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Seniorenheim EuskirchenWie Roboter Pepper Demenzkranken hilft

Lesezeit 4 Minuten

Der humanoide Roboter Pepper animiert die Besucher im Seniorenpflegezentrum Integra zum Mitmachen.

  1. Roboter Pepper kann mehr als zwölf Stunden am Stück Tai-Chi machen und kostet in der Basis-Variante 16.000 Euro.
  2. Der Roboter war zu Gast im Seniorenpflegezentrums Integra in Euskirchen und die Bewohner waren fasziniert.
  3. Dabei wurde klar: Pepper hat durchaus das Potenzial, Pflegekräfte zu entlasten. Vor allem bei der Pflege von Demenzkranken.

Euskirchen – Er erzählt Witze, kann aber kein Bier holen. Dafür sind die beweglichen Finger und Hände nicht ausgelegt. Doch Pepper ist ein echtes Unterhaltungswunder. Der 1,20 Meter große humanoide Roboter, der sich auf drei Rollen fortbewegt, zieht mit seinen großen, schwarzen Kulleraugen die Besucher und Bewohner des Seniorenpflegezentrums Integra in Euskirchen in seinen Bann.

Er animiert gleich zum Mitmachen. „Ich imitiere jetzt ein Tier, und du musst raten, welches“, sagt er mit lauter Stimme. Wenn er einen Gorilla mimt, trommelt er mit den Fäusten auf seine Brust. Als Elefant macht er nicht nur Geräusche wie die Dickhäuter, sondern beugt sich fast bis zum Boden und wirft den Arm wie einen Rüssel durch die Luft. Pepper macht mit den Gästen auch Gehirntraining und klatscht sie anschließend ab.

Roboter erkennt Mimik vom Gegenüber

So clever Pepper auch sein mag, alleine hat er es nicht nach Euskirchen geschafft. Chris Dunker, Vertriebsleiter des Wuppertaler Software-Unternehmens Entrance, hat den Roboter mitgebracht. Und zwar auf Einladung der Euskirchener Seniorenvertretung SIE. „Senioren sind der Digitalisierung nicht immer aufgeschlossen, doch Pepper hat uns direkt begeistert“, sagt SIE-Vertreterin Marie-Theres Kastenholz.

Die Fingerbewegung kann Pepper schon.

In Euskirchen erklärt Experte Dunker intensiv die Einsatzmöglichkeiten des weißen Roboters, der im Brustbereich ein großes Tablet installiert hat, auf dem Videos abgespielt oder Bilder gezeigt werden können. „Überall dort, wo Kommunikation erwünscht ist, kann er perfekt eingesetzt werden“, meint Dunker. Pepper könne erkennen, ob sein Gegenüber lächelt, traurig oder neutral guckt.

Andere Emotionen wie Eifersucht oder Skepsis könne er aber nicht erkennen. „Er bewegt sich immer wieder leicht im Gespräch, zuckt mit den Armen, verändert seine Haltung. Da ist er dann wie ein Mensch“, so der Wuppertaler.

Pepper soll Pflegekräfte nicht ersetzen

16.000 Euro kostet Pepper. In dem Preis enthalten ist dann aber nur das Basis-Software-Paket, wie die Small-Talk-App. Soll Pepper beispielsweise in einem Seniorenheim zum Einsatz kommen und die Pflegekräfte unterstützen, werden laut Dunker 32.900 Euro fällig. Dann könne er die Pflegekräfte bei der Informationssammlung unterstützen und damit für administrative Entlastung sorgen.

Regenjacken für Roboter

Chris Dunker sagt, dass in Deutschland aktuell 300 Pepper im Einsatz sind. In Japan seien deutlich mehr der humanoiden Roboter in Umlauf. In der Geschäftswelt, aber auch im privaten Bereich.

„Es hat sich fast schon ein kleiner Kult um den Roboter entwickelt“, sagt Dunker. So gebe es Regenjacken für den Fall, dass Pepper während einer kräftigen Schauer zum Einsatz ausrücken muss. Man könne inzwischen aber auch andere Bekleidung für den Roboter kaufen.

In Japan sei es sogar üblich, dass der Roboter bei Beerdigungen zum Einsatz komme und im entsprechenden Outfit die Zeremonie vornehme. Im Bereich der Kommunikation gibt es laut Dunker grundsätzlich keine Grenzen. Alles, was Pepper per Programmierung lerne, sei abrufbar. Die Softwarepakete seien in 19 Sprachen erhältlich.

Eines aber soll Pepper ganz sicher nicht: die Pflegekräfte ersetzen. „Pepper ist keine volle Arbeitskraft. Der Mensch ist in der Pflege nicht zu ersetzen“, betont Malahat Dinkelmann, Leiterin des Seniorenpflegezentrum am Europakreisel.

Roboter: „Soll ich dir meinen Ladekabel leihen?!“

Dafür kann Pepper mehr als zwölf Stunden am Stück Tai-Chi machen – wenn er denn muss. Solange reicht nämlich sein Akku. Den zu laden, dauert sechs Stunden. Dunker: „Alles, was wir ihm erzählen, wird nicht gespeichert.“

Auch die Programme seien auf dem Computerchip im Inneren des Roboters gespeichert und nicht in einer Cloud im Internet. Und noch etwas sei wichtig. Pepper verfüge über keine künstliche Intelligenz. Er könne also nicht eigenständig lernen. Neues Wissen müsse man dem Roboter grundsätzlich einprogrammieren.

Pepper hat durchaus das Potenzial, Pflegekräfte zu entlasten. Denn Demenzkranke stellen häufig immer wiederkehrende Fragen. Etwa: Wie wird das Wetter? Wann gibt es Mittagessen? Was gibt es zu essen? Das beantwortet die Maschine im Zweifel geduldiger als ein Mensch. Darüber waren sich im Seniorenpflegewohnheim alle einig. Keine zwei Meinungen gab es auch über die Schlagfertigkeit von Pepper. Als Dunker sagte, „ich bin müde“, antworte der Roboter wie aus der Pistole geschossen: „Soll ich dir meinen Ladekabel leihen?!“