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FahrzeugeAlte Liebe wird entrostet

Lesezeit 3 Minuten

Vorher – nachher: Uwe Loges zeigt ein von ihm restauriertes Stück und das Pendant im Urzustand.

Dahlem – Geht man über die Kölner Straße in Dahlem, so kann man dort neuerdings eine überraschende Entdeckung machen: Wo früher einmal Lebensmittel verkauft wurden, verbirgt sich nun hinter einem riesigen Garagentor eine große Werkstatt, in der etliche Oldtimer in verschiedenen Stadien der Restaurierung ordentlich aufgereiht nebeneinander stehen. Das Modell Karmann Ghia von VW ist gleich in mehreren Varianten vertreten.

„Ich liebe diese runden üppigen Formen und das italienische Design“, schwärmt Karosseriebaumeister Uwe Loges. Schon seit mehr als 15 Jahren sammeln er und seine Frau Bettina Oldtimer. Um die Jahrtausendwende zog die Familie von Pulheim in das Dahlemer Neubaugebiet Talblick, die historischen Fahrzeuge waren über mehrere Scheunen verteilt. „Ich suchte schon länger nach einer Halle“, so der 46-Jährige. Doch in Dahlem ist ein Neubau nicht möglich, und ins Gewerbegebiet nach Schmidtheim wollte der Handwerker nicht. Im vergangenen Jahr kaufte das Paar dann den Gebäudekomplex von der Schwiegermutter des Bürgermeisters Reinhold Müller, dessen Frau dort die alte Familientradition des Lebensmittelhandels bis vor einiger Zeit fortgeführt hatte.

„Nach dem Umbau der Räume betreibe ich hier nun als Selbstständiger eine Werkstatt als Beulendoktor“, berichtet Loges. Er ist aber auch in der näheren und weiteren Umgebung unterwegs, um in anderen Werkstätten Dellen aus wertvollen Karossen zu entfernen. „Meistens sind es Hagelschäden, Parkdellen oder Türklopfer.“ Viele solcher Schäden könne man ohne Spachteln und ohne Lackieren beseitigen. Diese Handwerkskunst, bei der das Blech original erhalten bleibe, sei besonders bei älteren Autos gefragt.

Als Firmenwagen benutzt der Dahlemer einen VW 1600 Variant, Baujahr 1968. „Ein solcher Wagen entschleunigt das ganze Leben“, gibt er seine Philosophie preis. Er brauche zwar auf längeren Strecken ein paar Minuten mehr, komme aber dafür entspannter am Ziel an. Außerdem sei der Unterhalt wesentlich preiswerter. „Ich habe mich einfach zu viel über moderne Autos geärgert“, sagt Loges. Diese müssten zu oft in die Werkstatt und hätten einen enormen Wertverlust.

Seit zweieinhalb Jahren restauriert er einen Karmann Ghia Cabrio aus dem Jahr 1970. Dieser Wagen hatte total verrostet in einer Tondorfer Scheune gestanden. Nach der Bergung wurde zunächst einmal alles auseinandergenommen. Die Karosserie kam dann in ein Tauchbad, um Lack und Rost zu entfernen. Dann wurde geschweißt, ausgebeult und verzinnt. Eine Fachfirma trug den neuen Lack im Originalfarbton „hell elfenbein“ auf. Die Stoßstangen wurden frisch verchromt, die Polster neu bezogen, das Verdeck komplett erneuert und der Motor überholt.

„In die Restaurierung habe ich Hunderte Stunden Arbeit investiert“, sagt Loges. Der Neuwagen kostete einst sieben- bis achttausend Mark, die Wiederherstellung verschlang ein Mehrfaches. Demnächst, wenn alle Hagelschäden des jüngsten Unwetters bei den Kundenautos beseitigt sind, will das Ehepaar mit dem Schmuckstück die Alpen überqueren. Damit man auf den Alpenpässen nicht zu einem rollenden Verkehrshindernis wird, wurde kurzerhand der Heckmotor ausgetauscht. Loges: „Das war nur ein halber Tag Arbeit.“ Statt 44 PS aus 1500 Kubikzentimetern blubbert dort nun ein aufgemotzter Boxer mit über 100 PS aus 1800 Kubikzentimetern. „Ich fahre aber nicht schneller als 120“, beteuert der Autonarr.

Die Werkstatt wurde binnen kurzer Zeit zur Attraktion im Dorf. „Viele Besucher des Cafés gegenüber blicken zunächst neugierig herein und stehen wenig später am Tor“, berichtet Loges. Dann werden Schwätzchen gehalten und Jugenderinnerungen ausgetauscht. So solle es auch sein, sie wollten schließlich auch ein bisschen den Ort beleben, meint das Paar ganz entspannt. Und die Autos will man alle behalten. Und warum? „Damit wir im Alter was zu fahren haben.“