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Nach Schiri-AttackeTürk Gencligi von allen Pflichtspielen der Saison ausgeschlossen

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In die Ecke gedrängt wurde das Schiedsrichtergespann.

Kreis Euskirchen/Hennef – Das Bezirkssportgericht I in Hennef hat am Mittwochabend die Seniorenmannschaft des Euskirchener Fußballvereins Türk Gencligi für alle Pflichtspiele der Saison 2022/23 ausgeschlossen. Außerdem erhält der Torwart des Vereins eine bis zum 15. Dezember dauernde Sperre. Damit hat das Bezirkssportgericht das Urteil, das im Juni vom Kreissportgericht gefällt wurde, verschärft.

Ursprünglich sollte der Torwart eine Sperre von vier Monaten (bis zum 15. Oktober) erhalten. Der Verein wurde vom Kreissportgericht für den Kreispokal 2022/23 und 2023/24 gesperrt, wobei die zweitgenannte Pokalspielzeit zur Bewährung ausgesetzt wurde. Seine Heimspiele sollte der Verein in der Saison 2022/23 ohne Zuschauer bestreiten, wobei hier die Rückrunde zur Bewährung ausgesetzt wurde. Außerdem sollte Türk Gencligi 750 Euro Strafe zahlen. Gegen dieses Urteil hatte der Fußballkreis Euskirchen Berufung eingelegt. Die vom Kreissportgericht verhängte Geldstrafe wurde vom Bezirkssportgericht gestrichen.

Schiedsrichter erlitt Gehirnerschütterung

Es geht um das Drittrundenspiel des Fußballkreispokals der Saison 2021/22 zwischen Türk Gencligi und dem TuS Zülpich im Mai in Euskirchen. In der 86. Minute erzielte der Underdog aus der Kreisliga B den vermeintlichen Führungstreffer gegen den Bezirksligisten. Doch der Schiedsrichter erkannte auf Handspiel. Der bereits gelb verwarnte Trainer von Türk Gencligi regte sich darüber so auf, dass er die Gelb-Rote Karte erhielt. Der Kapitän des Vereins wurde zusätzlich vom Schiedsrichter gebeten, beruhigend auf die Zuschauer und die Trainerbank einzuwirken.

Nach fünf Minuten gab der Schiedsrichter das Spiel wieder frei. Unmittelbar danach kam es zum Führungstreffer für Zülpich, infolgedessen der Torwart von Türk Gencligi zum Schiedsrichter an den Mittelkreis lief und ihn beleidigte. Nachdem er des Feldes verwiesen wurde, bedrohte er den Unparteiischen und verfolgte ihn kurz. Der Schiedsrichter lief vom Platz, um den Innenraum des Erftstadions zu verlassen, wurde aber von aufgebrachten Zuschauern eingekesselt und mit einem Ball und einer halbvollen Halbliter-Plastikflasche beworfen und von dieser im Gesicht getroffen. Der Schiedsrichter erlitt eine Gehirnerschütterung.

Türk Gencligi unzufrieden mit Handspiel-Entscheidung

Für den Studenten, der sich erstmals mündlich zu den Vorfällen äußerte, war das Spiel ein klassischer, zum Ende hin immer intensiver werdender Pokalfight. Bezüglich des Handspiels sei er sich sehr sicher gewesen. Weil der Stürmer von Türk Gencligi, der den Ball ins Tor gelenkt hatte, aber mit dem Rücken zu ihm stand, habe er seinen Assistenten befragt, der ein klares Handspiel gesehen habe.

Nach fünf Minuten Unterbrechung wurde das Spiel mit einem Freistoß für Zülpich fortgesetzt, der zum Tor führte. Der Torhüter habe ihn daraufhin als Rassisten beleidigt und ihm vorgeworfen, dass sein Verein nie eine Chance auf den Sieg gehabt habe. Das führte zum Platzverweis. Zur gleichen Zeit sei der Vereinsvorsitzende im Mittelkreis auf ihn zugegangen, habe ihn beleidigt und ihm die Rote Karte und die Notizkarte aus der Hand geschlagen. Diese Körperlichkeit war für den Schiedsrichter der Auslöser, das Spiel abzubrechen.

Schiedsrichter bekam Flasche ins Gesicht

Als er nach der Flucht vom Platz eingekesselt gewesen sei, hätten ihn Vertreter des Heimvereins zuerst geschützt, dann seien Zülpicher Spieler hinzugekommen. Er habe dennoch einen Wischer ins Gesicht bekommen und dann die Flasche. Eine ärztliche Behandlung habe er verweigert. Erst am nächsten Tag sei ihm schummrig gewesen, woraufhin er zum Arzt gegangen sei, der eine Gehirnerschütterung festgestellt habe.

Einer seiner Assistenten stand beim Flaschenwurf direkt neben ihm und gab in der Verhandlung an, dass er den Täter genau erkennen konnte. Dabei habe es sich um die Person gehandelt, die kurz zuvor im Mittelkreis stand: der erste Vorsitzende des Vereins.

Das sagt Türk Gencligi

Nach wie vor will der Verein nicht herausgefunden haben, wer die Flasche auf den Schiedsrichter geworfen hat. Ein Umstand, den Norbert Schneider, Vorsitzender des Bezirkssportgerichts und des FSV Neunkirchen-Seelscheid, nicht glauben mochte: „Wenn bei mir auf dem Platz jemand eine Flasche wirft, weiß ich nach 15 Minuten, wer das war.“ Dem Bezirkssportgericht sei ein solcher Vorfall noch nicht untergekommen. „Der Schiedsrichter wurde wie ein Hund vom Platz gejagt“, so Schneider.

Der Verein gab an, Konsequenzen gezogen zu haben. 95 Prozent der Spieler seien zu anderen Vereinen gegangen. „Andere Vereine rennen uns die Türen ein, um unsere Spieler zu bekommen.“ Der Vorsitzende sei zurückgetreten, ein neuer Vorstand bilde sich. Die Mannschaft bestehe nun aus früheren Spielern, die reaktiviert wurden, und bisherigen A-Jugendspielern. Auch der Trainerstab sei komplett neu.

Schneider widerlegte diese Ausführungen aber. Der bisherige Vorsitzende habe nach wie vor eine Spielberechtigung. Auch der Torwart sei noch als Spieler des Vereins gelistet. „Der wird aber nicht mehr spielen“, so der Vereinsvertreter, der nicht genannt werden will. Die Abmeldungen seien in der Prioritätenliste unwichtig. Die bisherige Strafe des Kreissportgerichts empfinden die Vereinsvertreter als rechtens.

Fußballkreis sieht Verantwortung klar beim Torwart

„Ich bin seit 1992 Schiedsrichter und habe viele Spiele gesehen, von der Champions League bis zur Kreisliga, aber so etwas habe ich noch nicht erleben müssen“, sagte Stephan Mager, Vize-Vorsitzender des Fußballkreises. Dies sei ein Fall von ganz herausragender negativer Bedeutung. Für ihn ist ist klar: Das Verhalten des Torwarts habe die Situation ausgelöst.

Dass der Vereinsvorsitzende auf den Platz komme, dem Schiedsrichter die Karten aus der Hand schlage und später auch noch die Flasche werfe, sei beispiellos. „Der erste Vorsitzende hat in vorderster Front mehrfach schwerste Unsportlichkeiten begangen, deshalb sind ganz schwere Sanktionen erforderlich.“

Bis zuletzt habe der Verein dem Schiedsrichter eine Mitschuld an der Situation gegeben. Eine Tatsache, die Mager nicht akzeptieren will: „Wo sind wir denn, dass sich Leute in einem popeligen Bitburger-Kreispokalspiel einer Gefahr aussetzen?“ Ein Ausschluss sei deshalb ein klares Signal. Die Fußballkreisvorsitzende Doris Mager gab an, dass viele Vereine aus der Staffel nicht gegen Türk Gencligi spielen wollen.

Torwart benannte als einziger Flaschenwerfer

Der Vorsitzende des Bezirkssportgerichts, Norbert Schneider, erklärte das Urteil. Im Falle des Torwarts laste man ihm Beleidigung und Bedrohung an. „Er hatte nichts beim Schiri zu suchen“, sagte Schneider. Man wolle ihn aber nicht als klassischen Auslöser der Situation bezeichnen. Zugute hielt ihm das Bezirkssportgericht auch, dass er als Einziger den Flaschenwerfer benannt hatte.

Den Ausschluss der Seniorenmannschaft für die Spielzeit 2022/23 hält das Bezirkssportgericht für geboten. Der Platzordnungsdienst habe völlig versagt. „Wir wissen nicht, ob der überhaupt da war“, so Schneider. Hinzu kam ein Platzsturm durch Zuschauer und Funktionäre, die letztlich den Schiedsrichter vom Feld gejagt hätten.

Ex-Vorsitzende von Türk Gencligi soll Flasche geworfen haben

Es folgte ein schwerwiegendes Verhalten der Zuschauer. „Der Schiedsrichter stand buchstäblich mit dem Rücken zur Wand.“ Ohne den Schutz durch Spieler und Vertreter beider Teams hätte er keinen Schutz gehabt. Der Ballwurf sei nicht zufällig, der Flaschenwurf gezielt gewesen. „Da weiß jeder, dass da Kawumm hinter ist“, so Schneider. Der Flaschenwerfer habe eine Verletzung billigend in Kauf genommen. Erst die Polizei habe die Situation aufgelöst.

Bei dem Flaschenwerfer soll es sich um den damaligen Vorsitzenden des Vereins gehandelt haben. „Wenn der sich so gehen lässt, haben Sie vielleicht den falschen gewählt“, sagte Schneider zu den beiden Vertretern von Türk Gencligi. Schneider betonte, dass das Bezirkssportgericht ein Zeichen setzen wolle. „So geht das nicht. Gewalt wird nicht toleriert und wird Folgen haben“, sagte er. Der Verein solle die Sperre als Chance sehen, um sich neu aufzustellen.

„Das ist das richtige Urteil für alle“

Die beiden Vereinsvertreter von Türk Gencligi wollen das Urteil erst einmal mit dem Vereinsvorstand besprechen. Man befinde sich in der Re-Organisation des Vereins, einem Neustart sei das Urteil nicht dienlich. „Das müssen wir erst einmal verdauen.“ Für Stephan Mager vom Fußballkreis war es das Urteil, dass er sich vorgestellt hat. Das Bezirkssportgericht habe ein Zeichen gesetzt, dass ein Verein für ein schwerwiegendes Vergehen ausgeschlossen werde. „Das ist das richtige Urteil für alle.“

Spontan konnten weder Doris noch Stephan Mager sagen, welche Auswirkungen das Urteil auf den Spielbetrieb haben wird. Türk Gencligi hat in dieser Saison nur eine Mannschaft für die Kreisliga B gestellt. Steht sie nun als erster Absteiger fest? Falls ja: Wie viele Absteiger gibt es in der Staffel? Der Fußballkreis will den Sachverhalt in Kürze klären.