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Frauenfußball im Kreis EuskirchenStimmung der Vereine ist besser als die Platzierungen

Lesezeit 6 Minuten
Füssenich-Geichs Fußballerin Laura Barber im Laufduell mit einer Spielerin aus Weiden.

Hat sich immer mehr zur Schlüsselspielerin von Füssenich-Geich entwickelt: Laura Barber (r.), hier im Spiel gegen Weiden.

Füssenich-Geich ist als Landesliga-Aufsteiger im Soll. In der Bezirksliga steht Wißkirchen auf einem Abstiegsplatz, Erfthöhen knapp darüber.

Die Hinrunde ist (fast) Geschichte. Sie hat den drei auf Verbandsebene spielenden Teams TB-SV Füssenich-Geich, SG Erfthöhen und SC Wißkirchen viele Erkenntnisse geliefert – und verspricht eine Rückrunde mit viel Spannung.

TB-SV Füssenich-Geich: Platz acht in der Landesliga

Vier Siege, zwei Unentschieden und fünf Niederlagen bei einer fast ausgeglichenen Torbilanz bescheren Landesligaaufsteiger TB-SV Füssenich-Geich einen Spieltag vor Ende der Hinrunde mit 14 Punkten den achten Tabellenplatz. Trainer Axel Sendscheid gibt sich bodenständig und unterstreicht das vor der Saison ausgegebene Ziel: „Für uns wäre der Klassenerhalt höher zu bewerten als die beiden Aufstiege.“

Sendscheid ist „grundsätzlich sehr zufrieden“ mit dem Abschneiden seiner Mannschaft in der Hinrunde in der fünfthöchsten Frauenfußball-Spielklasse: „Wir bleiben weiterhin demütig. Es ist utopisch, andere Ziele als den Klassenerhalt zu formulieren, denn man darf nicht vergessen, dass wir aus der Kreisliga kommen.“

Ein Sieg gegen Hörn am Wochenende ist ein Schritt Richtung Saisonziel

Sollte das letzte Heimspiel am 3. Dezember gegen den Tabellenvorletzten Hörn gewonnen werden, könne man an das Saisonziel bereits vorzeitig „einen kleinen Haken machen“, denn der Abstand auf die Abstiegsplätze sei dann mit zwölf Punkten „riesengroß“, so der Trainer. Grund für den bisherigen positiven Saisonverlauf ist laut Sendscheid das intakte Teamgefüge, die „ungebrochen gute Stimmung“ unter den Spielerinnen: „Das ist schon fast ein Automatismus. Natürlich mussten wir uns erst an Niederlagen gewöhnen, aber die Mädels können das einordnen.“

Highlight der Saison sei die Verteidigung des Kreispokaltitels gegen Zülpich gewesen. Zudem ist es der Mannschaft gelungen, das eine oder andere Schwergewicht der Liga zu ärgern. Gegen die favorisierten Kölner Teams Casa de Espana und Fortuna erkämpfte sich Füssenich je einen Punkt, gegen Konzen drei. „Vielleicht haben wir Punkte liegengelassen. Es ist aber auch ein Lernprozess, den die Mannschaft durchläuft“, so der Coach.

Für unser Spiel ist Laura immens wichtig. Sie ist nicht nur torgefährlich, sondern stellt sich voll und ganz in den Dienst der Mannschaft.
Axel Sendscheid, Trainer TB-SV Füssenich-Geich

Mit der regionalligaerfahrenen Top-Torjägerin Laura Barber, die zu den von der Mannschaft 26 erzielten Treffern neun beisteuerte, und der früheren Dirmerzheimer Defensivspielerin Jessica Zander hat Füssenich lediglich zwei Spielerinnen in den Reihen, die Erfahrung in höherklassigen Ligen sammeln konnten.

Apropos Laura Barber: Die 22-jährige Angreiferin, die seit der letzten Saison in Füssenich spielt und vorher für den Regionalligisten Bad Neuenahr auflief, entwickelt sich immer mehr zur Schlüsselspielerin der Mannschaft. „Für unser Spiel ist Laura immens wichtig. Sie ist nicht nur torgefährlich, sondern stellt sich voll und ganz in den Dienst der Mannschaft. Sie ist unsere große Konstante und wird von Woche zu Woche besser“, schwärmt Sendscheid.

Fijola Misini fällt voraussichtlich den Rest der Saison aus

Nicht auszudenken, wozu die Mannschaft in der Lage sein könnte, wenn spätestens zur Saisonvorbereitung im Sommer die auffälligste Spielerin der vergangenen Saison, 24-Tore-Frau Fijola Misini, nach überstandener Verletzung wieder zu ihrem Team hinzustößt. Bis dahin wird man laut Trainer „das Beste aus der Situation machen“, wohl wissend, dass der TB-SV für die ein oder andere Spielerin auch aus anderen Fußballkreisen wegen er Erfolge interessant geworden ist.

Bevor es jedoch in die Winterpause geht, steht am 10. Dezember zu Hause das Verbandspokalspiel gegen den auswärtsstarken Verbandsligisten SV Allner-Bödingen an. Füssenich ist alleiniger Vertreter des Kreises Euskirchen im Pokalwettbewerb, da Zülpich sich im Playoff nicht qualifizieren konnte.

SC Wißkirchen: Platz elf in der Bezirksliga

„Unser Saisonziel ist ein Platz im gesicherten Mittelfeld und davon weiche ich auch nicht ab.“ Zwar ist der SC Wißkirchen nach Abschluss einer enttäuschend verlaufenen Hinrunde meilenweit davon entfernt, doch korrigieren will Trainer Thomas Schirmer das Ziel nicht.

Der am ersten Spieltag gegen das Team von Vorwärts Spoho Köln erzielte Dreier sollte der einzige Sieg in der Hinrunde bleiben: siebenmal in Folge verließen die Spielerinnen des SC Wißkirchen den Platz als Verlierer. Erst am vorletzten Spieltag holte das Team durch ein torloses Unentschieden gegen den FC Pech wieder einen Punkt. Die Torbilanz: Zwölf erzielten stehen 38 kassierte Treffer gegenüber. Nur ein Team musste bei ebenso magerer Torausbeute mehr Gegentore hinnehmen. Die Tabellensituation? Alarmierend. Platz elf bedeutet einen direkten Abstiegsplatz.

Die Trainingsbeteiligung ist sehr hoch und von einer Null-Bock-Einstellung ist nichts zu spüren.
Thomas Schirmer, Trainer SC Wißkirchen

Trotz der ernüchternden Hinrundenbilanz und des trostlosen Tabellenplatzes kann der Teamgeist laut Schirmer besser nicht sein: „Wir sind ein Team: Wir gewinnen zusammen, wir verlieren zusammen. Die Trainingsbeteiligung ist sehr hoch und von einer Null-Bock-Einstellung ist nichts zu spüren.“ Wegen der vielen Neuzugänge verfüge die Mannschaft noch nicht über die Routine in den Abläufen wie die erfahrenen, eingespielten Teams der Liga, so der Übungsleiter. Trotzdem habe man sich bisher nie verstecken müssen.

Enttäuschend sei lediglich der Tabellenplatz, nicht aber das Engagement seiner Spielerinnen auf dem Platz, betont Schirmer und fügt an: „Ich bin sehr zufrieden mit der Mannschaft. Qualitativ gesehen fehlt uns noch eine Stürmerin, die sich durch Kaltschnäuzigkeit vor dem gegnerischen Tor auszeichnet.“ Ebenso würde eine routinierte Anführerin im Mittelfeld, die die Mitspielerinnen auf dem Platz führt und das Heft in die Hand nimmt, der Mannschaft guttun. Winterzugänge schließt Schirmer nicht aus.

Mit einem möglichen Abstieg habe der Trainer sich bisher nicht befasst: „Das Mittelfeld liegt so eng beisammen, da ist noch alles drin. Außerdem liegt mir die Strategie, erst unten mitzuspielen und die Punkte hinten raus zu holen“, schmunzelt der Coach. Oberstes Ziel für die Rückrunde sei es, die Torausbeute zu erhöhen.

SG Erfthöhen: Platz neun in der Bezirksliga

Die Hinrundenbilanz des Ligakonkurrenten SG Erfthöhen fällt ein wenig freundlicher aus: Drei Heimsiegen und einem Unentschieden stehen sechs Auswärtsniederlagen gegenüber. Torbilanz: 19:29. Macht Tabellenplatz neun. Die Frage, ob er mit der Hinrunde zufrieden sei, beantwortet Erfthöhen-Trainer Markus Lingscheid mit einem klaren „Jein“: „Es hätten durchaus vier Punkte mehr sein können, dann hätten wir mit dem Abstieg gar nichts mehr zu tun. So schielt man immer noch ein bisschen nach unten.“

Zu präsent ist zudem noch die Erinnerung an die vergangene Saison, als sich die Mannschaft den Klassenerhalt erst am viertletzten Spieltag sichern konnte. „Ich spüre eine gewisse Anspannung in der Mannschaft, manchmal fehlt ein bisschen die Lockerheit. Bei der einen oder anderen Spielerin spielt sich was im Kopf ab“, analysiert der Trainer. „Wenn man oben mitspielt, läuft es automatisch immer gut.“

Ich spüre eine gewisse Anspannung in der Mannschaft, manchmal fehlt ein bisschen die Lockerheit.
Markus Lingscheid, Trainer SG Erfthöhen

Das Saisonziel, mit dem Abstieg nichts zu tun zu haben und sich in Richtung Platz fünf zu bewegen, liegt dennoch in greifbarer Nähe, denn das Mittelfeld in der Bezirksliga liegt eng gestaffelt beieinander. Der Rückstand auf den angestrebten fünften Tabellenplatz beträgt nur drei Zähler.

Schichtdienst, Studium, Verletzungen: Trotz personeller Engpässe, durch die der Trainer sonntags oftmals vor der Herausforderung stand, elf Spielerinnen auf den Platz zu bekommen, ist der Plan, die Favoriten zu ärgern, aufgegangen. Gegen „eigentlich übermächtige Mannschaften“ wie Bedburg und Ehrenfeld gelang jeweils der Führungstreffer, gegen die DJK Südwest entschied die Mannschaft sogar die zweite Hälfte für sich. „Das sind Anzeichen dafür, dass etwas in uns schlummert“, sagt Lingscheid und fügt an: „Wir können das, uns fehlt nur die Konstanz.“

In Sachen Engagement verbuche sein Team Spitzenwerte: „Sonntags hauen meine Spielerinnen immer alles raus, da kann ich ihnen keinen Vorwurf machen.“ Hoffnung, die für den Klassenerhalt benötigten Punkte so schnell wie möglich unter Dach und Fach zu bringen, erwächst aus dem Rückrundenspielplan: Sechs Heimspielen stehen vier Auswärtsspiele gegenüber. Der Matchplan für die kommenden Wochen sieht so aus: Wunden lecken und vor Weihnachten ein gemeinsames Teamevent auf die Beine stellen.

Auch wenn die Personaldecke zeitweilig sehr dünn war: Proaktiv bemüht sich die SG nicht um Verstärkung für die Rückrunde. „Ich verlasse mich auf die, die ich habe“, bekräftigt Lingscheid und ergänzt augenzwinkernd: „Alle Fußball spielenden Damen in der Eifel sind heiß begehrt, aber ich bin froh, dass es im Kreis ein paar Derbys gibt, deshalb würden wir nie anderen Vereinen die Spielerinnen abwerben.“