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Buchhandlung RotgeriEuskirchener Familienbetrieb schließt nach mehr als 100 Jahren

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Von den Kunden verabschieden sich Heribert (v.r.) und Ulla Blömeke sowie die Mitarbeiter am Samstag.

Euskirchen – Die Regale der Papeterie und Buchhandlung Rotgeri sehen auffällig leer aus. Schilder weisen auf Rabatte hin. Es ist Ausverkauf. Am Samstag, 10. April, ist der letzte Verkaufstag. Dann schließt das Geschäft nach 108 Jahren. Bis Ende Mai wird alles leergeräumt sein und das Haus an einen neuen Eigentümer übergehen. Ob ein neuer Laden einziehen wird, weiß Noch-Inhaber Heribert Blömeke nicht.

Seit 1928 befindet sich der Laden an der Bahnhofstraße. Gegründet wurde er bereits 1912 von Adolf Rotgeri, dem Großvater Blömekes, an der Kirchstraße. Dem Geschäft ist die Tradition nicht anzusehen. Der modern gestaltete Ladenraum, der ursprünglich einmal aus zwei Geschäften bestand, täuscht über die Tatsache hinweg, dass man sich in einem alten Gebäude befindet. Erst im Flur, der zum Büro im ersten Stock führt, erkennt man an der alten Holztreppe und dem Stil von Regalwänden, dass das Haus schon viele Jahre alt ist.

Schwerpunkt verändert

Heribert Blömeke sitzt an einem geräumigen Schreibtisch. Vor ihm der Computerbildschirm, um ihn herum Papiere und eine seltsame Konstruktion, die sich als Gravurgerät entpuppt. Blömeke erzählt von der Geschichte seines Geschäftes. Ursprünglich war es ein Geschäft für Schreibwaren, Buchbinderei und Bilderrahmungen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden bis zu 16 Angestellte beschäftigt, drei in der Werkstatt, mehrere im Außendienst.

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Mit Dankbarkeit und Stolz zeigt Heribert Blömeke die kleine anonyme Aufmerksamkeit einer Kundin oder eines Kunden. 

Der Buchverkauf entwickelte sich allmählich. Als Blömeke 1975 in das Geschäft seiner Mutter einstieg, begann er, das Familienunternehmen umzugestalten. „Für den Buchhandel braucht man eine gesunde Halbbildung“, erklärt er lächelnd: Man müsse sich breit aufstellen, um Bücher zuordnen und empfehlen zu können. Mit der Zeit legte er den Schwerpunkt auf Bücher und Schreibwaren, ergänzte dies um den Sektor des Schulbedarfs. Schreibgeräte wurden auf Wunsch mit Gravuren versehen.

Das Geschäft wurde von bis zu acht Teilzeitkräften unterstützt, allen voran seiner Frau Ulla Blömeke. Die gute Atmosphäre war Blömeke immer wichtig: „Rotgeri ist Teamarbeit. Die meisten meiner Mitarbeiter sind über 20 Jahre für das Geschäft tätig, das macht mich dankbar. Sie haben mir gesagt, dass ich mir nicht zu viele Sorgen machen soll, sie kämen schon zurecht. Ich solle auch mal an mich denken.“

„Selbständige Tätigkeit wird durch den heutigen Bürokratismus verleidet“

Blömeke ist 69 Jahre alt. Darin liegt der Hauptgrund für die Schließung: „Ich muss meine Unterlagen zehn Jahre für das Finanzamt aufbewahren und möchte sie nicht als 80-Jähriger mit ins Seniorenheim schleppen müssen.“ Seine beiden Kinder gehen anderen Berufen nach. Blömeke schmunzelt: „Ich hätte sie auch bedroht, wenn sie den Laden hätten übernehmen wollen.“ Denn auch das ist eine Erkenntnis Blömekes: „Selbständige Tätigkeit wird durch den heutigen Bürokratismus verleidet.“ Von behördlicher Seite habe er wenig Signale erkennen können, inhabergeführte Geschäfte wie seins erhalten zu wollen.

„Zerrissen“ fühle er sich angesichts der Geschäftsschließung: „Ich habe das Geschäft mit Engagement und Herzblut geführt.“ Die Trennung von den Mitarbeitern und Kunden ist nicht leicht. Gerne hätte er einen Nachfolger gehabt.

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Fehlen werden nun auch die Veranstaltungen – von der Ranzenmesse für Schulanfänger über Aktionen zum Welttag des Buches inklusiv Schnitzeljagd für Schulklassen bis zu Fahrten zur Frankfurter Buchmesse. Als Vorstandsmitglied im Einzelhandelsverband Bonn, Rhein-Sieg war er viele Jahre für die Anliegen des Einzelhandels tätig.

Lesungen organisieren

Ein unbekannter Kunde oder eine Kundin stellte während des Räumungsverkaufs einen Stein ins Regal. Auf der Rückseite des Steins, den ein Frosch mit Herz ziert, ist zu lesen: „Danke an das gesamte Rotgeri Team für sooo viele schöne Jahre herzlicher Kompetenz.“ Blömeke ist gerührt und betont: „Ich möchte meinen Kunden unbedingt für ihre Treue danken und natürlich auch meinen Angestellten.“

So ganz wird er sich auch im Ruhestand nicht von seiner Lebensarbeit trennen. Wenn möglich, will er weiterhin mit dem Café Kramer Autorenlesungen organisieren. Und sonst? „Sie werden lachen: lesen.“ Ihm fallen dann aber noch andere Wünsche ein: „Reisen, Arbeiten mit Holz, einen Buchbinderlehrgang machen.“ Blömeke wirkt wie einer, der vor Langeweile keine Angst zu haben braucht.