Onkologie-Report der AOKMehr Krebserkrankungen im Kreis Euskirchen
Kreis Euskirchen – Alarmierende Zusammenhänge zwischen sozialem Status und Krebserkrankungen zeigen sich in dem jetzt vorgestellten Onkologie-Report der AOK Rheinland/Hamburg: Ärmere Menschen erkranken demnach öfter.
Früher oder später muss sich fast jeder zweite Mensch hierzulande mit der Diagnose Krebs auseinandersetzen. Pro Jahr erkranken rund 490 000 Menschen in Deutschland an Krebs – für jeden einzelnen Betroffenen ein tiefer Einschnitt in sein Leben. Statistisch betreffen jährlich 560 Krebsdiagnosen je 100 000 Frauen und 637 Diagnosen je 100 000 Männer. Am häufigsten erkranken Männer an Prostatakrebs und Frauen an Brustkrebs.
Anstieg an neu erkrankten Krebserkrankungen im Kreis
„Im Kreis Euskirchen verzeichnen wir bei den Versicherten der AOK Rheinland/Hamburg im Jahr 2020 – im Vergleich zu den Referenzjahren 2017 bis 2019 – einen Anstieg von 4,1 Prozent der neu erkannten Krebserkrankungen“, heißt es in dem Onkologie-Report. Damit ist der Kreis Euskirchen trauriger Spitzenreiter. Dies belegt eine Studie der AOK mit Zahlen aus den letzten zwei Jahren.
„Der Großteil der Versicherten nutzt die gesetzlichen Krebsfrüherkennungsprogramme nicht oder nicht im empfohlenen Zeitraum“, sagt Helmut Schneider, Regionaldirektor der AOK Rheinland/Hamburg in Euskirchen. „Dabei gilt bei Krebserkrankungen: Je früher der Krebs entdeckt wird, desto größer sind die Heilungschancen und umso wirksamer kann man therapieren.“ Doch lediglich 40,7 Prozent der Frauen im Kreis Euskirchen nehmen die Möglichkeit zu Krebsvorsorgeuntersuchungen wahr. Bei den Männern sind es sogar nur 24,6 Prozent – jedoch ist diese Zahl weit über dem Durchschnitt, so dass der Kreis Euskirchen im Rheinland-Vergleich am besten abschneidet. 44,2 Prozent der berechtigten Kreisbürgerinnen zwischen 50 und 69 Jahren nehmen am Mammografie-Screening teil. Dabei können bei frühzeitig erkanntem Brustkrebs fast 90 Prozent der Betroffenen geheilt werden. Das Hautkrebs-Screening nutzen 31,6 Prozent der berechtigten Männer und Frauen im Kreis Euskirchen.
Gute Versorgung im Rheinland
Im Rheinland gebe es eine gute Versorgung durch zertifizierte Krebszentren, heißt es seitens der Krankenkasse. Allerdings liege die Behandlungsquote in zertifizierten Zentren bei den meisten Krebsarten bei unter 50 Prozent – zum Teil sogar deutlich niedriger. Anders bei den Brustkrebsbehandlungen: „Hier erfolgen rheinlandweit 83,8 Prozent der Therapien bei stationär behandelten onkologischen Patientinnen in einem zertifizierten Zentrum“, so der Onkologie-Bericht.
Im Kreis Euskirchen würden sogar 92,6 Prozent der Patientinnen die Therapie in einem zertifizierten Zentrum in Anspruch nehmen. Beispielsweise gibt es im Marien-Hospital Euskirchen seit 2006 ein vom Land NRW anerkanntes und zertifiziertes Brustzentrum. Beim Darmkrebs lassen sich im gesamten Versorgungsgebiet der AOK Rheinland/Hamburg 47,6 Prozent der Menschen in Zentren behandeln. Im Kreis Euskirchen hingegen nur 18,6 Prozent.
Zusammenhang zwischen Einkommen und Diagnose
Der Onkologie-Report der AOK stellt erstmals einen Zusammenhang zwischen dem Einkommen und der Diagnose Krebs her und zeigt: Menschen mit geringerem Einkommen sind stärker betroffen. „Die individuellen Gesundheitsressourcen haben maßgeblichen Einfluss auf den Zeitpunkt der Krebsentstehung“, schreiben die Autoren der Studie. „Männer und Frauen mit niedrigem sozialen Status erkranken durchschnittlich sieben Jahre früher als Männer und Frauen mit höherem sozialen Status“.
Erkranken zum Beispiel Rentner mit monatlich maximal 800 Euro Altersbezügen an Darmkrebs, passiert dies im Schnitt im Alter von 71,3 Jahren. Rentner mit Einkommen über 1600 Euro ereilt dieses Schicksal im Schnitt mehr als sechs Jahre später.
"Krebs wird durch externe Faktoren ausgelöst"
Ebenso bei den Brustkrebspatientinnen: Erhalten Rentnerinnen die Diagnose Mammakarzinom, sind ärmere Frauen mit durchschnittlich 72,8 Jahren deutlich früher betroffen als Wohlhabende mit durchschnittlich 80,4 Jahren.
Wichtig zu wissen: Nur etwa fünf bis zehn Prozent der onkologischen Erkrankungen sind erblich bedingt. „Krebs wird vor allem durch externe Faktoren ausgelöst“, so die Fachleute. Dazu gehöre insbesondere ein ungesunder Lebensstil. So gebe es unter den Menschen mit niedrigem Einkommen statistisch betrachtet mehr Raucher. Außerdem würden sie seltener Sport treiben, sich ungesünder ernähren und seien häufiger übergewichtig.
Das könnte Sie auch interessieren:
AOK-Regionaldirektor Helmut Schneider appelliert eindringlich, die angebotenen Früherkennungsuntersuchungen in Anspruch zu nehmen: „Sie tun es für sich selbst, für Ihre Gesundheit und Ihre Lebensqualität.“