Der RSV Arloff-Kirspenich stellt nach mehr als zehn Jahren wieder eine Fußballmannschaft. Der neue Kunstrasen hat daran großen Anteil.
FußballDer Kunstrasenplatz in Arloff-Kirspenich ist schon jetzt eine Erfolgsgeschichte
Eigentlich müsste der RSV Arloff-Kirspenich sich nun umbenennen in KRSV Arloff-Kirspenich. Denn der neue Sportplatz ist fertig und der passende Name – von Rasensportverein in Kunstrasensportverein – wäre die logische Konsequenz. Allerdings war das RSV im Namen ohnehin die meiste Zeit ein Gründungsrelikt. Denn schon ab 1960 spielten die Fußballer nicht mehr auf einem Rasenplatz – der war der neuen Grundschule zum Opfer gefallen –, sondern auf einem Aschenplatz. Und ASV hieß der Verein schließlich auch nicht.
Der neue Kunstrasenplatz hat aber etwas Gutes: Er hat die Fußball-Euphorie im Dorf entfacht. Zum ersten Mal seit rund einem Jahrzehnt stellt der Verein, der auch Badminton und Volleyball anbietet, wieder eine Seniorenfußballmannschaft, die in der Kreisliga C antreten wird. „Wir wollen mehr auf Kontinuität setzen als auf den Erfolg“, sagt Teammanager Christian Zimmermann, der mit Philipp Dahmen den Stein ins Rollen gebracht hatte.
Nach einer Spielgemeinschaft war lange Schluss
Das Ziel formuliert Zimmermann wie folgt: „Wir wollen die Leute wieder auf und an den Sportplatz bringen.“ Früher habe es immer eine große Gemeinschaft gegeben, die sich sonntags zu den Spielen traf. „Das wollen wir wieder zurück nach Arloff bringen und uns dann auch fußballerisch entwickeln.“
Dabei sah es lange Zeit nicht gut aus. Ab 2011 gab es kurz eine Spielgemeinschaft mit Bad Münstereifel/Iversheim als SG Bad Münstereifel. Kurz danach war aber Schluss mit Seniorenfußball in Arloff. Einer der Gründe: Auf Asche will niemand spielen. Dank einer Kooperation mit dem SV Nöthen wurde der Platz immerhin noch genutzt, und zwar in den Wintermonaten zum Training und für Spiele. Denn die Asche ist deutlich robuster als Naturrasen.
Arloff tauchte plötzlich nur noch im Jugendfußball auf
„Es gab damals Differenzen. Der ehemalige Vorstand hatte wenig mit dem Fußball zu tun“, erinnert sich Stefan Cremer, amtierender RSV-Vorsitzender. Im Fußball tauchte Arloff nur noch im Jugendbereich auf, aber auch nicht mehr allein. „Wir hatten irgendwann Schwierigkeiten, eigene Mannschaften zu stellen. Ab der C-Jugend aufwärts ist das kaum noch möglich“, so Cremer. Es folgte eine Kooperation mit Kirchheim und teilweise mit Flamersheim.
Darauf, dass diese JSG Jahrgangsmannschaften stellt, ist RSV-Jugendleiter Hermann-Josef Wiesel stolz. Die Teams können so wachsen. Dass Jugendtrainer wie der nun scheidende Stephan Dürholt auch viel für die soziale Entwicklung der Nachwuchskicker getan haben, ist ebenfalls kein Geheimnis. „Ohne die Spielgemeinschaft geht es nicht“, sagt Wiesel. Und mit dem Aschenplatz auch nicht. „Deswegen sind uns die Kinder laufen gegangen“, erklärt er.
Ausgerechnet aus einer der dunkelsten Stunden für das Doppeldorf, der Flutkatastrophe des 14. Juli 2021, entwickelte sich dann die Rückkehr in den Seniorenfußball. Denn auch der Aschenplatz war durch das Wasser schwer beschädigt worden und sollte zunächst mit Mitteln aus der Wiederaufbauhilfe in einen Naturrasenplatz umgewandelt werden.
Die Politik widersprach, denn sie wollte mehr: Die Kommune ist zwar klamm, doch sie leistete sich die Kunstrasenplätze in Arloff und Mutscheid trotzdem. „Naturrasen hätte für uns keinen Sinn gemacht wegen des Wetters“, sagt Stefan Cremer. Die Nöthener wollen schließlich auch weiterhin den Platz in Arloff nutzen.
Und auch Kicker gab es. „Nach der Flut hat sich eine Hobbygruppe gegründet. Ich hatte schon den Hintergedanken, dass wir nicht bei null anfangen müssen, wenn der neue Rasen kommt“, erklärt Zimmermann. Etwa 30 Mann hätten sich zum Fußballspiel getroffen, berichtet Cremer. Zuerst zum Hallenkick, denn die ebenfalls bei der Flut beschädigte Sporthalle kann schon seit mehr als einem Jahr wieder genutzt werden.
„Anfang Mai entwickelte sich auch aus der Jugend die Idee, dass es toll sei, auf dem neuen Sportplatz eine Seniorenmannschaft zu haben“, erzählt Wiesel. Ein paar Interessierte konnte man schnell locken, darunter auch Zugezogene aus dem Neubaugebiet Kirspenich. Richtig Fahrt aufgenommen hatte die Kampagne dann Anfang Juni mit Aufrufen in Sozialen Netzwerken. „Es meldeten sich Leute, mit denen wir nicht gerechnet haben“, sagte Zimmermann. Wiesel war überrascht: „Da waren Leute aus Arloff dabei, die wir gar nicht kannten.“
RSV Arloff-Kirspenich: Kader umfasst aktuell 20 Spieler
Aktuell haben laut Zimmermann 20 Spieler zugesagt, immer dabei zu sein, 15 weitere wollen die Spielberechtigung und den RSV unterstützen, wenn Not am Mann ist. Als Spielertrainer fungiert Gunnar Gnass, der vor über einem Jahrzehnt in Mechernich aktiv war. Auch Zimmermann selbst wird wieder spielen, seine letzten Stationen waren Holzheim und Schönau.
Prominentester Name dürfte Kevin Fröndgen sein, der mit Anfang 20 mit Stotzheim in der Bezirksliga und später mit der JSG Erft in der Kreisliga A gekickt hatte. Aber es sind auch einige dabei, die noch nie fußballerisch in Erscheinung getreten sind. Hinzu kommen außerdem bisherige Jugendspieler. Altersmäßig setzt sich das Team aus 19-jährigen Jungs und Senioren Anfang 40 zusammen.
Für den Kreispokal 2024 hat der RSV nicht gemeldet, für den Pokal 2025 schon
Deshalb ist auch beim Vorsitzenden die Erwartungshaltung zunächst gering. „Wir wollten den Neustart. Nicht der Aufstieg steht im Vordergrund, sondern die Kameradschaft, Freundschaften, das Miteinander. Und man muss es ja mittlerweile auch in der Kreisliga C sagen: Bei uns gibt es kein Geld“, sagt Stefan Cremer.
Weil die Situation so unklar war, hat der Verein auch nicht für den Kreispokal 2024 gemeldet. Auch, weil man nicht weiß, wen man zugelost bekommt. Mit einer möglichen Klatsche starten, wollte beim RSV niemand. Stattdessen findet am ersten Pokalwochenende auch das erste Testspiel der Arloffer statt – um 15 Uhr ist der TSV Schönau III zu Gast. Offizieller Trainingsauftakt ist am 16. Juli. Bis dahin treffe sich weiter die Hobbygruppe, oft seien 18 Mann zum Spielen da, weiß Wiesel.
Der Vorsitzende denkt sogar noch weiter: Nicht nur soll Jugendspielern die Chance geboten werden, im Heimatort Seniorenfußball zu spielen. Die Erwachsenen sind selbst oft Väter und können vielleicht animiert werden, im Jugendbereich zu helfen. „Denn ohne die Jugendarbeit würde es den RSV nicht mehr geben“, erklärt Cremer, wie wichtig das ist.
Der Verein verspürt insgesamt einen Aufschwung. Tiefpunkt war schon vor der Flut die Corona-Situation. Nur noch 140 Mitglieder hatte der RSV. „Besonders viele inaktive Mitglieder sind weggebrochen“, weiß Cremer. Die Zahl sei nun wieder auf über 200 gestiegen. „Und ich habe die Hoffnung, dass es noch mehr werden, wenn wir wieder eine Mannschaft stellen und dadurch in der Öffentlichkeit stehen.“
Einen Wunsch des Vereins hat die Staffeleinteilung erfüllt: In der C2-Kreisliga trifft man auf die Vereine Nöthen-Pesch-Harzheim II, Schönau III und Houverath-Mutscheid II aus dem Stadtgebiet. Hermann-Josef Wiesel hofft nun: „Wir wollen zunächst nicht zu hoch verlieren.“