habe eine entsprechende Anfrage gegeben, eine Antwort aber stehe noch aus. Dem Vernehmen nach will allerdings auch das rheinland-pfälzische Aufsichtspendant der Zwei-Länder-Hochwasserschutzanlage, die SGD Nord in Trier, um ihr Einverständnis gebeten werden.
Bis dahin müssen Fischer und die mit den Arbeiten in der Kaverne der Staumauer beauftragte Fachfirma weiter hoffen: Um die zehn Tage werden für den Einbau beziehungsweise den Austausch eines der beiden neuen Betriebsschütze benötigt. Macht um die drei Wochen insgesamt. Während derer es nicht zu viel, am besten gar nicht regnen sollte.
Ist der Grundablass des Kronenburger Sees die Lösung?
Seit nunmehr 26 Wochen war das nicht der Fall. Die Fachleute reisten an, schauten – und reisten wieder ab. Sollten sich die Voraussetzungen ändern, sei man durchaus auch zu einem Mehrschichtbetrieb bereit, gab Fischer eine Aussage der Fachleute wieder. Bleibt nur die Frage, zu welchen Konditionen da geschehen könnte.
Jedenfalls sollte der Klimawandel, der in der jüngeren Vergangenheit zu sommerlicher Rekordtrockenheit über Wochen führte, ausgerechnet in diesem Jahr mal keine Pause machen. Denn dauert die Zwangspause über den Herbst, könnte auch 2025 die Sperrung des Kronenburger Sees drohen. Ein Horrorszenario nicht nur für die Gäste, sondern auch die Betriebe rund um den See. Etwa den Pächter der Segelschule am Seeufer, der gerade seinen Vertrag trotz schon dreijähriger Zwangspause verlängert hat.
Um das zu verhindern, gäbe es möglicherweise die Alternative zwei: Der komplette Grundablass des Stausees, wie er zuletzt vor einigen Jahren für die Sanierung der Staumauer nötig war. Doch ob das noch in diesem Sommer machbar wäre und ob die Aufsichtsbehörde dem überhaupt zustimmen würde? Alles unklar.
Kronenburger See soll einen barrierefreien Zugang erhalten
Der durch das Hochwasser des Kronenburger Sees stark beschädigte Uferbereich zwischen dem Aufsichtssteg der Wasserwacht und dem Kinder-Planschbereich soll erneuert werden.
Die Planungen dazu wurden im nicht-öffentlichen Teil der jüngsten Zweckverbandssitzung beauftragt. Das Vorgehen stieß auf scharfe Kritik bei Ulrich Böttger, Gemeinderat für die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen in Dahlem: „Das geht so nicht! Die Öffentlichkeit hat ein Recht zu erfahren, was hier offenbar in nicht geringer Höhe an Planungen vergeben wird. Wir wissen noch nicht einmal, wie die Pläne genau aussehen sollen!“
Als „üblich“ verteidigte Jan Lembach, Vorsitzender des Zweckverbands und Bürgermeister der Gemeinde Dahlem, das Vorgehen. Die Pläne sollen trotz jetzt erfolgter Vergabe in einer der nächsten Sitzungen im öffentlichen Teil beraten werden. Offenbar ist vorgesehen, neben dem Neubau des zerstörten Stegs der Wasserwacht in der Verlängerung zwei Betonstufen und einen neuen barrierefreien Zugang zum Badebereich zu schaffen. Zudem soll die Kinderrutsche in unmittelbarer Nähe überarbeitet werden.
Böttgers Antrag auf Vertagung fand keine Mehrheit. Er wurde bei seiner Gegenstimme und zwei Enthaltungen abgelehnt.
Suche nach Experten für Kronenburger See verlief erfolglos
Ein Knackpunkt für die Genehmigung des Sommerstaus und damit des Badebetriebs am Kronenburger See durch die Bezirksregierung Köln war bis zuletzt die geforderte Einstellung eines technischen Betriebsleiters mit „Zusatzqualifikation Fachkunde Stauanlage“.
Diese Auflage wurde zwischenzeitlich aufgeweicht. „Wir können jetzt zwei Techniker, die wir schon haben, nach Absolvierung zweier Lehrgänge damit beauftragen“, so Erwin Bungartz, Allgemeiner Vertreter von Bürgermeister Jan Lembach. Für den Zweckverband Kronenburger See sei das eine gute Lösung, denn eine mehrmonatige Suche nach dem ursprünglich geforderten Experten verlief ergebnislos.
Den beiden Kollegen fehle zwar die ebenfalls verlangte mindestens dreijährige Berufspraxis, so Bungartz. Doch ein Ingenieurbüro habe sich dazu bereiterklärt, diese Übergangszeit unterstützend zu überbrücken. Für die beiden derzeitigen Talsperrenwärter, denen die Qualifikation fehlt, ändere sich nichts: Sie erhalten lediglich entsprechende Kollegen, so Bungartz weiter.