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Der Häcksler macht kurzen ProzessSchnelle Mais-Ernte dank hochmoderner Maschinen

Lesezeit 4 Minuten

Beeindruckende Technik: Die rotierenden Messer des Häckslers schneiden die Maisstangen 20 Zentimeter über dem Boden ab.

  1. Nach der monatelangen Dürre haben viele Pflanzen auch bei Thomas Gräf gar keine oder nur mickrige Kolben ausgebildet.
  2. Der Landwirt erklärt, welche Auswirkungen der Dürresommer für seinen Betrieb hat
  3. Außerdem erklären wie, wie sein Betrieb funktioniert und welche Schritte bei der Mais-Ernte durchlaufen werden.

Euskirchen-Elsig – Die Maisernte ist für Thomas Gräf in diesem Jahr eine große Enttäuschung. Nach der monatelangen Dürre haben viele Pflanzen gar keine oder nur mickrige Kolben ausgebildet. Keine Kolben, das heißt: keine Körner, also auch keine Stärke.

Die Stärke wiederum enthält die Energie, die den Mais so wertvoll macht. Er ist der Hauptbestandteil der Futtermischung, mit der Gräf seine Bullen mästet. „Die Energiedichte fehlt, der Futterwert ist schlecht“, sagt der Landwirt aus Elsig. Weil sich der schlechte Ertrag schon im Sommer abzeichnete, hat Gräf vorgesorgt und über die Buir-Bliesheimer Agrargenossenschaft Mais vom Balkan geordert. Nur so wird er, was das Futter für seine Tiere angeht, ohne Engpässe über den Winter kommen.

60 Hektar Land Mais

Der 42-Jährige hatte in diesem Jahr auf 60 Hektar Land Mais angebaut. Nur auf einigen wenigen Flächen ist der Ertrag zufriedenstellend – dort, wo der Boden besonders lehmhaltig ist und sich Wasser in der Nähe befindet, zum Beispiel auf einem Acker in der Nähe des Veybachs bei Euenheim.

Allerdings sind – wegen der uneinheitlichen Bodenbeschaffenheit – die Unterschiede selbst auf dieser Parzelle eklatant: An einer Seite des Stücks sind goldgelbe Kolben in beachtlicher Größe gewachsen, am anderen Ende dagegen, nur gut 100 Meter weiter, nur winzig kleine Exemplare ohne ein einziges Korn.

Die Erntemaschine erfasst 20 Reihen Mais gleichzeitig, zerkleinert die Pflanzen und befördert sie auf den Anhänger.

Auch auf dem Feld zwischen Elsig und Euskirchen, auf dem an diesem Morgen die Ernte läuft, sind die Ergebnisse schlecht. „Nur wenige Kolben – und die sind auch noch klein“, sagt Thomas Gräf.

Schnittbreite von neun Metern

Für die Arbeit hat er einen Lohnbetrieb engagiert: die Firma Schilles aus Floisdorf, die in der Region als Tiefbauunternehmen bekannt ist, aber eben auch Agrarservice-Leistungen anbietet, und das mit einem imposanten Fuhrpark.

Der Mais-Häcksler, den Peter Fischer steuert, verfügt über eine Schnittbreite von neun Metern. Rotierende Messer schneiden die Maisstangen 20 Zentimeter über dem Boden ab, Mitnehmer transportieren das Schnittgut in die Mitte zum Häckselwerk.

Zwei Kolben, die auf ein und demselben Acker gewachsen sind, aber auf Flächen mit unterschiedlicher Feuchtigkeit im Boden.

Die High-Tech-Maschine pflückt die Kolben von der Pflanze. Während Stange und Blätter in einer Trommel von Messern zerkleinert werden, bricht ein Cracker die Körner. „Das muss sein, damit der Mais für die Tiere besser zu verdauen ist“, sagt Thomas Gräf, der auf dem Feldweg einen Korb mit Kaffee und belegten Brötchen für die Schilles-Mitarbeiter abgestellt hat.

Firma erntet seit fast 30 Jahren den Mais

Die Firma aus Floisdorf erledigt schon seit fast 30 Jahren die Maisernte für den Elsiger Betrieb. Das Team ist eingespielt: Neben Peter Fischer und seinem Häckseler fahren abwechselnd Josef Bützeler und Mario Flittorf mit ihren Traktorgespannen. Der gehäckselte Mais wird – von einem Schaufelsystem beschleunigt – in ein langes, schwenkbares Auswurfrohr befördert und auf einen der beiden Anhänger geschleudert, die Bützeler und Flittorf mit ihren 450-PS-Schleppern ziehen.

Auftrag erledigt: Peter Fischer (v.r.), Karl Josef Rau, Josef Bützeler und Mario Flittorf, Mitarbeiter des Lohnbetriebs Schilles, haben für Thomas Gräf die Maisernte eingefahren.

Weil zwei Gespanne im Einsatz sind, entstehen keine unnötigen Pausen. Am Ende wird das Quartett nur rund sieben Stunden benötigt haben, um die 15 Hektar große Fläche abzuernten. Der Häcksler macht mit dem Mais kurzen Prozess. Am Auswurfrohr befindet sich eine Kamera, die den Anhänger mit einem Scan-System abtastet und dafür sorgt, dass das Ladegut automatisch gleichmäßig verteilt wird.

Verfütterung an Mastbullen

Bei den Hängern handelt es sich um Abschiebewagen, die nicht gekippt werden müssen, um den Mais abzuladen. Vielmehr drückt eine bewegliche Wand die Fracht von der Ladefläche. So landet sie am Feldrand auf dem Ackerboden, wo der vierte Mann des Schilles-Teams, Karl Josef Rau, eine Miete anlegt.

Den gehäckselten Mais, den seine Kollegen abladen, schiebt er mit einem Radlader zusammen, sodass die Miete langsam, aber stetig wächst. Immer wieder rollen die mächtigen Reifen über die zerkleinerten Pflanzenteile, um den Mais zu verdichten. „Karl Josef Rau hat hier den wichtigsten Job“, sagt Gräf. „Er presst den Sauerstoff aus der Masse, sodass keine Schimmelpilznester entstehen und keine schädlichen Gärungsprozesse in Gang gesetzt werden können.“

Geschützt von Folie, wird der konservierte Mais am Ackerrand mehrere Monate zwischengelagert, bevor der Landwirt ihn an seine Mastbullen verfüttert. Schon in ein paar Tagen geht die Arbeit auf dem Feld weiter: Gräf wird die Maisstoppeln mulchen und untergrubbern, damit er nächste Woche Weizen säen kann.