40 Jahre im AmtErftstadts Paul Esser beendet im Sommer Trainerlaufbahn
Erftstadt-Lechenich – Eigentlich sollte bereits vor zwei Jahren Schluss sein. Doch Corona warf die Planungen von Paul Esser über den Haufen. Es folgten die für den Trainer nach wie vor „unsägliche Entscheidung“ des Fußballverbandes Mittelrhein, seinen Verein – den SC Germania Erftstadt-Lechenich – als Tabellenzweiten nicht aufsteigen zu lassen sowie das mehrfach verschobene Kreispokalfinale, die Essers Entscheidung hinauszögerten.
Nun aber zieht der 61-Jährige einen Strich unter seine Trainerlaufbahn, die im Sommer nach vier Jahrzehnten am Stück enden soll. „Es hat mir Riesenspaß gemacht, und ich habe nie das Gefühl gehabt, etwas verpasst zu haben. Aber jetzt wird es höchste Zeit aufzuhören“, bekräftigt der Coach des Landesligisten, der zum Ausklang seiner Karriere noch einmal den Kreispokal nach Erftstadt holte. „Als Burak Hendem Sekunden vor dem Ende der Verlängerung das Tor machte, war mein Entschluss gefallen“, sagt Esser, der in der jüngeren Vergangenheit wie kein Zweiter das Gesicht der Germania darstellte.
Ecken und Kanten
Egal ob als Trainer, als Turnierleiter oder bei anderen organisatorischen Angelegenheiten rund um den Hennes-Weisweiler-Sportpark – im Klub passierte so gut wie nichts ohne die helfenden Hände von Paul Esser. Bei aller Einsatzbereitschaft für seinen SC hielt er mit seiner Meinung nie hinter dem Berg, sprach auch unangenehme Dinge offen an und blieb sich und seiner Linie über die Jahre treu. Im Verein ließ man den umtriebigen Coach trotz aller Ecken und Kanten gewähren, was sich als Glücksfall für beide Seiten herausstellte. „Vom Vorstand ist mir in den sportlichen Bereich nie reingeredet worden, wahrscheinlich ist es nur deshalb so lange gut gegangen“, sagt Esser, der in seiner Laufbahn nirgendwo entlassen wurde, mit einem Augenzwinkern.
Die Präsidenten, die er in den zahlreichen Spielzeiten erlebte, schätzten ihn vor allem für seine Verlässlichkeit. Der zweifache Familienvater, dessen Sonntage um 11 Uhr mit den Vorbereitungen auf die anstehende Partie beginnen und erst in den Abendstunden nach einem Kaltgetränk mit der Mannschaft und seinem Trainerteam zu Ende gehen, verpasste in 40 Jahren nur sehr wenige Begegnungen. „Einmal lag ich nach einer Hüft-OP im Krankenhaus, zweimal war ich auf einer Kommunion eingeladen“, berichtet er. Entsprechend intensiv und kräftezehrend gestaltete sich seine Tätigkeit, die zuletzt – so gibt er unumwunden zu – etwas zu umfangreich geworden war. Auch mit allen Geschehnissen im Verein sei er zuletzt nicht immer ganz einverstanden gewesen.
Karsten Kochems wird Nachfolger
Allerdings führen diese Umstände noch lange nicht zum Aus beim SC und im Fußballgeschäft. Obwohl der neue Coach ab der kommenden Saison Karsten Kochems (sein aktueller Co-Trainer) heißen wird, bleibt Esser der Germania als Teammanager erhalten – zumindest für eine weitere Spielzeit. „Ich möchte ein bestelltes Feld hinterlassen und neben einer guten Abschlussplatzierung auch einen starken Kader für das nächste Jahr auf die Beine stellen“, bekräftigt er. Den zeitlichen Umfang seiner Arbeit werde er ab Sommer jedoch deutlich reduzieren. „Grundsätzlich möchte ich mir die meisten Spiele anschauen, aber ich werde nicht mehr jeden Sonntag am Sportplatz sein und schon gar nicht dreimal pro Woche zum Training fahren.“
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Bis zur Staffelübergabe will der sportliche Leiter mit seinen Jungs weiter Vollgas geben, ein Platz unter den Top drei wäre nach seinem Geschmack. Am 6. Juni bestreitet Paul Esser sein letztes Heimspiel gegen Union Schafhausen, eine Woche später ist in Mariadorf finito – von der traditionellen Mallorca-Tour abgesehen, die er sich nicht entgehen lassen will.