Die Nominierten zur Sportlerwahl 2023 im Kreis Euskirchen stellen wir in loser Reihenfolge vor. Heute: Boxer Jason Zeller.
Sportlerwahl 2023Zülpicher Boxer Jason Zeller hat immer ein Springseil in der Tasche
Es waren die Boxlegenden Mike Tyson und Evander Holyfield, die sein Interesse am Boxsport weckten. Halbschwergewichtsboxer Henry Maske, seine Leitfigur, boxte in der gleichen Auslage und weist mit einer Körpergröße von 1,90 Meter eine ähnliche Statur wie er auf. Motivation und Denkanstöße jedoch erhalte er von seinem Vater und seinem Bruder, seinen größten Vorbildern im Leben. „Ohne sie wäre ich niemals da, wo ich jetzt bin.“
Die Rede ist von Jason Zeller. Im Alter von vier Jahren stand er bereits auf dem Fußballplatz. Er entwickelte sich so gut, dass es ihm mit 13 Jahren offenstand, zu Bayer Leverkusen zu wechseln. Weil er aber einen Sport ausüben wollte, bei dem die Einzelleistung zählt, schlug der talentierte Kicker das Angebot aus, hängte seine Fußballschuhe an den Nagel und begann zu boxen. Inspiriert wurde er durch seinen Vater Dirk Zeller, der vom Fußball in den Judosport wechselte und es bis in die Nationalmannschaft schaffte.
Die Teilnahme an Olympia 2028 ist der große Traum von Jason Zeller
Mit seinem Talent sorgte Jason Zeller in der Boxszene sofort für Aufsehen. Vor drei Jahren wechselte er als 17-Jähriger ins Box-Internat nach Frankfurt/Oder, wo der Olympiastützpunkt Brandenburg Sportler auf ihre jeweilige Profikarriere vorbereitet. Mittlerweile boxt er im fünften Jahr. Zellers großes Ziel: die Teilnahme an den Olympischen Spielen 2028 in den USA. Nebenbei bereitet der 20-Jährige sich auf sein Abitur im nächsten Jahr vor.
Der aus Sinzenich stammende Boxer blickt auf ein erfolgreiches Jahr 2023 zurück: Im Juni erkämpfte er sich beim 48. Chemiepokal in Halle/Saale, einem internationalen Traditionsturnier, den Titel im Cruisergewicht (bis 86 kg). Im Oktober errang er bei der Deutschen Meisterschaft in der Altersklasse U22 in Saarbrücken die Bronzemedaille im Halbschwergewicht (bis 80 kg) und hat nun auch offiziell im Männerbereich Fuß gefasst.
Der Alltag des Sinzenichers ist minutiös durchgetaktet
Zellers Erfolg ist kein Zufall. Sein Alltag ist minutiös durchgetaktet. Um 10 Uhr steht die erste 90-minütige Trainingseinheit auf dem Programm: Techniktraining, Läufe, Grundlagenausdauer oder Krafttraining, abhängig von seinem Wettkampfkalender. Vorher hat er schon mehr als zwei Stunden die Schulbank gedrückt. Nach dem Mittagessen in der Mensa ist wieder Pauken angesagt.
Dreieinhalb Unterrichtsstunden später ist es dann soweit: Um 17 Uhr streift das Boxtalent sich für etwa zwei Stunden seine Boxhandschuhe über. Je nachdem, ob Zeit und Wettkampfplanung es zulassen, hängt er sogar noch eine dritte Einheit dran. Seine Devise: „Wenn du etwas werden willst, musst du mehr machen als die anderen.“ Nicht selten kommt dann das Springseil, das in seiner Trainingstasche nie fehlen darf, zum Einsatz, um „nach dem Training die Beine auszulockern oder an einem selbst gesteckten Ausdauerziel zu arbeiten“.
Seine größte Stärke, so berichtet der Nachwuchsboxer, liege darin, dass für ihn als Linkshänder naturgemäß seine linke Hand die Schlaghand ist. Nur etwa zehn Prozent aller Boxer kämpfen wie er in der Rechtsauslage: „Für viele Gegner ist es ungewohnt und eklig, gegen mich zu boxen.“ Mentale Stärke hat er von seinem Vater und seinem drei Jahre älteren Bruder Leroy, der im letzten Jahr als bester College-Torwart aller Westküstenstaaten der USA ausgezeichnet wurde, gelernt: „Mit der Zeit verstehe ich immer mehr, dass es die Niederlagen sind, die mich nach vorne bringen, und nicht die haushohen Siege.“