73 Minuten lang war der SV Sötenich in Bessenich in Überzahl. Dennoch konnte das abstiegsbedrohte Team von Christian Hammes nicht gewinnen.
BezirksligaDer Abstieg des SV Sötenich rückt näher
SV Rhenania Bessenich – SV Sötenich 4:1 (0:0). Die hängenden Köpfe, mit denen die Sötenicher Spieler nach dem Schlusspfiff auf dem Kunstrasen saßen, drückten mehr aus als die Enttäuschung über eine verlorene Partie. Durch den Erfolg von Kerpen gegen Voreifel liegen die Grün-Weißen nun drei Punkte hinter dem direkten Rivalen und weisen zudem das deutlich schlechtere Torverhältnis auf. Bei noch zwei ausstehenden Runden vor Saisonende ist der Klassenerhalt damit in ganz weite Ferne gerückt.
Dummheit des Spiels
Nach einer guten Viertelstunde steigerten sich die Erfolgsaussichten der Gäste, die gut in das Duell gestartet waren und durch Jens Knebel um Haaresbreite die frühe Führung erzielt hätten, immens. Coskun Celik, kurz zuvor im Zweikampf mit SVS-Verteidiger Matko Samardzic, lag am Boden und trat während des Aufstehens gegen seinen Kontrahenten nach und sah folgerichtig die Rote Karte. Da die unüberlegte Aktion unmittelbar vor den Augen des Schiedsrichter-Assistenten stattgefunden hatte, überraschte die Reaktion von Bessenichs Coach Artur Mezler auf die vergeblichen Proteste seines Spielers nicht: „Selber schuld.“
Kuriosität des Spiels
Samardzic war auch an einer weiteren, für den Spielverlauf entscheidenden Szene beteiligt – diesmal mit negativen Folgen für sein eigenes Team. Der Abwehrspieler hatte offenbar nicht mitbekommen, dass der Unparteiische die Partie freigegeben hatte und nahm den Einwurf eines Bessenichers in die Hände. Dies allein wäre noch nicht problematisch gewesen, doch da sich der Regelverstoß im eigenen Strafraum ereignete, hieß die Konsequenz Elfmeter. Der eingewechselte Oualid Kasmi ließ sich das Geschenk nicht entgehen und verwandelte sicher zum 2:0.
Aussetzer des Spiels
Sötenichs Keeper Lukas Floß hatte bis zum betreffenden Zeitpunkt eigentlich eine ordentliche Leistung gezeigt. Was den Schlussmann dann allerdings kurz vor dem Ende geritten hat, als er dem sich vom Tor wegbewegenden Marvin Iskra von hinten in die Beine lief, wird wohl auf ewig sein Geheimnis bleiben. Weil er nach einem anderen missglückten Ausflug aus seinem Gehäuse, der ebenfalls mit einem Foul an Iskra endete, bereits verwarnt war, musste der Torhüter vom Feld und der eigentlich angeschlagene Lars Kreuser nochmal zwischen die Pfosten. Es passte zum unglücklichen Auftritt der Gäste an diesem Nachmittag, dass der Ersatzmann den Strafstoß zwar gut parierte, dieser jedoch exakt vor die Füße von Iskra zurückprallte, der den 4:1-Endstand besorgte.
Spieler des Spiels
50 Minuten lang schmorte Bessenichs Angreifer und Toptransfer des Winters, Marvin Iskra, auf der Ersatzbank, um danach die vielleicht besten 40 Minuten im Trikot seines neuen Vereins zu absolvieren. Neben seinen beiden Treffern war das Kraftpaket noch an einigen weiteren guten Offensivaktionen beteiligt, wobei ihm die in dieser Phase bereits sehr hoch verteidigende Sötenicher Dreierkette enorm in die Karten spielte. Einziges Manko beim Doppeltorschützen war die Effizienz: Eigentlich hätten es unter dem Strich mindestens zwei oder drei weitere Erfolgserlebnisse sein müssen.
Spielverlauf
Den Sötenichern gelang es in knapp 75 Minuten Überzahl zu selten, gefährlich vor das gegnerische Tor zu kommen. In der finalen Aktion fehlte es mit Ausnahme des Treffers zum 1:2, als Jens Knebel den einzigen kleinen Fehler von Torhüter Kay Lächele ausnutzte, an Präzision und auch an Überzeugung. Der Rhenania scheinen Unterzahlsituationen dagegen zu liegen. Wie schon gegen Bergheim steigerte man sich zu zehnt und ging – auch dank des Dosenöffners von Valdon Halimi, der kurz nach der Pause im Anschluss an einen Freistoß per Kopf zum 1:0 vollstreckte – als verdienter Gewinner vom Platz.
Trainerstimmen
„Wir gehen auf dem Zahnfleisch und haben einfach keine Körner mehr. Wenn man das Ergebnis aus Kerpen hinzunimmt, ist es das fast schon gewesen“, bilanzierte ein enttäuschter Sötenich-Coach Christian Hammes. Dagegen durfte sein Pendant Artur Mezler abgesehen von der Undiszipliniertheit zu Beginn zufrieden sein. „Nach der Roten Karte haben wir einen Stürmer geopfert und auf Konter gespielt. Die Jungs haben die Umstellung sehr gut gemeistert“, lobte der Trainer.
Beaujean versagen die Nerven vom Punkt
TuS Mechernich – GW Welldorf-Güsten 0:1 (0:0). Die Aussichten auf den Ligaverbleib sinken immer weiter. Da nützte es auch nicht viel, dass die TuS erneut eine ordentliche Vorstellung zeigte und beim Pausengang mit Applaus in die Kabine verabschiedet wurde – unter dem Strich stand eine Niederlage, die vermeidbar gewesen wäre. „Die fehlende Durchschlagskraft im letzten Drittel begleitet uns jetzt durch die gesamte Rückrunde. Dieses Manko betrifft nicht nur unsere Stürmer, sondern die gesamte Mannschaft“, haderte Trainer Nico Hohn.
In einem über weite Strecken ausgeglichenen Duell mit wenigen Toraktionen auf beiden Seiten machte Gästetorjäger Mohamad Makki durch seinen 23. Saisontreffer den Unterschied. Ein Mechernicher Einwurf auf Höhe des gegnerischen Strafraums mit folgendem Ballverlust brachte den entscheidenden Konter in Gang, den die Deckungsreihe nicht mehr aufhalten konnte.
Dennoch hätte es wenigstens ein kleines Happy End geben können. Es lief bereits die Nachspielzeit, als der Referee nach einer Hereingabe von der rechten Seite auf Handelfmeter für die TuS entschied. „Der Arm war zwar angelegt, aber da der Spieler eine aktive Bewegung mit dem Oberkörper zum Ball gemacht hat, war die Entscheidung meiner Auffassung nach korrekt“, schilderte Hohn seine Eindrücke. Doch leider versagten Spielführer André Beaujean, zuletzt der beste Abschlussspieler des Tabellenvorletzten, die Nerven. „Der Elfmeter ging nach links unten und war nicht schlecht geschossen, aber auch nicht optimal platziert“, so Hohn.
Wiedenau mit vorbildlichem Torverzicht
Hambacher SV – TuS Zülpich 1:10 (0:4). Obwohl den Zuschauern auf dem Mini-Kunstrasenplatz, der laut Coach David Sasse sogar die Maße in der Gemünder Kloska-Arena unterbietet, zahlreiche Tore einen hohen Erlebniswert bescherten, resultierte aus der bemerkenswertesten Szene kein Treffer. Im Gegenteil, es wurde sogar ein Treffer verhindert.
Was war passiert? Als sich Zülpichs Benny Wiedenau alleine auf dem Weg zum Hambacher Kasten und damit wohl kurz vor einem weiteren TuS-Erfolgsmoment befand, dann aber auf einen verletzten gegnerischen Akteur aufmerksam gemacht wurde, schoss der Mittelfeldakteur den Ball ins Aus, um die Behandlung des Hambachers, der später nicht weitermachen konnte, zu ermöglichen. „Dass er die Aktion abgebrochen und auf das sichere 4:0 verzichtet hat, ist für mich einen Fair-Play-Preis wert. Dieser Meinung war auch der Schiedsrichter, der sich das Geschehene notiert hat“, berichtete Sasse, der auch ansonsten nur lobende Wort für seine Elf übrighatte.
Dies galt für den von Beginn an auflaufenden A-Jugendlichen Johannes Püllen ebenso wie für den fünffachen Torschützen Dominik Spies oder die beiden Youngster Marius Lepartz und Manuel Macherey, denen jeweils zwei perfekte Abschlüsse gelangen. Auch der Auftritt von Maurice Hilger gefiel dem Zülpicher Trainer außerordentlich: „Es ist einfach klasse zu sehen, dass sich einzelne Spieler weiterentwickeln und das Vertrauen zurückzahlen. Dafür arbeitet man als Trainer“, erklärte Sasse.
Auch wenn die Gäste, bei denen Marlon Große die Reihe der Torschützen komplettierte, zweistellig gewannen, ging der Titel „schönste individuelle Leistung“ an Hambachs Max Blinne, der beim Stand von 0:4 unmittelbar nach Wiederanpfiff das Spielgerät ziemlich exakt im oberen Dreieck platzierte.
Nierfeld trotz Niederlage so gut wie gerettet
SV SW Nierfeld – RW Ahrem 3:7 (1:4). „Wenn ich heute zur Pause elf Leute hätte auswechseln können, hätte es niemanden zu Unrecht getroffen“, kommentierte Trainer Dirk Scheer den ungenügenden Auftritt seiner Schützlinge im ersten Spielabschnitt. Mit simplen Mitteln erspielten sich die Gäste einen 4:0-Vorsprung, ehe Maxi Patt, der auf der Zielgeraden beim SVN seine Torjägerqualitäten entdeckt hat, das Resultat zumindest ein bisschen erträglicher gestaltete.
Dass sein Team die Warnungen im Vorfeld nicht erhört hatte und den Kontrahenten aus dem Rhein-Erft-Kreis nach Lust und Laune gewähren ließ, machte Scheer ungehalten, was sich auch in der Halbzeitansprache akustisch bemerkbar machte. Immerhin verstanden die Spieler die Botschaft für die zweite Hälfte und kämpften sich nach dem 1:5 durch zwei verwandelte Strafstöße von Florian Post auf zwei Treffer Abstand heran. Zu mehr reichte es allerdings nicht, das letzte Wort gehörte wieder den Rot-Weißen, die zum Schluss den alten Vier-Tore-Vorsprung wiederherstellten.
„Die Niederlage geht auch in der Höhe in Ordnung. Das einzig Positive an diesem Spieltag ist, dass unsere Konkurrenten verloren haben“, resümierte Dirk Scheer, dessen Team rein theoretisch nur noch vom SV Sötenich überholt werden kann.