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Unternehmer saniert ImmobilienBenedetto Gentili rettet desolate Gebäude in der Eifel

Lesezeit 4 Minuten

Wenn er kreativ sein kann, lebt Benedetto Gentili auf: Den Schmidtheimer Bahnhof hat er innerhalb von fünf Jahren saniert.

  1. Der Unternehmer Benedetto Gentili liebt die kreative Herausforderung, desolate Immobilien zu sanieren. Den Schmidtheimer Bahnhof renovierte er für 300.000 Euro. Auch in Kall würde er gerne aktiv werden.

Eifelland – Das Thema Wohnungsbau treibt derzeit die Politik um. Sowohl in den Metropolen als auch auf dem Land gibt es zu wenig Wohnraum. Gleichzeitig herrscht in vielen Kommunen Angst vor Leerstand in den Orten: Alte Häuser verrotten, wer sich ein Eigenheim schaffen will, setzt oft lieber auf einen Neubau im Baugebiet, weil man standardisierte und energietechnisch günstige Lösungen wählen kann. Doch es geht auch anders: Benedetto Gentili (53), Unternehmer aus Roggendorf, schwärmt geradezu für alte Häuser, die für ihn eine kreative Herausforderung bedeuten. Acht Häuser hat er schon, 25 Wohnungen sind mittlerweile entstanden.

Als jüngst diese Zeitung über verlotterte Häuser in Kall berichtete, elektrisierte das Gentili. Als Kind hatte er nämlich in Kall gewohnt und musste auf seinem Schulweg täglich an zwei heute sehr desolaten Häusern vorbei.

„Meine Frau Ulrike verdreht schon die Augen, wenn wir da vorbeifahren.“ Liebend gern hätte er nämlich die beiden Immobilien erworben. Doch bislang wurde von Eigentümerseite her kein Interesse gezeigt, er erhielt sogar einen Brief, in dem ihm signalisiert wurde, er möge in Zukunft solche Kontaktversuche unterlassen.

Sogar einen Eisenbahnwaggon will Benedetto Gentili am sanierten Bahnhof auf Schienen platzieren.

Dafür ist Gentili anderswo fündig geworden. Erworben und saniert hat der Schleidener unter anderem bereits die Alte Post in Schleiden und die ehemalige Schule in Golbach. Dann las er in der Zeitung, dass der alte Bahnhof in Schmidtheim verkauft werden solle. „Da habe ich mir gedacht, jetzt machst du es komplett und kaufst dir nach Post und Schule noch einen Bahnhof.“ Eigentlich gebe es keinen logischen Grund dafür, warum er so etwas mache, denn schließlich habe er ja seine Firma in Roggendorf. Aber er habe halt einfach Spaß daran, kreativ solche Sanierungen anzugehen.

Aus dem Jahr 1900 stammt dieses idyllische Foto des Schmidtheimer Bahnhofs.

Fünf Jahre hat es gedauert, bis die Bauarbeiten zum Abschluss kamen. „Wenn alle anderen sagen, so etwas reißt man besser ab, dann schläft man auch mal ein oder zwei Nächte schlecht“, sagt Gentili. Im Schmidtheimer Bahnhof sei eine Wand von Pilz befallen gewesen. Im schlimmsten Fall hätte das den Totalabriss bedeuten können. Doch Gentili konnte den Schaden reparieren und fand seine eigene Methode, das Fachwerk gegen die Witterung der nächsten Jahrzehnte zu sichern.

300.000 Euro für Sanierung

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5 Jahre hat die Sanierung des Schmidtheimer Bahnhofs gedauert.

Er habe außerdem drei Arbeitskräfte, die für ihn tätig seien. Mindestens 300 000 Euro habe ihn die Sanierung gekostet. Es lohne sich aber nicht, die Gebäude nach der Sanierung zu verkaufen, weil die Steuerlast dann einfach zu hoch sei. Er vermiete daher lieber.

Es sei natürlich nicht einfach, solche Projekte zu stemmen, sagt Gentili. Man brauche dazu eine gute Partnerschaft, denn es könne zu ziemlich viel Ärger kommen, der die Beziehung kosten könne. Und man dürfe sich nicht der Illusion hingeben, alles alleine machen zu können. Er selbst habe schon Lehrgeld bezahlen müssen, so habe er einmal 14 Badezimmer wieder herausreißen müssen, weil die Installationen nicht in Ordnung waren. Wasser und Elektro, da solle man die Finger von lassen, meint Gentili.

Er selbst benötige nicht unbedingt bei jedem Objekt einen Architekten. „Ich bin da eher Fan von Bauingenieuren, die mehr Ahnung von der Praxis haben“, sagt Gentili. Den Kampf mit der Bürokratie findet Gentili allerdings oft sehr misslich. „Ich habe manchmal, was Ämter angeht, den Eindruck, dass da zu viel gegeneinander und nicht miteinander gearbeitet wird“, sagt der Geschäftsmann. Mit seiner Firma wird er übrigens demnächst von Roggendorf ins neue Kaller Industriegebiet ziehen. Das hat auch strategische Gründe, denn sein Unternehmen wird sich dann genau gegenüber von Möbel Brucker befinden.

Benedetto Gentilis Vita

Im Jahr 1962 kam der aus Rom stammende Giuseppe Gentili als Gastarbeiter nach Deutschland. Er arbeitete unter anderem in der damaligen Kaller Metallhütte, im Straßenbau und zuletzt als Technischer Zeichner in der Glashütte in Oberhausen. Er heiratete eine Kallerin. Sein Sohn Benedetto wuchs in Kall auf, studierte später Produktdesign und war zunächst als Anzeigen-Akquisiteur tätig.

1994 gründete er in Roggendorf eine Werbeagentur. Offsetdruck und Buchbinderei sowie Werbetechnik erweiterten die Angebotspalette. Vor zehn Jahren habe er sich gesagt, die Ära des Druckens sei vorbei, erzählt er, und nach einer neuen Geschäftsidee Ausschau gehalten. Weil er keine Lust hatte, in einer Wohnung zu fliesen, kam er auf die Idee, die Wand mit einer bedruckten Küchenrückwand zu schützen und zu verschönern. Sein Mieter sei so begeistert von der Gestaltung gewesen, die einen Bambuswald darstellte, dass er selbst auf die Idee gekommen sei, daraus ein Geschäft zu machen.

Heute verkauft seine Firma „Schön und Wieder“ Rückwände aus ESG Sicherheitsglas, Acrylglas, Aluminium Verbund oder Polystar Kunststoff im Internet und ist damit nach eigenen Angaben Marktführer. Mit 22 Angestellten werden auf 1000 Quadratmetern zahlreiche Platten hergestellt, die der Kunde auch online konfigurieren kann. (pe)