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E-Mobilität im Kreis EuskirchenTopografie macht E-Autos das Leben schwer

Lesezeit 5 Minuten

Die Zahl der Autos mit einem „E“ auf dem Nummernschild ist im Kreis Euskirchen in den vergangenen Jahren gestiegen.

Kreis Euskirchen – E-Auto oder Verbrenner? Kaum etwas wird so leidenschaftlich diskutiert. Mehr als 9400 E-Fahrzeuge sind im Kreis angemeldet. Vor vier Jahren waren es 972. Auch in den Verwaltungen wird durchaus auf Elektromobilität gesetzt.

Bad Münstereifel

Seit Anfang 2019 besitzt die Stadt Bad Münstereifel einen Renault Zoe als Dienstwagen. Für das Fahrzeug wurde eigens eine Ladestation hinter dem Rathaus installiert. Bei der Flut wurden das Auto und die Ladesäule zerstört. Zwischenzeitlich steht ein Ersatzfahrzeug, ebenfalls ein Renault Zoe, bereit. Mangels Lademöglichkeit – die Versorgungsleitungen in der Stadt reichen derzeit noch nicht aus, um die erforderliche Power zu liefern – kann das Fahrzeug allerdings noch nicht eingesetzt werden. Der Kleinwagen wurde für Dienstfahrten im Stadtgebiet und darüber hinaus im Umkreis von bis zu 50 Kilometer eingesetzt.

Wegen der begrenzten Reichweite mit einer Akkuladung fahre man längere Strecken instinktiv sparsamer und defensiver, heißt es von der Verwaltung.

Blankenheim

Auf einen Hyundai Kona hat dagegen die Gemeinde Blankenheim gesetzt. „Wir schauen bei Neuanschaffungen, ob das Fahrzeug auch als E-Fahrzeug erhältlich ist“, so die Verwaltung. Da am Rathaus eine Ladesäule stehe, sei das Laden des Autos auch kein Problem.

Dahlem

Das zweite E-Auto habe sich nun die Dahlemer Verwaltung angeschafft, berichtet Bürgermeister Jan Lembach. Nach fünf Jahren sei man auf die nächste Generation E-Auto umgestiegen. Bisher habe es mit dem Dienstfahrzeug für die Verwaltung noch keine Probleme gegeben, die Reichweite sei groß genug und die Infrastruktur ausreichend. „Da, wo es passt, stellen wir um“, sagt Lembach. Bei einem Förster, der einen Allrad-Antrieb benötige, um durch den Wald zu fahren, sei die Umstellung allerdings schwierig. Und auch der Bauhof werde weiter Lkw mit klassischem Brennstoff fahren, da diese schwere Hänger ziehen können müssen. Ein weiteres E-Fahrzeug ist schon in Planung, und im kommenden Jahr soll das Hybrid-Fahrzeug durch ein rein elektrisches Auto ersetzt werden.

Euskirchen

Seit Oktober gibt es einen Mercedes eVito, der vorwiegend von der Parkaufsicht genutzt wird. „Darüber hinaus besitzen wir mehrere E-Bikes“, sagt Euskirchens Pressesprecher Tim Nolden. Die Erfahrungen sowohl mit dem eVito als auch mit den E-Bikes seien überwiegend positiv. „Akkuleistung und Ladevolumen reichen für die Zwecke der Parkaufsicht völlig aus“, so Nolden. Künftig solle bei einer Neuanschaffung der Kauf eines reinen E-Fahrzeugs oder eines Wasserstoff-Fahrzeugs geprüft werden.

Deponie-Strom

Mittlerweile hat sich Werner Krebs, Fahrer des Landrats, an den Hybrid-Antrieb seines Audi A8 gewöhnt. Bei einer der ersten Fahrten habe ihn die Beschleunigung doch überrascht. Und auch Markus Ramers war erstaunt. Er sei ordentlich in den Sitz gedrückt worden, berichtet er. 50 Kilometer schafft der Audi laut Krebs elektrisch, dann schaltet sich der Verbrennungsmotor dazu. Mit dem Audi muss Krebs nun immer zur Tankstelle. Die Diesel-Zapfsäule hinterm Kreishaus kann er nicht mehr nutzen.

Sechs E-Fahrzeuge hat der Kreis in Betrieb, ein siebtes ist bestellt. Im Abfallwirtschaftszentrum und im Bauhof sind auch Fahrzeuge im Einsatz. Als Herausforderung stellt sich laut Verwaltung derzeit dar, ein Allrad-E-Fahrzeug für die Bauhofleitung zu finden. Grundsätzlich sei man mit den elektrischen Fahrzeugen im Fuhrpark zufrieden, heißt es aus dem Kreishaus. Alle Fahrzeuge werden nach Angaben von Achim Blindert, dem Allgemeinen Vertreter des Landrats, mit Deponie-Strom, also „grünem Strom“ geladen. (tom)

Hellenthal

Rudolf Westerburg, Bürgermeister in Hellenthal, ist von der E-Mobilität für seine Verwaltung oder kommunalen Betriebe noch nicht überzeugt: „Wir werden um das Thema bei Neuanschaffungen nicht herumkommen, aber es ist nicht geplant, ad hoc umzurüsten.“ Wegen der Topografie und Infrastruktur der Gemeinde sei die Reichweite zu kurz. Selbst wenn das E-Fahrzeug 400 Kilometer weit mit einer Ladung käme, müsse zu häufig nachgeladen werden, so Westerburg. Die Kommune habe das Konzept in einem Modellprojekt vor einigen Jahren für einige Monate bereits getestet, war aber nicht vollends überzeugt. „Auf der Strecke von Hellenthal nach Euskirchen mussten wir einmal nachladen“, so Rudolf Westerburg.

Kall

„Vor der Flut hatten wir einen Kastenwagen und einen Renault Zoe“, sagt Tobias Heinen, Struktur- und Wirtschaftsförderer der Gemeinde Kall. Beide Fahrzeuge hat das Wasser zerstört. Jetzt habe die Verwaltung einen Hybrid-Geländewagen und ein zweites Fahrzeug für die Verwaltung sowie einen neuen Kastenwagen für den Bauhof. Eigene E-Bikes habe die Gemeinde nicht, „aber wir beteiligen uns an dem Projekt ’Eifel E-Bikes’, die bei uns unter anderem am Bahnhof stehen“. Laut Heinen haben sich die E-Fahrzeuge bewährt: Durch die Möglichkeit, die Fahrzeuge vor Ort zu laden, entfalle der Weg zur Tankstelle. Zudem seien die Fahrzeuge nach Heinens Gefühl wartungsärmer. Lediglich für die Nutzfahrzeuge mache es die Topografie schwieriger.

Mechernich

Mechernichs Bürgermeister, Dr. Hans-Peter Schick, sagt, dass rein elektrische Fahrzeuge beim Bauhof im Einsatz seien. „Die Erfahrungen sind gut“, so Schick.

Schleiden

„Ich stehe dem total offen und positiv gegenüber, aber nicht um jeden Preis“, sagt Schleidens Bürgermeister Ingo Pfennings. Der E-Fuhrpark der Stadt Schleiden umfasst einen VW E-Golf und einen Renault Zoe. Bis Mitte Juli hatte auch der Bauhof ein E-Fahrzeug. Das sei dann allerdings der Flut zum Opfer gefallen, so Pfennings: „Wir werden das Fahrzeug auch nicht mehr ersetzen.“ Denn in der Praxis sei das Fahrzeug nicht ideal gewesen. Für die topografische Lage reiche die Akku-Kapazität einfach nicht aus.

„Eine meiner ersten Diensthandlungen war die Abholung des E-Golfs im Winter 2018/2019.“ Für Wege der Verwaltung im Stadtgebiet seien die Fahrzeuge bestens geeignet, lange Strecken, bis nach Düsseldorf beispielsweise, lasse er seine Mitarbeiter aber nicht damit fahren, so Pfennings.

Weilerswist

„Wir haben lediglich die beiden E-Bike-Stationen in Weilerswist am Bahnhof mit zehn und am Derkumer Bahnhof mit sieben E-Bikes – jeweils inklusive Ladesäule“, sagt Gemeindesprecherin Claudia Roberz. Die Nachfrage nach diesem Angebot sei sehr groß. Ein rein elektrisches Fahrzeug gibt es laut Roberz nicht im Gemeinde-Fuhrpark.

Zülpich

Zurzeit gibt es nach Angaben von Pressesprecher Torsten Beulen bei der Stadtverwaltung Zülpich fünf Fahrzeuge mit elektrischem Antrieb – drei werden von den Mitarbeitern des Baubetriebshofes und der Stadtverwaltung genutzt. Zudem gebe es zwei Dienstfahrräder.

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Die ersten Erfahrungen seien grundsätzlich positiv. Für ein Urteil sei es aber noch zu früh, da es teilweise noch an ausreichender Praxiserfahrung fehle. Diese werde bei künftigen Neu- oder Ersatzbeschaffungen aber in den Entscheidungsprozess miteinfließen, so Beulen.