SchulessenFür die Mensen im Kreis Euskirchen sind die Zeiten nicht einfach
Kreis Euskirchen – Der süße Duft von Vanille mischt sich mit dem würzigen Geruch von Bratwürsten. Der Koch und Caterer Uwe Tögel steht mit seinen Kolleginnen um kurz vor 12 Uhr hinter der Ausgabe der Schulmensa in der Marienschule bereit. Teller werden schon bestückt und auf den silberglänzenden Wagen hinter der Theke aufgestellt und gestapelt.
„Gleich muss es schnell gehen“, sagt Tögel und nennt es „Die Ruhe vor dem Sturm“. Er soll recht behalten.
Heute stehen zwei Menüs zur Auswahl: frische Bratwurst mit Rahmwirsing und Kartoffel-Möhren-Stampf oder eine Belgische Waffel mit heißen Kirschen und Vanillesoße. Alternativ gibt es noch einen Salat. Bis kurz vor der Pause konnten die Schülerinnen und Schüler ihr Menü sogar noch an zwei Displays im Speisesaal wählen oder abbestellen.
Die Waffel hat auf der Beliebtheitsskala über die Wurst gesiegt
Die Waffel hat auf der Beliebtheitsskala eindeutig gegen die Wurst gewonnen: Mit 137 zu 67 Bestellungen. Nicht alle Kinder wissen allerdings, was sie am heutigen Tag zu Mittag bekommen, wahrscheinlich haben ihre Eltern für sie entschieden. Die Bundesfreiwilligendienstlerin scannt die Mensa-Karten ein und sagt den Kindern und Jugendlichen dann „Menü 1“ oder „Menü 2“.
Stimmengewirr, Besteckklappern und das Surren der Warmhaltegeräte dominieren jetzt den Speisesaal. Zwischendurch eilt Tögel zur Rückgabe der Teller, weil der Stapel umzukippen droht, dann geht es schnell zurück hinter die Ausgabe. „Kann ich die Waffel nur mit Soße haben?“ oder „Geht auch ohne Wirsing?“ – Tögel und drei weitere Mitarbeiterinnen bedienen die Schülerflut und gleichzeitig auch ihre Wünsche, während die Ersten schon wiederkommen und nach Nachschlag fragen. Es scheint ihnen gut zu schmecken.
Tögel erzählt, dass es das erste Mal ist, dass die aktuellen Jahrgänge immer die süßen Menüs bevorzugen. „Früher war es eigentlich ausgeglichen.“
Entwicklungen in den Schulmensen
Steigende Kosten
Die Kosten für Lebensmittel steigen. Das hat auch Auswirkungen auf die Schulmensen im Kreis Euskirchen. Bei den angefragten Schulen gibt es sowohl geschmackliche als auch preisliche Trends.
Marienschule in Euskirchen
In der Marienschule Euskirchen gibt es ein Mittagessen für vier Euro. Bisher wurden die Preise an dem Ganztagsgymnasium noch nicht erhöht. Allerdings ist es für den Caterer Uwe Tögel schwierig, immer alles zu bekommen. Viele Lebensmittel seien einfach nicht mehr lieferbar. Besonders sei ihm das bei Schokolade aufgefallen. Bis zu 250 Schülerinnen und Schüler essen hier aktuell das Mittagsmenü.
Emil-Fischer-Gymnasium in Euskirchen
In der Mensa des Emil-Fischer-Gymnasiums in Euskirchen kostet ein Essen, das vorher bestellt wurde, 4,50 Euro. Wer das Essen spontan am selben Tag bestellt, bezahlt 5 Euro. Zwei Menüs stehen hier zur Auswahl. Diese kommen von einem Caterer, der vor Ort in der Mensa kocht. Eine Lehrerin schätzt, dass etwa 20 Essen pro Tag bestellt werden.
Clara-Fey-Schule in Schleiden
Die Schulleiterin der Clara-Fey-Schule, Roswitha Schütt-Gerhards, erzählt: „Wir haben die Preise bestimmt fünf Jahre nicht mehr erhöht. Jetzt vor zwei Wochen haben wir sie aber anpassen müssen.“ Das vegetarische Gericht sei nun von 2,60 auf 3,90 Euro gestiegen. „Da haben wir den Gemüseanteil auch deutlich erhöht.“ Das Gericht mit Fleisch kostet statt 3,90 jetzt 4,90 Euro. „Dabei legen wir auch großen Wert auf die Qualität und bekommen das Fleisch von einem Metzger aus der Region“, sagt Schütt-Gerhards. Generell essen aktuell weniger Schüler in der Mensa, was aber im Zusammenhang mit der Umstellung von G8 auf G9 stehe. Denn dadurch gibt es keine Mittelstufenschüler, die lange Unterricht haben und dementsprechend auch nicht in der Schule zu Mittag essen. Grundsätzlich sei die Mensa gut ausgelastet, so Schütt-Gerhards. Besonders beliebt ist hier die Buddha Bowl. „Die gehen richtig gut“, sagt Schütt-Gerhards – tendenziell aber eher bei der weiblichen Schülerschaft.
Schulzentrum in Mechernich
Im Schulzentrum Mechernich mussten die Preise im Frühjahr angehoben werden. Im sogenannten Oktogon essen die Schülerinnen und Schüler der Gesamtschule der Stadt Mechernich und des Gymnasiums Am Turmhof gemeinsam zu Mittag. Träger der Schulmensa und des Kiosks ist der Förderverein der Gesamtschule. Birgit Born-Bentfeld vom Verein erklärt, dass es hier im Frühjahr eine Erhöhung von etwa 20 Prozent gab. Diese kam durch den Caterer. „Wir hatten lange keine Erhöhung und haben zunächst versucht, das über die Mengen zu regulieren und nicht über den Preis, aber das ging gar nicht. Es gibt mehr Beschwerden von den Eltern, wenn die Kinder nicht satt werden. Also haben wir die Preise angepasst, und ich habe das Gefühl, alle können das nachvollziehen.“ Die Komplettmenüs kosten statt 3 jetzt 3,60 Euro. Etwa 180 Schülerinnen und Schüler können in einer Schicht verköstigt werden. Weil die Fünftklässler generell mittags essen, sind sie früher dran. Danach kann jeder kommen, der das Essen bis zum Vorabend um 18 Uhr bestellt hat. Den meisten Zulauf gibt es laut Born-Bentfeld donnerstags, wenn es in die Fast-Food-Richtung gehe. „Das ist dann so etwas wie Gyros, Hackbällchen, Schnitzel oder Rostbratwurst.“
Es ist bereits das zweite Mal am Tag, dass das Team die hungrigen Schülerinnen und Schüler zufrieden stellt. Schon zur Frühstückspause um 9.45 Uhr bildete sich eine lange Schlange durch die Mensa. Diesmal für den Kiosk, der mit einer reich bestückten Auslage zum Essen einlud.
Im Schulkiosk gibt es alles für den kleinen Hunger und kleines Geld
Käsebrötchen, Donuts, Muffins, Schnitzelbrötchen – auch vegetarische –, Kaffee und TicTacs gingen in Windeseile über die Theke. Aljona Ochs und Marianne Rosen machen sich gar nicht erst die Mühe, die Kasse während der Zeit zu schließen. Kling, kling – so hört es sich an, wenn sie die Ein- oder Zwei-Euro-Stücke in die Schublade werfen. Denn alles gibt es hier für kleine Preise. Schokobrötchen und Berliner etwa für je einen Euro.
Nach einer Viertelstunde sind die ersten Brötchenkörbe leer, und etwas Ruhe kehrt ein. Zwei Mädchen kommen bereits das zweite Mal. „Na, habt ihr schon alles aufgegessen, was ihr vorhin geholt habt?“, fragt Ochs lachend. „Wir essen immer heimlich im Unterricht“, sagt das eine Mädchen mit blonden langen Haaren schmunzelnd und bestellt eine Tüte Haribo.
Nachdem die Schulglocke die Schülerinnen und Schüler in die Klassenräume gebimmelt hat, kann das Mensateam kurz durchatmen und anstoßen – mit Kaffee: Rosen hat heute Geburtstag. Die drei unterhalten sich auch über die aktuellen Preise.
Ochs erzählt von einer Bekannten. Ihr Kind geht auf eine weiterführende Schule in Hürth. Dort kostet das Mittagessen fünf Euro – ein Euro mehr als an der Marienschule. Aber Tögel erklärt auch, dass es hier nur passt, weil der Kiosk so viel abwirft. Generell gebe es immer eine Mischkalkulation von teureren und günstigeren Produkten, aber allein mit dem Mittagstisch könne er die Kosten nicht decken.
„Eigentlich wollte ich ein Bio-Menü einführen, aber das muss wegen der hohen Lebensmittelpreise jetzt noch warten“, erzählt der Spitzenkoch und nippt an seinem Cappuccino.
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Seit vier Uhr ist Tögel in der Schule, um alles vorzubereiten – wie jeden Morgen. Dann beginnt er mit dem Aufbacken der Brötchen. Fast alles wird in seiner Küche frisch zubereitet. Gegen 13.30 Uhr sind die silbernen Ausgaben geschlossen und glänzen wieder ohne die Vanillesoße-Flecken. Der Geruch von Spüli und Putzmitteln erfüllt nun die Küchenräume.