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Handball in ZülpichEckart Wudarzak – Eine lebende Torhüter-Legende

Lesezeit 5 Minuten
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Handballer Eckart Wudarzak.

  1. Handballer Eckart Wudarzak ist eine lebende Legende.
  2. 78-Jährige steht immer noch im Tor.
  3. Der Zülpicher trägt eine besondere Rückennummer.

Zülpich – TuS Zülpich – TV Rheinbach 28:29 (11:15). Exakt 151 Minuten sind es. Ziemlich genau zweieinhalb Stunden. So lange ist Handballer Eckart Wudarzak in der Dieter-Pritzsche-Halle in Zülpich. Es ist Pokal und der Gegner des Kreisligisten TuS Zülpich, Wudarzaks Heimatverein, ist Regionalligist TV Rheinbach. Das Besondere ist nicht etwa der Vier-Klassen-Unterschied zwischen den Vereinen, sondern dass ein fast 79-Jähriger mitwirkt. Nicht etwa als Zeitnehmer oder Funktionär und schon gar nicht als Zuschauer auf der mit etwa 60 Menschen gut besuchten Tribüne. Wudarzak ist mittendrin statt nur dabei – als Spieler.

Besondere Rückennummer

Der Senior im Trikot des TuS Zülpich ist ein Phänomen. Der Zülpicher gehört zum Aufgebot des Gastgebers und wird für den Fall der Fälle als zweiter Torhüter hinter Denis Schmuck in das Spiel kommen. Eine Rolle, die er kennt und die ihn mit großem Stolz erfüllt.

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Handballer Eckart Wudarzak: Die Mit- und Gegenspieler könnten auch seine Enkel sein.

Wudarzak ist eine lebende Legende in der Römerstadt. Während seine Mannschaftskollegen Auswechselbänke und Tore um das Spielfeld herum platzieren, begrüßt der Oldie die Spieler – egal, ob aus seinem Team oder dem der Gäste. Er zieht sich wie alle Zülpicher in der Halle um. Na ja, eigentlich legt er nur Jacke und Schal ab. Unter der Jacke kommt sein grüner Pullover mit der Rückennummer 42 zum Vorschein. „Die 42 steht für mein Geburtsjahr“, sagt der Routinier.

Und aufhören? Mal sehen!

Eigentlich wollte Wudarzak mit 80 mit dem Handball aufhören. Doch Alter schützt vor Leistung nicht, auch wenn die Wehwehchen mehr geworden sind. Und aufhören? Mal sehen! Die Mannschaft von Trainer Olaf Pohlmeier baut weiter auf ihn, da einer der jungen Torhüter – Martin Merckelbach – aus beruflichen Gründen nicht immer zur Verfügung steht.

Wudarzak ist da. Heute beim Spiel, Sonntag beim Spiel und bei fast jeder Trainingseinheit. Das hält ihn fit und weiterhin rüstig.

Lebende Legende

Der 78-Jährige schnappt sich um kurz vor 19 Uhr, also knapp eine Stunde vor Anwurf, den Ball und wirft ihn immer wieder an die Wand zum Einspielen. Während sich die 13 Spieler der Zülpicher auf einer Hallenhälfte warmlaufen, geht Wudarzak in seinem Tempo abseits vom Spielfeld hinter der Auswechselbank zwei Bahnen hin und zwei zurück. Dann folgt eine Dehnübung nach der anderen.

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Mittendrin statt nur dabei: Der 78-jährige Handball-Torwart Eckart Wudarzak.

Die Reflexe von der Nummer 42 sind immer noch gut, und so scheut er es auch nicht, sich nach den stärker geworfenen Bällen zu strecken. Sein Trainer weiß, was er an ihm hat. „Eckart ist der Ruhepol des Teams und ein Vorbild für die jungen Spieler, die seine Einstellung, seinen Humor und seine Begeisterung für den Sport schätzen“, so Pohlmeier.

Nicht aus der Ruhe zu bringen

Nach einer kurzen Besprechung in der Kabine wird es für Zülpich ernst. Um 20 Uhr beginnt das Spiel. Wudarzak sitzt auf der Auswechselbank zwischen Spielern, die seine Enkelkinder sein könnten. Er schaut das Spiel mit großer Besonnenheit und in Ruhe. Er lässt sich weder zu Jubelarien nach eigenen Torerfolgen oder Paraden seines Torhüterkollegen hinreißen, noch zeigt er sich enttäuscht, wenn hinten mal wieder ein unnötiges Tor kassiert wurde.

Viele Fehler zu Beginn

Er sieht eine Partie, die sich erst langsam zu einem abwechslungsreichen und guten Spiel entwickelt. Beide Mannschaften beginnen nervös, mit vielen technischen Fehlern und gleich mehreren Fehlwürfen. Nach gut fünf Minuten steht es 1:1. Rheinbach kann sich in der Folge steigern und wirkt cleverer. „Sie haben in der ersten Halbzeit gleich vier Tore nach Abprallern im Nachwurf erzielt, weil wir da nicht schnell genug reagiert haben“, bilanziert Pohlmeier.

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Der große Favorit aus Rheinbach setzte sich letztlich knapp durch.

Vorne hat der TuS viel aus dem Rückraum verworfen, während Rheinbach immer wieder sein Spiel über den Kreis mit Erfolg krönte. So stand es nach den ersten 30 Minuten 11:15 aus Heimsicht.

Im zweiten Durchgang wird die Partie deutlich besser. Zülpich kommt besser in das Spiel und verkürzt zwischenzeitlich bis auf ein Tor. Dann folgt aber wieder eine kleine Schwächephase, in der die reifere Spielanlage der Gäste zur Geltung kommt. Rheinbach zieht wieder davon.

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Zülpichs Trainer Olaf Pohlmeier ist stolz auf seinen Torwart-Oldie.

Zülpich kämpft sich erneut zurück, und plötzlich ist auch die Halle da, und auch auf der Auswechselbank der Gastgeber pusht man sich gegenseitig. Nur einer bleibt während der dramatischen Schlussphase ruhig sitzen. Wudarzak, der lediglich bei den Auszeiten aufsteht, um im Kreis bei seinen Mitspielern zu verweilen. Ansonsten ist der Senior, der viele Jahrzehnte auf dem Bau gearbeitet hat, tatsächlich der von Pohlmeier beschriebene Ruhepol der Mannschaft.

Mitreißendes Spiel

Zülpichs Spiel ist von hinten raus herzerfrischend und mitreißend, doch der Ausgleichtreffer will nicht gelingen. Trotz der Leistungssteigerung ist das Kapitel Pokal beendet. Erhobenen Hauptes sind die Römerstädter ausgeschieden. Für Trainer Pohlmeier ist die Niederlage kein Problem: „Wir haben uns nach der Pause gesteigert und nehmen den Schwung aus der zweiten Halbzeit mit in die nächsten Spiele.“

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Für den 78-jährigen Wudarzak ist es zwar ein Abend ohne Einsatzzeit, aber das ist auch gar nicht schlimm, denn den Job machen jetzt andere. Und Denis Schmuck hat ihn an diesem Abend gut gemacht. Während die Zülpicher Spieler sich noch ein Bier nach dem Spiel gönnen, verschwindet Wudarzak schnell aus der Halle, um nach Hause zu gehen. Das aber nicht mit einer Missstimmung im Bauch, sondern voller Zufriedenheit. Er wird auch am Sonntag (20 Uhr) wieder da sein. Dann fährt der Tabellenführer der Kreisliga A zur SG Ollheim-Straßfeld II.

TuS Zülpich: Schmuck, Wudarzak, Wunderlich (3), Dennis Schüller (3), Horst (6), Harboth (1), Dissemond, Jordan, Daniel Schüller (8), Wudniak (4/3), Kirchrath, Thomas Harniss, Bus (3), Max Harniss.