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Diakonisches Werk EuskirchenGruppe hilft Kindern mit Trauer umzugehen

Lesezeit 4 Minuten
EU Kindertrauergruppe Diakonie

Manchmal tut es gut, seiner Wut freien Lauf zu lassen. Sonja Conrads hält den Boxsack fest und macht der Grundschülerin Mut, kräftig draufzuhauen.

  1. Wenn ein naher Angehöriger stirbt, ist es manchmal für Kinder und Jugendliche schwierig, mit ihrer Trauer umzugehen.
  2. Die Diakonie bietet daher seit einem Jahr, eine Trauergruppe für Jungen und Mädchen an.
  3. Wir haben die erste Trauergruppe zum Abschluss ihrer gemeinsamen Zeit besucht.

Euskirchen – „Lange saßen sie dort und hatten es schwer, doch sie hatten es gemeinsam schwer, und das war ein Trost. Leicht war es trotzdem nicht“, schreibt Astrid Lindgren in ihrem Buch „Ronja Räubertochter“ und trifft damit den Nerv des gemeinsamen Trauerns. Eine Gruppe also, in der Hinterbliebene offen über das sprechen können, was sie durchleben, kann eine große Stütze sein, wenn das Leben durch den Tod eines geliebten Menschen aus den Fugen gerät.

Für Kinder und Jugendliche hat das Diakonische Werk Euskirchen in diesem Jahr eine Gruppe ins Leben gerufen, in der Mädchen und Jungen gemeinsam ihrer Trauer begegnen dürfen und lernen, wie sie mit Wut, Angst, Verzweiflung oder Schmerz umgehen können. Dabei kann es manchmal ziemlich laut zugehen in dem Raum an der Kaplan-Kellermann-Straße: „Letzte Woche hatten wir das Thema Wut“, erklärt Ruth Claudia Ude, die Religionslehrerin an einer Grundschule ist und sich zur Trauerbegleiterin für Kinder und Jugendliche hat weiterbilden lassen.

Da gab es beispielsweise den Wuteimer, einen gängigen Plastikeimer, in den die Kinder all ihren angestauten Frust hineinbrüllen durften. „Auch Schimpfworte durften da rein, den Eimer haben wir hinterher ja ausgeleert und saubergemacht“, so Sonja Conrads, Koordinatorin des Diakonie-Hospizdienstes, augenzwinkernd. Sie unterstützt Ude bei den Gruppentreffen.

Neue Gruppe startet im Januar

Der Tod eines nahe stehenden Menschen löst heftige Gefühle aus: Traurigkeit, Angst, Verzweiflung, Schuld, Wut und Leere. Emotionen, bei denen sich schnell auch Überforderung einstellen kann – auch bei Kindern und Jugendlichen.

In der Trauergruppe geht es darum, diese Gefühle zu erkennen, sie zuzulassen und zu lernen, was hilft, wenn die Trauer wehtut. Gemeinsam wird geredet, gebastelt, gespielt und geschrieben. Auch Abschiedsrituale werden zelebriert.

In der Gruppe können die Kinder über ihren Schmerz reden. Unter Gleichaltrigen fühlen sie sich angenommen und sie erleben, dass sie mit ihren Erfahrungen nicht alleine sind.

Am Mittwoch, 22. Januar, 15.30 bis 17.30 Uhr, startet die nächste Trauergruppe in den Räumen des Diakonischen Werks Euskirchen, Kaplan-Kellermann-Straße 12/14. Weitere Infos erhält man bei Ruth Claudia Ude, Tel. 01 51-16 98 40 18. Das Angebot ist kostenfrei und überkonfessionell, trauer@diakonie-eu.de. (hn)

„Mir hat besonders gut gefallen, was wir mit dem Ton gemacht haben“, verrät Cilly (Namen der Kinder geändert), die Jüngste der Gruppe. Große Klumpen des Materials durften kraftvoll auf den Boden gepfeffert werden, dass es nur so klatschte. „Natürlich hatten wir vorher Folie auf den Boden gelegt“, so Ude lachend.

Trauergruppe traf sich acht Mal

Die Mädchen und Jungs der ersten Trauergruppe, die nach acht Treffen nun vorerst zu Ende ist, sind Grundschüler oder in den ersten Klassen weiterführender Schulen. Die einen haben Großeltern verloren, an denen sie sehr hingen, bei anderen ist ein Elternteil gestorben.

„Alle haben auf ihre Art einen Verlust erlebt, hier treffen sie auf andere, die die damit verbundenen Gefühle und Gedanken gut kennen“, so Ude. Heute basteln sie an einem „Wenn-Dann-Buch“, in dem die Kinder aufschreiben dürfen, was ihnen hilft, wenn die Gefühle sie fluten.

„Wenn ich wütend bin, dann schreie ich“, schreibt Cilly auf eine Seite. Das Selbstporträt, das sie darunter malt, zeigt ein Gesicht mit weit aufgerissenem Mund. „Wenn ich traurig bin, dann kommt meine Katze zu mir“, steht in Schönschrift in Julias Wenn-Dann-Buch. Viktor, dessen Mutter gestorben ist, klebt nur ein buntes Taschentuch auf das Papier.

In der Mitte des Raums steht ein Eimer mit Wasser. Darin schwimmen Tischtennisbälle, auf denen die Kinder Gefühle geschrieben haben. Böse, lieb oder glücklich steht darauf. „Genauso wenig, wie sich diese Bälle unter Wasser drücken lassen, lassen sich die Gefühle unterdrücken“, erklärt die Trauerbegleiterin. Es gelte, Worte zu finden für das, was man fühlt, damit man nicht einfach stecken bleibe im emotionalen Ausnahmezustand.

Kindertrauergruppe Diakonie2

Gefühle kann man nicht unterdrücken, genauso wenig wie die Tischtennisbälle unter Wasser bleiben, egal wie sehr man es versucht.

Im Laufe der Wochen wurde in der Gruppe viel erzählt. Tränen flossen dabei zwar auch hin und wieder, aber weitaus mehr wurde miteinander gelacht. „Ich fand es toll, die Erinnerungskisten zu basteln“, sagt Viktor.

Darin liegen soll ein Handy seiner Mutter, das zwar kaputt ist, das ihn aber immer an sie erinnere. Katja hat ihre Kiste grün angemalt und mit reichlich Glitzer verziert: „Die zweite Lieblingsfarbe meiner Oma war nämlich Grün, und Glitzer fand sie toll.“

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Abschlussrunde: Ruth Claudia Ude mit dem Gefühlsstein. 

Zum Abschluss des Treffens gibt es einen Sitzkreis. Ruth Claudia Ude reicht einen Stein herum, auf dem Symbole gemalt sind, die für unterschiedliche Stimmungen stehen. „Ich nehme die Sonne, weil mir jetzt sehr warm ums Herz ist“, sagt eines der Kinder und reicht den Stein an Cilly weiter.

Sie überlegt kurz und wählt dann das Symbol des Regenbogens: „Weil es mir jetzt viel besser geht als vorher und weil ich so bunte Gefühle habe.“