Reitsport in EuskirchenPferde vom Veybachhof standen mitten in den Fluten
Euskirchen-Wißkirchen – Bis zu einem Meter tief standen die rund 80 Islandpferde auf dem Veybachhof in Wißkirchen in der Nacht zum 15. Juli im Wasser. Die Pferde evakuieren? Keine Chance, sagt Dagmar Scholl vom Veybachhof. Im letzten Moment konnten die zehn bis 15 Personen, die zu der Zeit auf dem Hof eingeschlossen waren, noch mit einem Traktor gerettet werden.
Wasser am Hof kam von zwei Seiten
Das Wasser war von zwei Seiten gekommen, aus dem Veybach und einem Überlaufgraben, und überflutete die komplette Anlage. Nicht nur die Wiesen, auf denen die Pferde im Sommer und auch in der Nacht standen, sondern auch die Hallen, die Stallungen, das Viereck und die Ovalbahn.
„Die Gebäude standen, aber alles andere war nicht mehr nutzbar“, fasst Scholl die Schäden zusammen. Am nächsten Tag hieß es dann aufräumen. „In unseren Zäunen hat sich gefühlt der gesamte Müll Wißkirchens gesammelt“, sagt Scholl heute lachend.
Besonders über die Hilfsbereitschaft der vielen Freiwilligen – darunter wildfremde Menschen und die Firma Nelles – ist sie sehr dankbar: „Zum Teil waren unsere Einsteller ja selbst betroffen und sind trotzdem gekommen, um zu helfen.“
Wiesen mit Kehrmaschine gereinigt
Die Paddocks wurden erst vom angeschwemmten Kies und Dreck befreit, bevor der Bodenbelag angehoben und die Erde eingeebnet werden konnte. Der Schlamm wurde aus der Reithalle geschaufelt, damit wieder spezieller Reitsand verteilt werden konnte, das Viereck und der Round Pen wurden gesäubert und wieder bereitbar gemacht, und auch die Weiden wurden entschlammt – mit einer Kehrmaschine.
Dritter im Finale
An der deutschen Jugend-Islandpferdemeisterschaft (DJIM) auf dem Kronshof in Dahlenburg nahmen acht jugendliche Reiter vom Veybachhof teil – und das zum Teil sehr erfolgreich, wie Dagmar Scholl berichtet, die die Reiter im Alter von 13 bis 18 Jahren begleitete. So belegte der 13-jährige Santiago Marques Lehrich in der Prüfung Fünfgang in der Jugendklasse im Finale den dritten Platz. „Bei der DJIM ist der Breitensport mehr vertreten“, erklärt Scholl. „Es geht darum, die Vielseitigkeit der Islandpferde zu zeigen.“
Insgesamt ist sie zufrieden mit den Ergebnissen: „Das Turnier war recht früh in der Saison, die beginnt ja erst Ende April.“ Wegen Corona hatte es auch weniger Qualifikationsturniere gegeben. „Es war aber schön, dass nach Corona wieder etwas für die Jugend stattfand.“ Als Nächstes stünden die NRW-Meisterschaften und das Gaeingakeppni-Turnier an. (jes)
Bei den Weiden hatten sie Glück, sagt Scholl. Nach der Flut wurden Bodenproben genommen: „Die waren nicht so belastet, wie wir gedacht hatten.“ Trotzdem wurden alle Weiden einmal gemäht und das Gras vernichtet. Diese Prozedur wiederholte der Hof in diesem Jahr auf einigen Flächen.
Pferd war in überfluteter Halle eingeschlossen
Einige Dinge stünden nach wie vor auf der To-do-Liste, sagt Scholl. Zum Beispiel müsse der Hängerplatz aufgeräumt werden, die Drainagerohre seien noch zugeschwemmt, die Eco-Raster auf den Paddocks müssten neu verlegt werden, weil sie zum Teil wieder hochgekommen seien. Zudem gelte es, einige Wiesen neu einzuzäunen. Dafür sei es derzeit aber zu trocken. „Da gehen die Pfähle nicht in den Boden rein“, so Scholl.
Die Pferde, sagt sie, hätten durch die Flutnacht keinen Schaden genommen. Und das, obwohl ein Fremdpferd in der Halle eingeschlossen war und eine Zeit lang schwimmen musste, weil die Türen nicht mehr aufzubekommen waren.
Flutschäden auf 400.000 bis 500.000 Euro geschätzt
„Ich bin zufrieden, wie es gerade ist“, sagt Scholl. Nach wie vor sei sie positiv eingestellt, daran habe die Flut nichts geändert: „Das ist eine Lebenseinstellung. Hier ist immer ein wenig Ponyhofwelt.“ Diese heile Ponyhofwelt habe auch den Besitzern der Pferde auf dem Hof gutgetan: „Pferde geben einem eh immer Kraft.“ Und sie förderten das Abschalten vom Alltag.
Eine Sache allerdings ärgert sie. Dank der zahlreichen Helfer und guter Kontakte konnte der Pferdebetrieb viele der anfallenden Arbeiten selbst erledigen. Insgesamt schätzt Scholl den Schaden auf 400 000 bis 500000 Euro.
Doch die Landwirtschaftskammer, die für die Verteilung der Landesfördermittel zuständig sei, zahle nur für Leistungen, die sie mit einer Rechnung belegen könne, so Scholl – und das auch nur bis Ende 2022. Arbeiten, für die es bis dahin keine Rechnung gebe, würden nicht berücksichtigt.
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„Ich finde es gemein, dass Leute, die vieles selbst gemacht haben, bestraft werden. Ich hätte gerne die vielen Helfer auch mal auf ein Essen eingeladen“, sagt Scholl. Eines betonte sie aber: „Der Kontakt mit der Kreisbauernschaft läuft super.“