HandlungskonzeptEuskirchen soll 2900 neue Wohnungen bis 2040 bekommen
Euskirchen – Kuchenheim und Stotzheim sind die Euskirchener Ortsteile, die neben der Kernstadt mittelfristig am ehesten für den Bau von Mietwohnungen infrage kommen. Zu diesem Ergebnis kommt die große Untersuchung des Kölner Büros Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen mit dem Titel „Kommunales Handlungskonzept Wohnen“. Auftraggeber war, in Absprache mit der Stadt, die Baugesellschaft Eugebau. Dominik Geyer, einer der Autoren, stellte den aktualisierten Entwurf jetzt dem städtischen Ausschuss für Generationen und Soziales vor.
Das Büro hat aus der Analyse eine Reihe von Handlungsempfehlungen abgeleitet. Demnach muss die Stadt, die weiter wächst, bis 2040 die Voraussetzungen für den Bau von rund 2900 zusätzlichen Wohneinheiten schaffen – 1600 davon im Mehrfamilienhausbau, 1300 in Form von Ein- oder Zweifamilienhäusern.
Adäquater Wohnraum auch für Ältere
„Wir müssen Vorsorge dafür tragen, dass wir die älter werdende Bevölkerung mit adäquatem Wohnraum bedienen“, sagte Geyer. Dass die Bevölkerungszahl in Euskirchen zunehme, hänge auch damit zusammen, „dass in Köln und Bonn Einfamilienhäuser mit Garten nicht mehr zu bezahlen sind – und im ersten Ring um die großen Städte an der Rheinschiene auch nicht.“
Was Mietwohnungen anbelangt, wiederholte der Experte seine These, die er schon 2018 im Sozialausschuss formuliert hatte: Sie müssen barrierefrei erreichbar, also mit einem Personenaufzug erschlossen sein. Aufzüge seien wegen der hohen Kosten aber erst in Mehrparteienhäusern mit mindestens drei Geschossen wirtschaftlich.
Nicht alle Euskirchener Ortsteile, so Geyer, seien für den Geschosswohnungsbau geeignet. Die Voraussetzungen dafür bieten nach seiner Darstellung jene Ortschaften, die zum einen eine gute Infrastruktur aufweisen. Dazu zählen etwa Kindergärten, Schulen und Versorgungseinrichtungen wie Einkaufsmärkte. Zum anderen sollten sie über einen Bahnhaltepunkt verfügen.
Das Gutachten bezeichnet vor diesem Hintergrund die Kernstadt sowie Kuchenheim und Stotzheim als bevorzugte Lagen für den Mietwohnungsbau. Als „zweite Priorität“ kämen Flamersheim und Großbüllesheim in Betracht, heißt es im Resümee des Technischen Beigeordneten Oliver Knaup. Allerdings erfüllten diese beiden Orte nicht alle Kriterien.
Weitere Debatten
Das Handlungskonzept Wohnen soll am 9. Juli vom Stadtrat verabschiedet werden. Vorher, am 4. Juli, befasst sich auch noch der Ausschuss für Umwelt und Planung mit dem Papier. (ejb)
Bei der Suche nach geeigneten Flächen hat das Fachbüro auch Standorte unter die Lupe genommen, die im Flächennutzungsplan derzeit nicht für den Wohnungsbau ausgewiesen sind, darunter das frühere Gelände der Westdeutschen Steinzeugwerke. Darüber hinaus gingen Jansen und die Stadtverwaltung aber nicht ins Detail. „Die Investoren scharren mit den Hufen, alle wollen wissen, wo Wohnland vorgesehen ist“, sagte der Gutachter. Man müsse aber verhindern, dass Grundstücksspekulationen die Preise in die Höhe treiben.
Ein Kapitel des Handlungskonzepts befasst sich mit dem öffentlich geförderten Mietwohnungsbau. Sein Anteil an den Mietwohnungen im Stadtgebiet beträgt 12 Prozent. Damit es so bleibt, müssen pro Jahr 30 bis 40 neue geförderte Wohnungen entstehen, denn die Mietbindung von Sozialwohnungen, wie sie früher hießen, besteht immer nur eine bestimmte Zeit.
SPD, Grüne und Linke halten 12 Prozent für zu wenig. Dorothee Kroll (Grüne) erwähnte einen Bericht, wonach in Deutschland rund 50 Prozent der Bevölkerung Anspruch auf einen Wohnberechtigungsschein und damit auf eine öffentlich geförderte Wohnung hätten. Geyer empfiehlt trotzdem, den Anteil bei 12 Prozent zu halten. Ebenso Knaup. Er sagte: „Euskirchen hat schon jetzt einen um 50 Prozent höheren Wert als alle anderen Kommunen im Kreis.“
Christdemokratin Sandra Eisermann pflichtete ihm bei: „Wir können nicht die Hausaufgaben für Köln, Bonn und die umliegenden Kommunen machen.“ SPD-Sprecher Michael Höllmann sagte, 2009 habe der Anteil der Sozialwohnungen bei 17 Prozent gelegen. Der Antrag seiner Fraktion, diesen Wert nun wieder anzustreben, wurde aber von der CDU-FDP-Mehrheit abgeschmettert. Die UWV enthielt sich.