Die Turnerinnen des Euskirchener TSC gewannen fünf von elf Landesmeistertiteln. Außerdem qualifizierten sie sich für den Ligabetrieb.
Sportlerwahl 2022Der ETSC ist einer der besten Vereine in NRW
Der Euskirchener TSC ist in der nächsten Saison in der Landesliga vertreten. Fußballfans bekämen angesichts dieser Nachricht wohl Schnappatmung – stehen die ETSC-Kicker doch eher an der Schwelle zur Kreisliga B. Doch die Aussage ist zu 100 Prozent korrekt. Denn Trainer Manuél Heister und seine 54 Damen im Alter von fünf bis 34 Jahren halten das T im Euskirchener Turn- und Sport-Club hoch.
Seit 2017 ist Heister, der „vom Michelsberg kommt“, also aus dem Bad Münstereifeler Höhengebiet, Trainer in Euskirchen. Seitdem kennt die Turnabteilung nur eine Richtung: Es geht nach oben. Das liegt natürlich zum großen Teil daran, dass viel Talent vorhanden ist. Zum Teil stammen die Sportlerinnen aus Euskirchen und Umgebung. Einige Turnerinnen sind Heister aber auch von seiner vorherigen Station gefolgt – von einer Kreisstadt (Düren) in die andere (Euskirchen). Das liegt auch an der Einstellung der Frauen und Mädchen. „Als Turner muss man Biss haben, denn Turnen ist eine harte Sportart“, sagt Heister.
Disqualifikation 2019
Ja, es gab auch den einen oder anderen Rückschlag. 2019 war der ETSC schon einmal auf dem Sprung in die Landesliga. Doch bei einer Qualifikation ließ Heister eine Turnerin antreten, die wegen eines kurz zuvor vollzogenen Vereinswechsels nicht turnberechtigt war. Der ETSC wurde disqualifiziert.
Danach kam Corona, es kam die Flut. Aber 2022 hat der ETSC es endlich geschafft – und das gleich doppelt. Mit zwei Teams war man zur Qualifikation für die Liga angetreten, sie belegten die Plätze eins und zwei, die beide Aufstiegsplätze waren.
Drei Titel im Einzel, zwei mit der Mannschaft
Doch der Aufstieg war nur ein Highlight im mit Höhepunkten gespickten Jahr. „Wenn man mich fragen müsste, warum man uns bei der Sportlerwahl wählen sollte, würde ich antworten: Weil wir einer der landesweit erfolgreichsten Vereine sind und in der P-Stufe [Anm. d. Red.: Pflicht] die meisten Meistertitel aller Vereine geholt haben. Drei von sechs im Einzel und zwei von fünf in der Mannschaft“, fasst Manuél Heister 2022 zusammen.
Doch es sind nicht nur die talentierten Turnerinnen. Für Heister ist klar: Auch der Zusammenhalt in der Turnabteilung ist Teil des Erfolgsgeheimnisses. „Der Verein steht hinter uns, die Turnerinnen selbst sind in die Vereinsarbeit integriert, dazu ihre Mütter und Väter. Dieses nette Miteinander ist nicht selbstverständlich“, sagt Heister. Einige ältere Turnerinnen unterstützten ihn dienstags und freitags sogar beim Training der jüngeren. Montags leitet Heister allein das Training der Mädchen und Frauen. Jungs sind keine dabei.
Die turnende Milchschnitte
Und ja, vielleicht liegt es auch ein wenig an Heister selbst. Der Münstereifeler ist amtierender rheinischer Vizemeister. „Der Erstplatzierte ist 20 Jahre jünger gewesen“, erzählt er lachend. Er fordert und fördert seine Turnerinnen, hat aber auch immer einen lockeren Spruch auf Lager oder auch den ein oder anderen Spitznamen parat, beispielsweise „Milchschnitte“.
„Jeder im Turnverband weiß, wie wir uns entwickelt haben“, sagt Heister über das Standing der ETSC-Athletinnen. Das geht einher mit dem Status im Turnbezirk. Denn Euskirchen gehört zur starken Kölner Region. Heister sagt, ohne es überheblich zu meinen: „Die rheinische Meisterschaft ist eigentlich die Verbandsgruppenmeisterschaft.“ Das heißt: Die Teams aus dem Kölner Bezirk stellen im Verband meist die Sieger.
Aufstieg nicht ausgeschlossen
Wie geht es nun weiter? „Wegen mir wie 2022“, sagt Heister und lacht wieder. Acht Mannschaften treten in der Landesliga 4 an, zwei davon aus Euskirchen. Wegen des starken Bezirks glaubt Heister, dass ein Aufstieg in die Landesliga 3 – hier unterscheidet sich das Ligensystem von anderen Sportarten – mitnichten ausgeschlossen sei.
Auch am Training muss nicht viel geändert werden. Zwar sind die Anforderungen in der Liga, wo es um die Pflicht geht, andere als in den Meisterschaften, wo die Kür gefragt ist. „Aber wir hatten unser Training schon vorher darauf ausgerichtet“, sagt Heister.