Wildnis und RuheDahlemer leitet seit 20 Jahren ein Natur-Camp
- Der Dahlemer Uwe Belz hat vor 20 Jahr auf einem vier Hektar großen Areal sein Natur-Camp errichtet.
- Seit Heimatdorf fiel dem Braunkohleabbau zum Opfer und zwang ihn zum Umzug.
- Im Einklang mit der Natur und den Elementen findet er Ruhe in der Wildnis – was hält ihn bis heute glücklich?
Dahlem – Uwe Belz brennt für sein Projekt. Auf dem gut vier Hektar großen Areal, das zwischen Hügeln und Wald über der Ortschaft Dahlem liegt, hat der 55-Jährige eine Vision verwirklicht. Feuer, Wasser, Erde und elementare Dinge im Allgemeinen spielen darin eine ganz zentrale Rolle.
Es geht darum: Der Mensch von heute in der Natur, mit der Natur – und nicht etwa dagegen, wie die Bezeichnungen Survival- und Bushcraft-Training vielleicht suggerieren mögen. In Dahlem hat Belz seine ganz persönliche Vorstellung von einem Ort realisiert, in dem altes Wissen um Flora und Fauna weitergegeben werden soll, wo moderne Menschen, die immer häufiger unter den Folgen der schnellen, digitalisierten Welt leiden, zur Ruhe kommen können.
Das Wildniscamp ist für den Gründer längst zum Lebenswerk geworden. Im August steht der 20. Geburtstag an.
Heimat fiel Braunkohleabbau zum Opfer
In der Eifel sei er angekommen. Dort habe er eine Heimat gefunden, sagt Belz. Dabei hatte der Verlust selbiger ihn erst dazu gebracht, sich auf die Suche danach zu machen. Als er mit Ende 20 nach der Ausbildung zum Radio- und Fernsehtechniker den Ort besuchen wollte, in dem er aufgewachsen war, habe er feststellen müssen, dass sich dort nur noch ein großes Loch befand, schildert der gebürtige Etzweiler Bürger. Sein Heimatdorf im Rhein-Erft-Kreis war dem Braunkohle-Abbau zum Opfer gefallen. Ein einschneidendes Erlebnis, so Belz: „Die Bäume aus dem Wald, in dem ich als Kind gespielt habe, lagen zu Tausenden gefällt da.“
Er begann, sich mit Naturvölkern und besonders mit der indianischen Kultur zu beschäftigen, reiste in die USA, um dort von den Lehren von Stalking Wolf alias Jon Young, einem Lipan-Apache und dessen erstem Schüler Tom Brown junior, zu lernen. Von diesen Erfahrungen inspiriert, verbrachte Belz ein ganzes Jahr in der Wildnis Amerikas. Und zwar in einer einfachen selbst gebauten Hütte als vorübergehendem Heim. Zurück in Deutschland gründete der Wildnistrainer zunächst in Hellenthal ein Camp, bis er 2014 das Gelände in Dahlem kaufte und seitdem nach seinen Vorstellungen gestaltet. Genau wie die Seminare, die der 55-Jährige mit seinem Team für alle Altersklassen anbietet.
Dazu gehören für Belz unbedingt die Vermittlung grundlegender Fähig- und Fertigkeiten: Bogenschießen, Hütten bauen, Wildkräuter- oder Vogelstimmenkunde und ganz wichtig: Feuer machen. „Das triggert die Basis-Informationen in uns und fördert altes verschüttetes Wissen zutage“, erklärt er. Diese Soft-Skills und ein sinn-volles Lernen sind dem Natur-Experten daher ein großes Anliegen. Dass Kinder und Erwachsene zunehmend von Smartphone und Co. gefangen seien, ist eine Entwicklung, die Belz mit Sorge betrachtet: „Dieses höher, schneller, weiter ist brutal. Wenn man dann rausgeht, ist da ja erstmal nichts.“
Realität könne nicht mit digitaler Welt mithalten
Mit der hohen Frequenz der digitalen Welt könnte die Realität nämlich vermeintlich nicht mithalten. Dabei sei es extrem wichtig, dem Stress in Berufs- und Schulalltag entgegenzuwirken, sagt er. Und zwar durch Sensibilisierung und Förderung einer bewussteren Wahrnehmung. Mittlerweile sei durch Studien belegt, was man eigentlich schon lange wisse: „Wahrnehmung hat mit Empathie zu tun. Das müssen wir wieder trainieren.“
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Das, so der Experte, sei auch im tagtäglichen Leben durch kleine Veränderungen möglich. Rausgehen in die „Wildnis vor unserer Tür“ und die Sinne aufsperren, rät er. Mal dem Rauschen der Blätter lauschen oder ein paar Wildkräuter sammeln: „Das ist schon eine Explosion von Wert.“
Programm im Wildnis-Camp
Mit seinem Team aus Naturpädagogen, Wildnistrainern und Outdoor-Experten bietet Uwe Belz im Wildniscamp Dahlem unterschiedliche Seminare und Programme für Schulklassen, Kinder und Erwachsene an. Wildnis-Basis, Familiencamp, Fährtenlesen oder Wildkräuter-Seminare stehen etwa auf dem Plan.
Naturerlebnisse, Gemeinschaft und selbst gemachtes Essen von der Feuerstelle gehören bei allen Kursen dazu. Bogenschießen, Feuermachen oder Schalenbrennen sind einige der angebotenen Programmpunkte.
Das 20-jährige Bestehen des Wildniscamps wird am Sonntag, 25. August, 11 bis 17 Uhr, mit einem Tag der offenen Tür gefeiert. Die Besucher können sich in der Escher Straße 21 in Dahlem auf Camp-Führungen, Bogenschießen, Beilwurf sowie einen Sinnesparcours freuen. Zudem gibt es Informationen und Einblicke in die Arbeit der vergangenen 20 Jahre.