Bündnis VoreifelbahnWasserstoffantrieb als Ersatz zu modernen E-Zügen?
Kreis Euskirchen – Für die Beteiligten des neu gegründeten „Bündnis Voreifelbahn“ ist eigentlich bereits klar, was geplant ist: Die Voreifelbahn soll elektrifiziert werden. So sei eine kürzere Fahrtzeit auf der Strecke Bonn – Euskirchen – Bad Münstereifel (S 23) realisierbar. Daraus resultierend würden dann auch die Züge auf der Strecke häufiger fahren, nämlich im 20-Minuten-Takt, so Dr. Norbert Reinkober, Geschäftsführer der Nahverkehr Rheinland GmbH (NVR), in einer Pressekonferenz.
Klaus Voussem, Euskirchener CDU-Mitglied des Landtags NRW, bringt kurz nach der Pressekonferenz aber noch eine andere Idee ins Spiel: Wasserstoff. In seiner Pressemitteilung heißt es: „Für Voussem ist der Schritt logisch: ’Wasserstoff ist ein Antrieb der Zukunft. Entsprechende Fahrzeuge sind bereits verfügbar und befinden sich im erfolgreichen Probebetrieb.’“
Verschiedene Optionen bereits diskutiert worden
Der NVR war laut Aussage von Pressesprecherin Jessica Buhl in Absprache mit Reinkober im Voraus nicht bekannt, dass der Landtagsabgeordnete einen alternativen Antrieb zur Diskussion stellt. Tatsächlich seien die verschiedenen Optionen bereits diskutiert und abgewägt worden, so Buhl: „Alle Anregungen und Ideen, den Schienenpersonennahverkehr in der Region zu stärken, sind uns immer sehr willkommen. Im konkreten Fall ist der Einsatz wasserstoffbetriebener Fahrzeuge auf der Strecke jedoch geprüft und für nicht sinnvoll erachtet worden.“
Das begründe sich vor allem dadurch, dass man die Bahnnetze ganzheitlich betrachten müsse und nicht nur auf einzelne Strecken bezogen, sagt die Pressesprecherin: „Die modernen Fahrzeuge, die auf der Voreifelbahn fahren sollen, müssen wir auch auf anderen Strecken flexibel einsetzen können.“ Zudem eigneten sich die elektrisch betriebenen Fahrzeuge besser, um den 20-Minuten-Takt zuverlässig einhalten zu können, sagt sie.
Voussem erklärt auf Rückfrage, wie seine Aussagen zu verstehen seien: „Ich stehe natürlich hinter der Elektrifizierung. Trotzdem sollten wir die Augen offenhalten, ob ein elektrischer Antrieb über Oberleitungen nach Ende der Arbeiten noch das Maß aller Dinge ist.“ Er betont, dass man heute noch nicht wisse, wie sich die Technik entwickle und Wasserstoff ein zukunftsgewandter Antrieb sei. Der Landtagsabgeordnete befürchtet außerdem, dass die Verdrahtung das Landschaftsbild zerstören könnte: „Auch wasserstoffbetriebene Züge arbeiten mit Strom, sie brauchen allerdings keine Oberleitungen.“
„Macht aktuell keinen Sinn“
Bernd Kolvenbach, Geschäftsführer der CDU-Kreistagsfraktion, verwundert das laut eigener Aussage: „Es macht aktuell keinen Sinn, die Voreifel- oder die Eifelbahn auf Wasserstoff umzustellen, in meinen Augen. Mit der aktuellen Infrastruktur stelle ich das zumindest infrage.“ Er fügt hinzu: „Zumal die Elektrifizierung ja auch deutlich günstiger ist als eine Umstellung auf Wasserstoff.“
Zur Möglichkeit, Wasserstoff als potenziellen Antrieb der Zukunft zu sehen, gibt er zu bedenken: „Die Zeit, die wir jetzt angesetzt haben zur Umsetzung der Elektrifizierung, ist auch nötig, um die Infrastruktur dafür bereitzustellen.“ Dass wasserstoffbetriebene Züge bereits vereinzelt getestet wurden, zum Beispiel auf der Strecke zwischen Euskirchen und Düren, ist für ihn aktuell kein Argument für eine Durchsetzung des Antriebs auf der Voreifelstrecke: „Auf der Strecke zwischen Bonn und Euskirchen ist in meinen Augen die Taktung zu eng, es gibt zu viele Besucher. Das wäre ein zu hohes Risiko für eine noch so junge Technologie wie Wasserstoff.“
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Er betont, dass alle Beteiligten nun „eine große Chance ergreifen und an einem Strang ziehen sollten“. Das sieht Landrat Markus Ramers (SPD) ähnlich, der als Vertreter für den Kreis Euskirchen bei der Pressekonferenz des „Bündnis Voreifelbahn“ vor Ort war. Der Kreistag habe sich mittlerweile einstimmig für die Elektrifizierung der angrenzenden Eifelstrecke ausgesprochen. Das ist die Strecke, die von dem gemeinsamen Umrichterwerk, das das Bündnis in Euskirchen plant, ebenfalls profitieren würde. „Ich würde mich freuen, wenn sich auch die Abgeordneten der Region hinter diesem Beschluss versammeln würden“, sagt Ramers dieser Zeitung.