Türkische StreitkräfteChemson-Areal in Schmidtheim liegt immer noch brach
Schmidtheim – Wer durch das Schmidtheimer Gewerbegebiet fährt, dem fällt sofort das Gelände der Firma Chemson an der Industriestraße auf. Ende des Jahres 2009 schloss die österreichische Chemiefirma ihren dortigen Standort, fast 100 Beschäftigte verloren ihren Arbeitsplatz. Chemson war einer der größten Arbeitgeber der Gemeinde Dahlem.
Das große Areal mit den zahlreichen Hallen und Silos sieht nach all den Jahren so aus, als würde dort noch immer produziert – nur ohne Menschen. Denn das Gelände wirkt gepflegt, sogar der Schnee wird geräumt. Nur die Anzeige, auf der die unfallfreien Tage gezählt werden, ist anscheinend für immer erloschen.
Anfragen anderer Betriebe
„Das Gelände gehört immer noch der Firma Chemson“, lautet die Auskunft aus dem Rathaus der Gemeinde Dahlem. Bürgermeister Jan Lembach berichtete, dass er schon zweimal Anfragen anderer Betriebe, die das Gelände gerne nutzen würden, an die Chemson-Zentrale in Österreich weitergeleitet habe. Allerdings ohne Erfolg.
PVC-Additive
Chemson ist ein weltweit tätiges Unternehmen, das über 200 Millionen Euro Jahresumsatz erwirtschaftet. Standorte gibt es zum Beispiel in Australien, China, Brasilien, Österreich, Deutschland, Holland und in den USA.
Hauptprodukt des Unternehmens sind Additive für die PVC- und Glasherstellung. Diese Zusätze ermöglichen es, dass aus PVC sowohl hauchdünne Folien als auch widerstandsfähige Rohre hergestellt werden können. (jop)
„Es ist nicht abzusehen, ob Chemson in Schmidtheim noch einmal eine Produktion aufnehmen will oder was die Firma mit ihrem Betriebsgelände vorhat“, so Lembach. Dem Bürgermeister läge es natürlich am Herzen, wenn dort wieder Menschen Arbeit finden würden. Denn industrielle Arbeitsplätze sind in der strukturschwachen Gemeinde rar.
Nach Aussagen von Nachbarn fahren immer mal wieder Lieferwagen auf das Werksgelände. Auch die Produktionsmaschinen sollen immer noch in den Hallen stehen. Selbst Altbürgermeister Reinhold Müller hatte während seiner Amtszeit schon Anfragen von Interessenten an die Chemson-Zentrale weitergeleitet.
Gegenüber der Presse zeigt sich die Chemson-Zentrale in Arnoldstein, das im Dreiländereck von Österreich, Slowenien und Italien liegt, zugeknöpft. Anfragen zur Zukunft des Geländes – egal, ob schriftlich oder telefonisch gestellt – wurden nicht beantwortet. Früher war das Unternehmen wesentlich auskunftsfreudiger.
Womöglich hängt diese Entwicklung mit einem Eigentümerwechsel zusammen. Denn laut Homepage ist Chemson seit 2013 Teil der türkischen Oyak-Gruppe. Dabei handelt es sich um den Pensionsfonds der türkischen Streitkräfte, es ist die älteste und größte private Pensions- und Sozialkasse der Türkei.
Finanziert wird der Fonds durch eine Pflichtabgabe. Die Gruppe gehört zu den drei größten Unternehmensgruppen der Türkei. Nach dem gescheiterten Militärputsch wurde die Oyak-Führung ausgetauscht.