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„Dich krieg' ich“Schiedsrichter fühlt sich in Nettersheim bedroht – Spiel wird abgebrochen

Lesezeit 3 Minuten
Ein Schiedsrichter nimmt die Pfeife zum Pfiff in den Mund.

Die Partie Sportfreunde Marmagen-Nettersheim gegen Sportgemeinschaft 92 endete vorzeitig: Nachdem der Schiedsrichter von einem Zuschauer bedroht wurde, brach er die Partie ab. (Symbolbild)

Die Kreisliga-B-Partie zwischen den Sportfreunden Marmagen-Nettersheim und Sportgemeinschaft 92 endete abrupt in der 71. Minute.

Erneut ist im Fußballkreis Euskirchen ein Spiel abgebrochen worden. Der Grund: Schiedsrichter Özden Altunöz soll von einem Zuschauer, der ihn das ganze Spiel über beleidigt und der Sportanlage verwiesen wurde, von außerhalb der Sportanlage bedroht worden sein.

Es betrifft die Partie der Kreisliga B2 zwischen den Sportfreunden Marmagen-Nettersheim und der Sportgemeinschaft 92 am Sonntag. Fußballerisch sei es ein normales, nicht hitziges Spiel gewesen, sagt Thomas Valtinke, Trainer der SG 92. Wie er berichtet, hätten die Beleidigungen nach der ersten strittigen Szene begonnen. Einer seiner Spieler sei in einem Zweikampf verletzt worden. „Der Sportfreunde-Spieler konnte aber nichts dafür“, sagt Valtinke.

Pöbelnder Zuschauer ist Anhänger der Heimmannschaft

Da der Zuschauer, bei dem es sich wohl um einen Anhänger der Heimmannschaft handelte, auf der anderen Seite seiner Auswechselbank befand, hat Valtinke nicht gehört, was er gesagt haben soll. „Ich habe nur gehört, dass der Schiedsrichter bepöbelt worden sein soll“, so der 39-Jährige.

Beim Stand von 3:1 für Marmagen habe der Schiedsrichter dann einen Elfmeter für die SG 92 gepfiffen. „Das war eine 50:50-Sache, ein Kann-Elfmeter“, gibt der SG-Trainer zu. Philipp Hufschmidt scheiterte an Torwart Jan Heidbüchel. Kurz danach habe es dann einen Einwurf in der Nähe der Marmagener Trainerbank gegeben.

Einige SG92-Spieler treten direkt nach Abbruch die Heimreise an

Offenbar fiel dabei etwas vor, dass den Schiedsrichter dazu veranlasste, so nahm es Valtinke wahr, zum Mittelkreis zu laufen und das Time-out-Zeichen zu machen. Danach sei Altunöz Richtung SG92-Bank gelaufen, habe dreimal laut gepfiffen und mit den Worten „Das war's, ich fühle mich bedroht“ das Spiel abgebrochen.

Valtinke habe seine Spieler dann in die Kabine geschickt. Weil einige eigens für das Spiel aus Frankfurt oder Bonn gekommen waren, hätten sich einige sofort auf den Heimweg gemacht, andere hätten unter der Dusche gestanden. Nach etwa 20 Minuten habe der Schiedsrichter dann das Spiel fortsetzen wollen, da waren einige der SG92-Spieler aber schon weg. So kam es dann zur Behauptung, dass die SG92 sich geweigert hätte, das Spiel fortzusetzen.

Ein Spielabbruch kann nicht mehr aufgehoben werden

Uwe Stark, Vorsitzender des Kreisschiedsrichter-Ausschusses, springt indirekt Valtinke aber zur Seite. „Der Schiedsrichter hatte das Handzeichen zum Spielabbruch gemacht und ein Abbruch ist endgültig“, sagt Stark. Heißt: Das Spiel hätte nicht mehr angepfiffen werden dürfen. Das Sportgericht entscheide nun, wie es weitergehe.

Stark schilderte, was der Schiedsrichter mitgeteilt hatte. So habe der Zuschauer, der hinter der Sportfreunde-Trainerbank gestanden hatte, ihn permanent beleidigt mit Aussagen wie „Du Pfeife“, „Du bist der schlechteste Schiedsrichter, der je hier war“ oder „Du bist blind“. Irgendwann habe es Altunöz gereicht und er habe den Sportfreunde-Trainer gebeten, dem Zuschauer mitzuteilen, dass dieser die Anlage verlassen soll. Dem sei der Mann auch nachgekommen.

Zuschauer soll gerufen haben: „Pass auf Junge, dich krieg' ich!“

Allerdings habe er das Spiel von hinter dem Zaun, wenige Meter hinter der Trainerbank, weiterverfolgt. Von dort soll der Zuschauer dem Schiedsrichter während eines Time-outs mit erhobenem Zeigefinger zugerufen haben: „Pass auf Junge, dich krieg' ich!“ Da sei für Altunöz eine Grenze erreicht gewesen. Er brach die Partie ab.

„Özden Altunöz ist einer unserer besseren Schiedsrichter“, sagt Uwe Stark. Dennoch habe er in dem Fall nicht unbedingt regelkonform reagiert: „Er hätte beim Verein einfordern können, dass der Zuschauer aus dem Sicht- und Einwirkungsfeld hinausgeht.“ Allerdings will Stark dem Unparteiischen keinen Vorwurf machen, dafür aber den Sportfreunden: „Der Schiedsrichter ist permanent angemacht worden. Die Unterstützung der Heimmannschaft fehlte, die heftig auf den Zuschauer hätte einwirken müssen.“

Sportfreunde-Trainer Tim Müllenborn wollte auf Anfrage keine Stellung zu dem Vorfall nehmen, da er selbst als Spieler auf dem Platz gestanden habe.