EuskirchenSchöne Aussichten für die Erftauen
Euskirchen – Der Erftverband will in etwa zwei Wochen in Euskirchen mit der Renaturierung der Erftauen zwischen Kölner Straße und Veybachmündung beginnen. Der Vorstand des Verbandes, Dr. Bernd Bucher, und Bürgermeister Sacha Reichelt vollzogen jetzt, flankiert von mehreren Mitarbeitern, symbolisch den ersten Spatenstich. Schon im März waren Bäume gefällt worden, die dem neuen Flussbett im Weg standen.
Die ersten Planungen liegen deutlich länger zurück. Die Idee, die Erft aus dem Korsett aus Steinen zu befreien, das sie zu einem geraden Verlauf zwingt, war 2015 entstanden. Ursprünglich sollte die Renaturierung 2019 abgeschlossen werden, doch das Planfeststellungsverfahren verzögerte sich deutlich.
Der Flussverlauf verlängert sich um 600 Meter auf 1,6 Kilometer. Die gefällten Bäume werden durch Erlen, Bruchweiden und andere gewässerliebende Bäume und Sträucher ersetzt.
Das Projekt kam unter Bürgerbeteiligung zustande und bindet den Naturschutz ein
Die beteiligten Behörden hatten 2018 die Bevölkerung eingeladen, um das Vorhaben vorzustellen und Anregungen zu sammeln. Auch die Naturschutzverbände Nabu und BUND wurden eingebunden, wie Dr. Christian Gattke berichtete, der beim Erftverband die Abteilung Flussgebietsbewirtschaftung leitet.
Er ist mit Volker Gimmler für die Koordinierung des Projekts verantwortlich. Gimmler gestaltete die Verlaufsplanung für das neue Erftbett – vor Ort in Kooperation mit den städtischen Mitarbeitern Jürgen Nonn und Olaf Spekkers.
„Wir haben den ein oder anderen alten Baum dadurch erhalten können, dass wir den neuen Verlauf um zwei Meter verschoben haben“, freut sich Nonn. Geklärt wurde auch, wie der bisherige Asphaltweg am rechten Ufer abgetragen werden kann, ohne die Wurzeln der Bäume zu beschädigen. Dazu nahm man probeweise ein Stück Teerdecke ab. Die Fachleute stellten erleichtert fest, dass die Wurzeln etwa 50 Zentimeter tief liegen und kein dicker Unterbau unter dem Asphalt angelegt war. Es besteht also nicht die Gefahr, dass es während der Baumaßnahmen zu Beschädigungen kommt. Am Ende soll ein neuer befestigter Weg angelegt werden.
Die Bauarbeiten werden fünf bis sechs Monate dauern, inklusive Sperrungen
Der Termin des Baubeginns kommt den Bachforellen zugute, die bis Mitte März ihren Laich ablegen und Schonzeit haben. Jetzt sind die Jungen längst geschlüpft, sie können sich vor den Baumaßnahmen retten.
Geplant ist eine Bauzeit von fünf bis sechs Monaten. Die Bürger müssen sich auf Sperrungen gefasst machen. An Wochenenden werden Baustellenbegehungen für Interessierte angeboten.
Apropos: „Die Bevölkerung soll mitbekommen, was passiert, wenn ein Gewässer wieder natürlich verläuft“, sagte Gimmler. „Darum sind Wege geplant, die direkt ans Wasser führen. Sollte die Erft im Laufe der Zeit ihr Bett verlagern, werden diese Wege angepasst.“
Auch das „Grüne Klassenzimmer“, ein Angebot für Kinder, erfährt eine Erweiterung. Insbesondere an den Nachwuchs dachten die Verantwortlichen, als sie seichte, beruhigte und gefahrlos zugängliche Zonen an der Erft einplanten, an denen man mit Kindern Wasserproben nehmen und das Leben an und im Wasser beobachten kann.
„Solche Projekte, bei denen wir die Menschen einbeziehen können, sind uns am liebsten“
Spekkers verwies auf einen weiteren Vorteil: „Für die Menschen im Wohngebiet rund um die Vom-Stein-Straße ist es künftig leichter, mit dem Fahrrad oder zu Fuß in die Innenstadt zu gelangen. Die neue Brücke zwischen Pumpenhaus und ehemaligem Reitturnierplatz bindet das Gebiet besser an.“
Für den Erftverband ist es das erste Mal, dass ein Flusslauf stadtnah umgestaltet wird. „Solche Projekte, bei denen wir die Menschen einbeziehen können, sind uns am liebsten“, sagte Vorstand Bucher. Gimmler ergänzte: „Endlich sieht die Bevölkerung mal etwas von der Arbeit des Erftverbandes. Sonst werden Flüsse irgendwo in der Landschaft renaturiert und keiner bekommt es mit.“
Gattke lobte die Zusammenarbeit zwischen Verband und Stadt. Befürchtungen, ein renaturierter Fluss könne schneller über die Ufer treten, tritt er entgegen: „Es gehörte zu den zwei Vorbedingungen, dass weder natürliche Überschwemmungsgebiete verkleinert noch andere Bereiche einer höheren Überschwemmungsgefahr ausgesetzt werden. An einer Stelle wird der Hochwasserschutz sogar geringfügig verbessert.“
„Die jetzige Kanalführung kann mit einem natürlichen Verlauf nicht mithalten."
Das Projekt kostet rund 1,8 Millionen Euro. Rund 80 Prozent davon trägt das Land, etwa 20 Prozent der Erftverband. Die Stadt wird nur geringfügig mit Kosten beteiligt.
Für die Tierwelt werden Verbesserungen erwartet. An steilen Uferbruchstellen können sich zum Beispiel theoretisch Eisvögel ansiedeln. Bachkrebse finden Steine zum Verstecken, Fische können im Kies besser ihren Laich ablegen. Auf Anregung aus der Bevölkerung wird der Bereich für Hunde durch eine Hecke vom zukünftigen Fahrradweg getrennt.
Die Veränderungen sollen dazu beitragen, dass der Erftpark ein noch attraktiveres Erholungsgebiet wird. Bürgermeister Reichelt sagte: „Die jetzige Kanalführung kann mit einem natürlichen Verlauf nicht mithalten. Am Ende wird es ein echtes Vorzeigeprojekt sein.“