Weiterhin DiskussionenKonzept zur Euskirchener Steinbachbrücke noch nicht umgesetzt
Euskirchen-Kirchheim – Insgesamt 17-mal haben sich politische Gremien in Euskirchen seit Mai 2019 mit dem Abbruch der alten steinernen Brücke nahe Kloster Schweinheim im Steinbachtal und mit seinen Folgen befasst. Allein im Ausschuss für Tiefbau und Verkehr ging es in 14 Sitzungen um einen Ersatzbau oder um begleitende Themen.
Ein Anlieger, dem die Flächen in der Umgebung gehören, darunter der Wald am rechten Ufer, hatte das historische Bauwerk, das der Stadt gehörte und nach ihren Angaben einsturzgefährdet war, Ende 2018 in Absprache mit der Verwaltung abgerissen, ohne dass die Ratsfraktionen und die Öffentlichkeit vorab informiert wurden.
1000 Unterschriften gesammelt
In Teilen der Bevölkerung löste der Vorfall großen Ärger aus. Eine Bürgerinitiative sammelte 1000 Unterschriften für einen Neubau an gleicher Stelle, denn durch den Abbruch waren ein Hauptwanderweg des Eifelvereins und der Jakobspilgerweg gekappt worden, die durch den Wald des Anliegers führten, und ebenso eine Spazierrunde, die vor allem Leute aus dem nahe gelegenen Kirchheim schätzten.
Auch die Untere Naturschutzbehörde und die Untere Wasserbehörde hatte die Stadtverwaltung nicht einbezogen. Dies wäre ihre Pflicht gewesen, da die Brücke im Naturschutzgebiet Unteres Steinbachtal lag.
Forderung der Bürgerinitiative abgelehnt
Vom Frühjahr 2019 an diskutierten Politik und Verwaltung immer wieder über einen möglichen Ersatzbau, den der Grundeigentümer aber ablehnte. Weil die Fronten zwischen ihm und der Bürgerinitiative (BI) Steinbachtal verhärtet blieben, kam es sogar zu einem Mediationsverfahren unter neutraler Gesprächsführung. Die Stadt ließ zudem ein Rechtsgutachten erstellen.
Schließlich bot der Anlieger im Januar 2020 doch an, eine neue Brücke zu errichten, allerdings nicht am alten Standort, sondern 55 Meter weiter in Fließrichtung. Der Tiefbauausschuss stimmte zu. Der Anlieger übernahm Planung und Bau und sagte zu, Teile seiner Grundstücke „als öffentlich nutzbaren Zugang“ zur Verfügung zu stellen. Es dauerte allerdings länger als gedacht, bis alle Genehmigungen vorlagen.
Schilder für Wanderer fehlen noch
Seit dem Frühjahr 2021 führt nun in der Nähe des früheren Klosters wieder eine Brücke über den Steinbach, ein Exemplar aus Metall. Die Wegeführung ist aber immer noch ein Provisorium, außerdem fehlen Hinweisschilder für Wanderer.
Die Bürgerinitiative wandte sich deshalb vor einigen Wochen an die Ratsfraktionen mit dem Hinweis, dass das vom Tiefbauausschuss abgesegnete Konzept immer noch nicht in die Tat umgesetzt worden sei, obwohl der entsprechende Beschluss vom 11. Februar 2020 stamme. Die Skepsis gegenüber dem Anlieger „war angebracht“, heißt es in einem Schreiben an die Politikerinnen und Politiker. „Das Bauvorhaben wurde nicht beschlussgemäß umgesetzt.“
Benjeshecke ist noch nicht vollständig
Prompt griffen mehrere Fraktionen das Thema in der August-Sitzung des Tiefbauausschusses ein weiteres Mal auf. Der städtische Fachbereichsleiter Bernd Kuballa erklärte daraufhin, warum die Wegeführung noch nicht vollständig ist.
Die Planung sieht vor, dass der Weg zur Brücke auf der linken Bachseite über eine Schafweide des Anliegers verlaufen wird. Er soll – so will es die Landschaftsbehörde – von Benjeshecken eingefasst werden. Sie bestehen jeweils aus in zwei Reihen aufgestellten Holzpflöcken, zwischen denen eine Wand aus toten Zweigen und Ästen aufgeschichtet wird. Dieses Geflecht, das sich im Idealfall mit der Zeit von selbst begrünt, soll später Vögeln und anderen Tieren als Lebensraum dienen.
Politik und Bürger fordern mehr Tempo
Nach Angaben des Eigentümers ziehe sich die Errichtung der Benjeshecke in die Länge, „weil seitens der Unteren Landschaftsbehörde die Auflage bestehe, diese mit Schnittmaterial aus der Gegend zu füllen“, wie es im Sitzungsprotokoll heißt. Ein Argument, das Thomas Brochhagen (SPD) nicht nachvollziehen kann. Ganz in der Nähe stünden doch zwei vertrocknete Bäume, deren Äste man verwenden könne, sagte Brochhagen.
Dieter Baron von der Bürgerinitiative fragt sich, warum die Benjeshecke komplett hergerichtet sein muss, „bevor die Überquerung der Wiese öffentlich zugänglich gemacht wird“. Es seien doch Pflöcke vorhanden, „sodass die Wegeführung gut erkennbar ist“.
Verwaltung muss Darstellung im Protokoll korrigieren
Kuballa berichtete laut Sitzungsniederschrift, dass der Eigentümer beim Eifelverein wegen Unterstützung bei der Errichtung der Benjeshecke angefragt, aber eine Absage erhalten habe. „Auch eine Beschilderung möchte der Eifelverein nicht“, wird der Fachbereichsleiter im Protokoll weiter zitiert.
Diese Aussage Kuballas entpuppte sich jedoch als falsch, denn in der Niederschrift liest man auch dies: „Anmerkung der Verwaltung: Im Nachgang der Veröffentlichung des Protokolls fiel auf, dass die Aussage, der Eifelverein habe es abgelehnt, wegweisende Plaketten an den Bäumen anzubringen, nicht korrekt war.“ Richtigerweise müsse es heißen: „Der Waldbesitzer hat eine Beschilderung abgelehnt.“
Ortsbegehung mit Anlieger und Bürgerinitiative
Die BI kritisiert das Verhalten des Anliegers und wirft der Verwaltung vor, in all den Jahren nicht genug Druck auf ihn ausgeübt zu haben. „Immerhin hat unser Nachhaken bei den Fraktionen dazu geführt, dass es jetzt zu einer Ortsbegehung kommt“, sagte Dieter Baron im Gespräch mit dieser Zeitung. Daran sollen an diesem Donnerstag der Eigentümer sowie Vertreter der Bürgerinitiative, der Politik und der Verwaltung teilnehmen. „Wir wollen außerdem, dass auch der Eifelverein eingeladen wird“, fügte Baron hinzu.
Bis der Benjesheckenweg freigegeben wird, führt der Wanderweg zwischen der Brücke und der Straße im Klostertal über einen Trampelpfad, der zum Teil parallel zum Bach verläuft.