Nach 24 JahrenEuskirchener findet seine gestohlene Gitarre bei Ebay wieder
Euskirchen-Kuchenheim – 24 Jahren war sie spurlos verschwunden. Nun ist sie wieder da: die schwarze E-Gitarre von Rainer Behr. Der Musiker hat sie bei eBay-Kleinanzeigen im Internet entdeckt. „Mir lief es eiskalt den Rücken runter. Ich wusste sofort, dass das meine Gitarre ist“, sagt der Kuchenheimer. Behr, Kopf der Band Schohnzeit, kontaktierte übers Internet den Besitzer, schilderte ihm die Geschichte der Gitarre. „Er fand die Geschichte genauso unglaublich wie ich und hat sie mir für einen Obolus überlassen“, berichtet Behr.
Zeitsprung: Es ist irgendwann in den 1980er-Jahren. Rainer Behr trägt Zeitungen aus, um sein Taschengeld aufzubessern. Vom Lohn kaufte Behr seine erste eigene E-Gitarre bei einem Euskirchener Fachhändler. Zuvor habe er auf einer geliehenen E-Gitarre gespielt, erinnert sich der Kuchenheimer: „Da wir damals schon Rock und Hardrock mit der Band Damage gespielt haben, musste es unbedingt eine exotische Form sein. Das macht mehr her und war auf der Bühne einfach in.“
Eigenbau 1988 macht Gitarre zum Unikat
1988 tunte Behr das Musikinstrument, was sich im Nachhinein als Glücksfall herausstellen sollten, denn durch den verbauten silbernen Tonabnehmer wurde die Gitarre praktisch zum Unikat. Er erhöhte ihren Wiedererkennungswert.
„Ich habe die Gitarre etwa acht Jahre gespielt“, so der 51-Jährige, der in der Zeit mit Damage, Anglophile, Autsch und Fairytale auf der Bühne stand. 1993 löste eine Gibson das schwarze Instrument ab, die Gitarre verschwand im Koffer.
Für vier Jahre. Eine Zeit, in der viele Bands einen kometenhaften Aufstieg samt Abstieg hinlegen. Sie wurde erst wieder hervorgekramt, als ein damaliger Freund Behrs sie samt Verstärker ausgeliehen haben wollte. Der durchlebte damals laut Behr eine schwierige private Zeit und wollte sich mit Musik ablenken.
Das könnte Sie auch interessieren:
Zwei Wochen später seien sowohl der Freund als auch das Instrument spurlos verschwunden gewesen. „Auch seine Eltern und der damaligen Vermieter wussten nichts. Eine Anzeige bei der Polizei verlief im Sand“, erinnert sich der Musiker, der bereits 1976 das erste Mal auf einer Gitarre zupfte und später die Rockmusik für sich entdeckte.
Mittlerweile geht es musikalisch nicht mehr ganz so rockig zu. „Ich spiele mittlerweile eher nur noch Westerngitarre und Nylongitarren bei Schohnzeit“, sagt der Kuchenheimer, der im vergangenen Jahr die Idee zur Strandkultur am Zülpicher See hatte, bei der im kleinen, aber feinen Rahmen im Seepark Bands spielten.
„Gitarre wollte nach Hause“
2014 hatten sich Behr und seine Frau Su Lauscher mit dem Lied „Zivilcourage“ für den Eurovision Song Contest beworben. Für den ganz großen Wurf reichte es damals aber nicht – auch wenn sich das Duo sicher war, dass der Song Hit-Potenzial hatte. Und die Gitarre? Die hat ein paar Macken mehr als vor 24 Jahren, aber eben auch noch dieselben wie 1997.
„Als ich die Annonce im Internet entdeckt habe, sind mir die Macken direkt ins Auge gefallen“, sagt Behr, der mit Musiker Kollege Guido Strang an einem neuen Album arbeitet. Nach der Kontaktaufnahme mit dem Verkäufer wurde es laut Behr nicht weniger skurril.
Der Grund: Die Gitarre hatte mittlerweile den Weg bis nach Bayern gefunden. Der Verkäufer lebt fünf Minuten von Behrs Bruder entfernt – in München. „Ich glaube, das Instrument wollte nach all der Zeit endlich nach Hause“, sagt Behr, dessen Bruder die Gitarre per Post Richtung Heimat geschickt hat. Das Instrument soll nun wieder fit gemacht werden und auch auf der neuen Rock-CD zu hören sein. „Und dann wird sie auch ganz sicher wieder eine Bühne sehen. Das bin ich ihr schuldig“, so der 51-Jährige, der unter anderem die Vereinshymne der Cologne Crocodiles (Football) schrieb.