Strikte VorsichtsmaßnahmenEltern in Euskirchen nutzen verstärkt Kita-Notbetreuung
Kreis Euskirchen – Kita-Belegungen von bis zu 90 Prozent vermelden manche Träger in Nordrhein-Westfalen. Das ist zwar der Spitzenwert, aber auch anderswo wird berichtet, dass die Einrichtungen gut besucht werden – zu gut, wie viele Verantwortliche finden. Dem Infektionsschutz sei das jedenfalls nicht dienlich. Zumal nun das Auftauchen von Mutationen des Coronavirus in Kölner Kitas vermeldet wird. Wie aber sieht es im Kreis Euskirchen aus?
Diese Zeitung hatte vor zwei Wochen bei einigen Trägern angefragt, und erneut am Freitag, um die Entwicklung aufzeigen zu können. „Ich befürchte“, sagt der Geschäftsführer des Deutschen Roten Kreuzes im Kreis, Rolf Klöcker, „dass mit einer Verlängerung des Lockdowns die Inanspruchnahme der Betreuungsplätze durch die Eltern weiter steigen wird, da auch die Anzahl der nunmehr verdoppelten Kinder-Krank-Tage irgendwann ausgeschöpft ist oder Eltern aus anderen Gründen eine alternative Betreuung für ihr Kind nicht mehr gewährleisten können.“
Er registriert in den 32 DRK-Kitas eine leicht steigende Inanspruchnahmen der Plätze. Die Belegungsquote schwanke zwischen 15 und 55 Prozent. „Bis auf eine Gruppe, die wegen einer positiv getesteten Mitarbeiterin in Absonderung ist – betroffen sind dort sechs Mitarbeiterinnen und zehn Kinder – sind alle Gruppen geöffnet.“
Sorgen wegen Mutationen
Die in Köln festgestellten Virus-Mutationen gäben zwar Anlass zur Besorgnis, so Klöcker, allerdings sollten sie nicht zu Panik führen. „Dort wurde gezielt auf die Mutationen hin getestet, was meinen Informationen nach nicht in allen Laboren gemacht wird. Wir nehmen den Arbeitsschutz und die Arbeitssicherheit für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter natürlich sehr ernst und kommen unserer Fürsorgepflicht nach.“ Kindertagesstätten gehörten aber nicht zu den Hotspots.
Das bestätigt auch die Kreispressestelle: „Wir haben nur wenige Fälle in Kitas. Der Infektionsweg verlief jedesmal klar über die Eltern. Eine Häufung ist nicht zu sehen.“ Der Kreis sequenziere bei Verdacht auf Kontakte, die Hinweise auf Virusvarianten geben, etwa bei einem Ausbruch oder bei Kontaktpersonen mit erhöhtem Risikoprofil für Varianten.
Die Träger der Kindertageseinrichtungen verweisen ausnahmslos darauf, dass die Vorsichtsmaßnahmen strikt eingehalten werden: Abstand, Hygiene, FFP2-Masken wo es möglich ist und die Betreuung in getrennten Gruppen.
Klare Regelungen erwünscht
Klöcker würde es befürworten, „wenn es seitens des Landes klare Regelungen geben würde, welche Eltern einen Betreuungsanspruch für ihre Kinder haben und welche nicht.“ Er könne aber auch nachvollziehen, dass man sich damit schwertue und eher auf die Verantwortung der Eltern und auf flexible und pragmatische Lösungen vor Ort setze.
In den Kitas der Gemeinde Dahlem haben sich Bürgermeister Jan Lembach zufolge die Zahlen der betreuten Kinder kaum verändert: Dahlem 22, Schmidtheim 14, Berk 2. „Wir sind sehr froh und dankbar, dass die Eltern offensichtlich sehr verantwortungsvoll mit diesem Betreuungsangebot umgehen. Das reduziert das Infektionsrisiko und helfe der Gemeindeverwaltung als Kindergartenträger und den Mitarbeiterinnen in den Einrichtungen bei der Umsetzung der Vorgaben“, erklärt Jan Lembach.
Die Mutation werde sich leider weiter in allen Alters- und Sozialgruppen verbreiten. Das könne nur durch weitere Einschränkungen unterbunden werden, so der Dahlemer Bürgermeister: „Ansonsten achten wir weiterhin auf die Umsetzung der Maßnahmen zur Reduzierung des Infektionsrisikos.“
Auch in den Kitas der Gemeinde Kall hat sich die Belegungsquote in den vergangenen 14 Tagen kaum verändert, teilt die Verwaltung mit. Sie liege im Schnitt bei etwa einem Viertel. Die Gemeinde sehe sich und ihre Kitas gut aufgestellt, so eine Sprecherin: „Bereits seit geraumer Zeit werden strenge Schutzvorschriften umgesetzt. Die bewährten Mechanismen sollten auch weiterhin greifen und hinreichend Schutz bieten. Auch Abstimmungen und Informationswege der Einrichtungen, Eltern und anderen Behörden funktionieren gut.“
Verständnis für Eltern
Die Stadt Euskirchen hat in ihren Kitas in der ersten Januar-Woche je nach Tag zwischen 153 und 229 Kinder betreut. „Mittlerweile“, so Sprecherin Silke Winter, „liegt der Durchschnitt bei 28 Prozent mit 334 Kindern. Die höchste Anzahl Kinder liegt bei 356 und ergibt einen Maximalwert von 30 Prozent.“ Die Stadt habe Verständnis für die Eltern. Der gesetzliche Auftrag in der zurzeit von der Landesregierung vorgesehenen Form werde erfüllt, so Winter: „Nichtsdestotrotz würden wir uns aber eine zurückhaltendere Inanspruchnahme wünschen, zum einen unter generellen epidemiologischen Gesichtspunkten, aber auch im Rahmen unserer Fürsorgepflicht für die städtischen Beschäftigten in der frühkindlichen Bildung und Betreuung, bei der Abstände sehr oft nicht eingehalten werden können. Dass die Mutationen mittlerweile auch in Deutschland vermehrt auftreten, macht die Situation natürlich nicht besser.“
In beiden Kitas des Kinderschutzbundes in Euskirchen sei der Trend bei den Belegungen steigend, erläutert Geschäftsführer Bernd Kolvenbach. Er weist darauf hin, dass nicht alle Kinder zuhause optimal betreut würden und das Kindeswohl an erster Stelle stehen müsse. Mit Erziehungsberechtigten, von denen man wisse, dass sie ihr Kind durchaus zuhause gut betreuen können, suche der Kinderschutzbund das Gespräch – damit im Sinne des Gesundheitsschutzes die Belegung möglichst gering bleibe: In die Einrichtung „Wirbelwind“ komme derzeit die Hälfte der Kinder (20 von 40) in die Kita „Mitbachaue“ 29 von 52, also 55,8 Prozent.