Die Frauenfußballerinnen des VfL Kommern spielten einst in der Regionalliga. Nun soll der Neuanfang in der Kreisliga gelingen.
FrauenfußballSo will der VfL Kommern in die Erfolgsspur zurückkehren
Wer sich für Frauenfußball interessiert, kam am VfL Kommern viele Jahre nicht vorbei. Zeitweise spielte der VfL sogar in der Regionalliga, der dritthöchsten Spielklasse für Frauen. In der Saison 2011/12 fand eine der größten Erfolgsgeschichten des Frauenfußballs in der Region ihren Höhepunkt: Die Mannschaft besiegte in der ersten Runde des DFB-Pokals den damaligen Zweitligisten 1. FC Köln.
In der zweiten Runde musste man sich dem vielfachen Deutschen Meister Frankfurt mit „nur“ 0:6 geschlagen geben. Dem steilen Aufstieg folgte jedoch ein qualvoller Abstieg. In der Saison 2019/20 war endgültig Schluss. Nachdem sie lange ums Überleben gekämpft hatte, verabschiedete sich die Damenmannschaft aus dem Spielbetrieb. Zahlreiche Abgänge konnten nicht kompensiert werden, es fehlten Trainer und Betreuer.
Frauenfußball: VfL Kommern versucht, an alte Zeiten anzuknüpfen
Jetzt versucht der VfL, in die Erfolgsspur zurückzukehren. Der VfL Kommern wird zur neuen Saison eine Frauenmannschaft melden. Sascha Wagner, seit zwei Jahren Frauen- und Mädchenbeauftragter des VfL und Trainer der B-Juniorinnen-Mannschaft, die gerade eine starke Mittelrheinliga-Saison auf Platz zwei beendet hat, berichtet über großen Zulauf von Spielerinnen aus dem gesamten Kreis. Natürlich müsse auch zielgruppenspezifische Werbung platziert werden. Dafür nutzt der VfL beispielsweise Soziale Netzwerke.
Mit dem Trainerteam Sascha Wagner und Holger Blümel wird der VfL Kommern mit einer Seniorenmannschaft in der Kreisliga der Frauen antreten. 30 bis 35 Mädchen der Jahrgänge 2007 und älter werden das Grundgerüst bilden. Ein Kader, der sich aus den ehemaligen B-Juniorinnen der Mittelrheinliga und den A-Juniorinnen der Bezirksliga zusammensetzen wird, so Wagner.
Torhüterin fehlte zum früheren Seniorenstart
Eigentlich habe man bereits in der vergangenen Saison starten wollen. „Leider gab es zu dem Zeitpunkt aber keine Torhüterin, die spielberechtigt für die Frauen gewesen wäre“, berichtet der Übungsleiter. Deshalb sei man noch eine Saison mit einer A-Juniorinnen-Bezirksligamannschaft angetreten. Mit dem künftigen Kader befinde man sich in der komfortablen Situation, dass „90 Prozent sowohl in der A-Jugend, als auch bei den Frauen spielen dürfen“.
Das Besondere an dem Konzept: ob leistungsorientiert unterwegs oder eher auf der Suche nach dem Spaßfaktor – jede Spielerin werde die Möglichkeit bekommen, zu spielen. „Teilweise spielen die Mädels schon seit zehn Jahren Fußball. Einige spielen aber auch erst seit kurzer Zeit. Uns geht es darum, den Spielerinnen das Gefühl der Zusammengehörigkeit zu geben“, so Wagner: „Deshalb findet das Training auch in einer gemeinsamen Gruppe statt. Im Spielbetrieb werden wir mit einer Frauen- und einer A-Juniorinnen-Mannschaft antreten.“
VfL Kommern spielt in der kommenden Saison in der Kreisliga A
Dass die neue Frauenmannschaft ganz unten, in der Kreisliga, starten muss, spiegelt, auch sportlich gesehen, den Neuanfang wider. Die Herausforderung bestehe darin, sich an die künftigen Gegner, die nicht mehr Aachen oder Köln heißen, anzupassen. Andererseits sei es aber auch „cool, sich als ganze Gruppe gemeinsam im Frauenbereich weiterzuentwickeln“, so Wagner.
Die soziale Komponente werde gerade im Mädchen- und Frauenbereich großgeschrieben. Natürlich lägen den Spielerinnen, von denen einige sogar dem U16- bzw. U19-Kader der Mittelrheinliga angehören, laut Wagner Angebote von höherklassigen Vereinen vor.
Team definiert sich nicht nur über Fußball, sondern auch über den Spaß
Betrachtet man die Historie, drängt sich die Frage auf: Wie soll es dauerhaft gelingen, eine funktionierende Damenmannschaft auf die Beine zu stellen? Oberste Priorität sollen laut Wagner Gemeinsinn und eine familiäre Atmosphäre haben.
„Über Ostern haben wir an einem großen Turnier in Barcelona teilgenommen. Das schweißt zusammen. Das DFB-Pokalfinale der Frauen in Köln haben wir gemeinsam mit 120 Spielerinnen, Eltern und Freunden besucht. Das ist einer der Gründe, warum Mannschaften zusammenbleiben“, erläutert Wagner und fügt hinzu: „Du brauchst aber auch Verrückte, die das organisieren.“ Im Mädchen- und Frauenbereich des VfL Kommern seien es zehn Trainer und Betreuer, die „fußballbekloppt“ seien.
Zahl der Mädchen ist von 13 auf etwa 90 angewachsen
Vor zwei Jahren übernahm der 51-Jährige von Vorgänger Alexander Koch das Amt des Frauen- und Mädchenbeauftragten sowie Trainers: „Aus damals 13 Mädchen sind jetzt knapp 90 geworden.“ Das mache ihn auch ein wenig stolz: „Es ist der Unterbau, der es letztlich hoffentlich ausmacht.“
Wagner zufolge ist man im gesamten Jugendbereich, von der D- bis zur A-Jugend, sehr gut aufgestellt. Großen Anteil am Zulauf habe dabei auch die Fußball-AG, die an der Grundschule Kommern angeboten werde. Den Schülerinnen gefalle es so gut, dass sie im Verein Fußball spielen wollen. Die AG werde von einer Frau geleitet.
Ab der nächsten Saison habe man sogar für die D-Juniorinnen des VfL eine Trainerin am Start. Fakt sei aber: „Du findest kaum Trainerinnen. Das machen überwiegend Männer, oftmals Väter. Ehrenamtlich natürlich. Generell ist es schwierig, überhaupt Trainer zu finden“, beklagt Wagner, dessen Tochter ebenfalls Fußball spielt. Und ab der nächsten Saison bei den Frauen. Natürlich beim VfL Kommern.