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Schülerschaft ist verunsichertAbiklausuren starten am Freitag im Kreis Euskirchen

Lesezeit 5 Minuten

Am Freitag starten in NRW die Abiklausuren. Viele Schüler fühlen sich gut vorbereitet, sind aber wegen Corona verunsichert.

  1. Reicht die neuntägige Verzögerung bei den Abiprüfungen, um gut vorbereitet zu sein?
  2. Schüler sind sich einig: Vorbereitung auf die Klausuren war stark vom Lehrer abhängig.
  3. Eltern machen weiter gegen die Selbsttests in den Grundschulen mobil.

Kreis Euskirchen – So langsam wird’s ernst. Am Freitag starten in Nordrhein-Westfalen die schriftlichen Abiturprüfungen – mit neuntägiger Verzögerung. Reicht das, um Unterrichtsinhalte aufzuarbeiten und zu vertiefen? In den vergangenen Monaten gab es vor allem Distanzunterricht. Trotzdem gehen viele Schülerinnen und Schüler optimistisch in die Prüfungen.

Die Schulleitungen

Michael Mombaur hält es für „extrem wichtig für die Schüler, dass die Prüfungen stattfinden“. Der Leiter der Euskirchener Marienschule stellt klar: Es handele sich trotz der schwierigen Rahmenbedingungen um ein wertiges und würdiges Abitur. „Natürlich sind wir alle nervös, ob die Schüler gut vorbereitet sind. Aber ich bin davon überzeugt, dass sie es sind“, sagt Mombaur.

Anne Schorrlepp ist ebenfalls zuversichtlich. Die Leiterin des St.-Michael-Gymnasiums in Bad Münstereifel: „Ich höre von allen, dass sie sich gut vorbereitet fühlen.“ Die Schüler hätten bis zu den Weihnachtsferien kontinuierlich Unterricht gehabt. Die Zeit nach den Osterferien sei gut genutzt worden, um mögliche Defizite zu beheben. Etwas kniffliger sei hingegen die Vorbereitung für den Sport-Leistungskurs gewesen. Volleyball könne auf Abstand nur eingeschränkt geübt werden. Doch auch da sei eine Lösung gefunden worden, sagt Schorrlepp.

Viele Schulen haben Probeklausuren geschrieben, um den Abijahrgang auf die Prüfungen vorzubereiten.

„Die Schüler haben so viel in ihr Abitur und ihre Schulzeit investiert“, gibt Roswitha Schütt-Gerhards, Leiterin der Clara-Fey-Schule in Schleiden, zu bedenken: „Da wäre es unpassend, wenn die Abschlussprüfung ausfallen würde.“ Die Vertiefungskurse hätten die Abiturienten sehr gut angenommen.

Die Abiturienten, so der Leiter des Mechernicher Turmhof-Gymnasiums, Micha Kreitz, hätten die Zeit nach den Ferien gut genutzt. So seien etwa Probeklausuren mithilfe alter Abi-Prüfungen geschrieben worden. Er gehe davon aus, dass die Jahrgangsstufe gut vorbereitet sei.

Sein Kollege vom Schleidener Johannes-Sturmius-Gymnasium, Georg Jöbkes, weist auf die Vielzahl von Lernangeboten für den Abiturjahrgang hin. Die Schüler hätten sie eifrig genutzt, zumal man dabei auch individuelle Fragen habe klären können.

Die Räumlichkeiten

An der Clara-Fey-Schule werden die Prüfungen in der Mensa und in der Turnhalle geschrieben, um die Abstände einhalten zu können. Einige Tage saß Schulleiterin Roswitha Schütt-Gerhards nach eigenen Angaben an einem Raumplan für den Fall, dass Schüler sich nicht vor den Abi-Prüfungen testen lassen. Diesen Schülern darf die Teilnahme an der Prüfung nicht verwehrt werden. „Sie müssen aber in einem separaten Raum schreiben“, erklärt die Pädagogin.

Der Selbsttest gehört für Schüler mittlerweile zum Alltag.

Am Mechernicher Turmhof-Gymnasium werden die Abiturienten auf mehrere Räume verteilt. Dadurch erhöhe sich allerdings die Zahl der Lehrer, die die Klausuren beaufsichtigten, sagt Schulleiter Kreitz.

Auch an der Marienschule in Euskirchen wird in größeren Räumen geschrieben als sonst. „Die Turnhalle ist eine unserer Optionen. Das machen wir aber nur, wenn wir nicht die gleichen Bedingungen in Klassenräumen hinbekommen, wenngleich wir dann mehr Aufsichtslehrer benötigen“, beschreibt Schulleiter Mombaur die Situation. Klassenräume ließen sich besser lüften.

Am Schleidener Sturmius-Gymnasium gehen die Abiturienten in die Turnhalle. Schulleiter Jöbkes freut sich über die Nachbarschaftshilfe: „Die Realschule kommt uns da entgegen. Wenn bei uns schriftliche Prüfungen anstehen, können wir deren Turnhalle nutzen.“

Die Corona-Tests

Die Schulleitungen empfehlen den Abiturienten unisono, sich im Vorfeld der Klausuren in einem Schnelltestzentrum testen zu lassen. „Das bedeutet deutlich weniger Stress, als am Morgen vor einer Klausur noch einen Schnelltest in der Schule zu machen. Da hat man als Abiturient andere Sorgen“, sagt Marienschulleiter Mombaur.

Die Lehrer

Ralf Kremp unterrichtet Sport und Erdkunde am Hermann-Josef-Kolleg in Steinfeld. „In meinem Erdkunde-LK bin ich mit dem Stoff sehr gut durchgekommen. Die Schüler sind prima vorbereitet, finde ich. Die Abiturienten sind bei uns mit dem Distanzlernen ganz gut zurechtgekommen.“

Micha Kreitz ist nicht nur Schulleiter, sondern auch Lehrer. Am Mechernicher Turmhof-Gymnasium hat er den Leistungskurs Sozialwissenschaften auf die Prüfungen vorbereitet. „Wir haben viele spezielle Fragen in Einzelgesprächen geklärt“, sagt Kreitz.

Die Schüler

Die meisten Schüler, mit denen diese Zeitung sprach, fühlen sich gut vorbereitet. Doch es wird auch Kritik laut. Er habe engagierte Lehrer in seinen Abi-Fächern, sagt ein Schüler, darum gehe er mit guten Gefühlen in die Prüfungen. „Viele Stufenmitglieder fühlen sich aber schlecht vorbereitet. Es ist sehr abhängig von Lehrer, Schüler und Fach.“ Überhaupt hätten im vergangenen Jahr Schüler, die Lehrer gehabt hätten, die mit der besonderen Situation gut umgegangen seien, mehr Glück gehabt als andere.

Für eine Schülerin ist das jedoch nicht außergewöhnlich: „Es war schon immer lehrerabhängig, ob ich mich für eine Klausur gut oder schlecht vorbereitet gefühlt habe. Und ich trage ja auch noch meinen Teil dazu bei.“

Lehrer müssen die Pufferlösung nun selbst abfüllen.

Ein junger Mann fühlt sich gut vorbereitet: „Natürlich haben sich manche Lehrer ausgeruht. Dennoch herrscht in der Stufe eine positive Stimmung.“ Das liege auch an den Lernstunden, die in den vergangenen Tagen und Wochen von den Lehrern angeboten worden seien.

Dass die Wiederholungsphase bei manchen Fächern sehr kurz geraten sei, bemängelt ein anderer Abiturient. Neun Tage Verschiebung seien zu wenig. „Das Abitur wird nur durch mehr Auswahl bei den Klausuren angepasst und nicht durch Anpassungen beim Niveau. Das finde ich sehr problematisch“, sagt der Gymnasiast. Eine Schülerin untermauert das: In ihrem Leistungskurs hätte normalerweise ein richtiges Lernwochenende angestanden. Das musste nun online stattfinden. „Das ist schade, weil so ein großes Stück Gemeinschaftsgefühl verloren ging“, sagt sie.

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Gut vorbereitet fühle sie sich schon, sagt eine Abiturientin. Sie habe die Inhalte ihrer Abifächer intensiv nachgearbeitet. Alles gut, also? Nicht ganz, antwortet sie. Der Corona-Test vor der Prüfung bereite ihr Unbehagen. „Wenn ich plötzlich einen positiven Test habe, verschiebt sich meine Prüfung nach hinten. Davor habe ich Angst.“

Und dann gebe es noch einen Nachteil wegen Corona, fügt eine Schülerin hinzu. Sie bedauere es sehr, dass es keinen Abiball geben werde: „Das wird mir schon fehlen.“