Stilistische VielfaltVolles Haus beim Open-Air-Konzert in Dahlem
Dahlem-Kronenburg – Als einer der ersten Konzertveranstalter in der Region hat das Freie Forum Kronenburg in Corona-Zeiten wieder eine Musikveranstaltung organisiert. Und das nicht als Live-Stream: 80 Zuhörer kamen in den Innenhof des Hauses für Lehrerfortbildung.
„Als Freies Forum Kronenburg war die letzte Veranstaltung im vergangenen Herbst, als Haus für Lehrerfortbildung Mitte Januar.“ Martin Schöddert, in Doppelfunktion als Vorstand des Kronenburger Kulturvereins Veranstalter der Kunst- und Musikreihe „Kultur Vision“, seit mehr als zehn Jahren aber auch Leiter des landeseigenen Hauses für Lehrerfortbildung, wirkte selbst ein bisschen überrascht.
Leeres Bildungshaus
Schon seit Monaten steht das Bildungshaus am Fuße des Burgortes leer – dem Lockdown in Corona-Zeiten geschuldet. Doch dann hatten er und das Team des Freien Forums Kronenburg sich ein Hygienekonzept überlegt – und flugs den Innenhof des Lehrerbildungsgebäudes zum Open-Air-Konzertsaal erklärt.
Hier führen breite Stufen hinunter in den Innenhof, wo oben wie unten ausreichend Platz für zugelassene 80 Zuhörer ist. Für einen lauen Sommerabend am Samstag das ideale Ambiente. Das Publikum belohnte die Mühen der Vorbereitung: „Wir sind ausverkauft. 80 sind gekommen“, freute sich Schöddert.
Quartett aus Studienzeiten
Die Freude war ganz bei den gastierenden Musikern um den skandinavischen Posaunisten Janning Trumann. Das 2015 gegründete Quartett, dem neben Trumann auch Lucas Leidinger (Piano), Florian Herzog (Bass) und Anthony Greminger (Schlagzeug) angehören, kennt sich aus Studienzeiten an der Kölner Hochschule für Musik und Tanz. Zudem spielen einige von ihnen im Subway Jazz Orchestra mit, das schon zweimal im Haus für Lehrerfortbildung gastierte.
In Corona-Zeiten musste auch Trumanns Quartett bisher fast ganz auf Live-Auftritte verzichten. Es sei nur zu zwei Streaming-Konzerten und am vergangenen Donnerstag zu einem Live-Konzert in Köln gekommen, so Janning Trumann. Nach seiner Erfahrung „trauen sich viele Veranstalter nicht, oder sie befürchten, dass sich die wegen der nötigen Sicherheitsabstände drastisch reduzierten Besucherzahlen nicht rechnen.“
CD mit neuen Stücken
In Kronenburg spielte das Janning-Trumann-Quartett gut 90 Minuten ein Konzert, das aus Eigenkompositionen des Posaunisten bestand: Im ersten Teil Stücke aus der soeben erschienenen neuen CD „Emotional Reality“, im zweiten eine in den vergangenen Lockdown-Monaten fertiggestellte „Suite“. Trumann spielt eine vielfarbige Posaune, mal mit einer Vorliebe für die eher höheren Tonlagen, die die Posaune zu einer tiefen Trompete machen, mal mit Schalldämpfer unterkühlt, mal intellektuell und verquast wie Albert Mangelsdorff und immer mit einem ausgeprägten Gefühl für die Melodie.
Das Talent des 1990 geborenen Musikers wurde schon zu Schulzeiten entdeckt und etwa vom schwedischen Posaunisten Nils Landgren gefördert. Trumann spielte Mitte der 2010er-Jahre im Jazz Baltica Ensemble und konnte mit einem Stipendium des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) eine Zusatzausbildung in Jazz an der New York University machen.
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Beim Open-Air-Konzert in Kronenburg überzeugte die stilistische Vielfalt des Quartetts: von Mainstream-Einflüssen über Rhythmus geprägte Passagen bis hin zu komplexen Kompositionen mit Free-Jazz-Elementen, die scheinbar bis zur Improvisation gingen.
Ein rundum gelungener Abend im Freiluft-Konzertsaal des Hauses für Lehrerfortbildung, interpretiert man den dankbaren Applaus des Publikums für Schöddert und die Musiker richtig.