JSG Erft 01Stefan Esser und Marcel Schmitz bringen ihre B-Junioren in Topform
Euskirchen – Marcel Schmitz und Stefan Esser trainieren seit dieser Saison die B-Junioren der JSG Erft 01. In der Bezirksliga gewann die Mannschaft bisher jedes ihrer vier Saisonspiele. Zuletzt besiegte die JSG im Lokalderby den SC Germania Erftstadt-Lechenich mit 3:1 (3:1). Die Treffer für die Gastgeber erzielten Ben Bungart (2) und Jehon Vatovci per Traumtor.
An der Seitenlinie ergänzen sich Schmitz und Esser perfekt, obwohl sie unterschiedlicher kaum sein könnten. Während Schmitz eher stoisch agiert und rational analysiert, ist Esser ständig unterwegs, gestikuliert und pusht die Spieler. Mit Marcel Schmitz sprach Tom Steinicke über die „Guter Cop, böser Cop“-Mentalität im Trainergespann, die Veränderungen der Trainingsinhalte und die Kunst, eine Mannschaft zusammenzustellen, die aus Mentalitätsmonstern besteht.
Beschreiben Sie sich doch bitte mal als Trainertyp.
Ich bin sehr ehrgeizig und fleißig. Meine Philosophie ist, dass ich die Jungs in der Trainingswoche so gut vorbereite und ihnen die Automatismen an die Hand gebe, dass sie während des Spiels gar nicht mehr so viel Input brauchen. Das funktioniert mal besser, mal weniger – es sind ja schließlich noch Jugendliche. Ich kann aber auch mal böse werden. (lacht)
Ihr Mitstreiter ist das komplette Gegenteil?
Ja, aber wir ergänzen uns perfekt. Stefan geht eher aus sich heraus, ich versuche, auf die Jungs und ihre Bedürfnisse einzugehen. Genau wie es unterschiedliche Spielertypen gibt, gibt es auch unterschiedliche Trainertypen. In unserer Kombination können wir auf jeden Charakter im Team eingehen.
Zur Person
Trainer Marcel Schmitz ist 30 Jahre alt und hat den B-Schein in der Tasche und will im kommenden Jahr die A-Lizenz folgen lassen. Er ist gelernter Bankkaufmann und stellvertretender Filialleiter bei der Kreissparkasse Euskirchen. Nebenher macht er noch seinen Betriebswirt. Schmitz spielt in der Kreisliga A bei der SG Bürvenich/Schwerfen. Er ist Torwart. (tom)
Wie funktioniert die Trainingsarbeit und wer trifft die Entscheidungen?
Wir agieren gleichwertig. Es gibt keinen, der in der vordersten Reihe steht. Jeder achtet ein wenig auf andere Feinheiten. Und jeder bereitet eine Trainingseinheit in der Woche vor – die dritte gestalten wir gemeinsam. So bekommen die Jungs unterschiedliche Ansprachen, so werden neue Reize gesetzt. Irgendwann nutzt man sich als Trainer halt auch ab, weil du in deine Muster verfällst. So ist die Halbwertzeit etwas länger. (lacht)
Gab es vor der Saison einen Aufreger?
Aufgrund einer Spielerpersonalie ist vor der Saison die Mannschaft teilweise auseinandergebrochen. Obwohl wir uns letztlich gegen ihn entschieden haben. Die Abgangswelle von einigen Stammspielern mussten wir kompensieren. Zudem bereitet uns Corona weiterhin Probleme.
Worauf achten Sie, wenn sie einen Kader zusammenstellen?
Ich hole grundsätzlich nur Spieler, die Potenzial für die erste Elf haben. Das muss nicht sofort sein, sondern kann auch in wenigen Monaten der Fall sein. Charakterlich muss der Spieler passen. Das ist in der heutigen Zeit recht schwierig. Ich möchte keine Mannschaft, die aus Söldnern besteht, sondern etwas aufbauen, damit die Jungs auch bleiben, wenn es mal nicht so läuft. Ich habe keine Lust, jedes Jahr eine komplett neue Mannschaft zusammenzustellen.
Wie vernetzen Sie sich, wie scouten Sie?
Ich glaube, dass es wichtig ist, sich viele Spieler anzuschauen und ins Gespräch zu kommen – mit den Kickern und natürlich ihren Eltern. Ich achte auf viele unterschiedliche Dinge. Irgendwann fügt sich dann alles zusammen. Natürlich kann man auch Aufrufe zu einem Probetrainingstag machen, aber aus meiner Sicht bringt das nicht viel.
Meistens hat es größeren Erfolg, wenn man persönlich ins Gespräch kommt. Und natürlich rekrutieren die Spieler auch ihre Freunde. Das machen sie schon gut. Wichtig ist, dass es für beide Seiten passt. Es bringt ja nichts, wenn Stefan und ich den Kicker wollen, er sich aber nicht wohlfühlt.
Was müssen Spieler für Eigenschaften haben?
Ich brauche Spieler, die gierig sind, die eine gewisse Mentalität haben. Und die einen guten Charakter haben und sich nicht zu schade sind, im Spiel Gas zu geben. Ich brauche Mentalitätsspieler, keine Starspieler.
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Hat sich der Fußball verändert?
Ja, enorm. Gerade in der Defensive ist ein Wandel passiert. Auch, weil wegen der sogenannten Laptoptrainer mehr Wert auf Taktik gelegt wird. Früher hat man 4-4-2 gespielt. Seit 2008 steht die Defensive im Vordergrund. Man spielt fast ausschließlich Viererkette, wobei der Trend zum 3-5-2 geht.
Wie hat sich das Training verändert?
Mit dem Wandel im Spielsystem hat sich das Training angepasst. Viele Trainer wollen ein hohes Anlaufen haben. Das Zauberwort ist Gegenpressing. Das muss trainiert werden. Also brauche ich einen ganzheitlichen Trainingsansatz, damit die Grundlagen gelegt werden. Ich trainiere fast ausschließlich in Spielform und mit dem Ball – auch beim Konditionstraining.
In Spielformen können gezielter die konditionelle Grundlagen gelegt werden. In Spielformen trainiert man auch in Intervallen. Mal einen Sprint, mal einen abgebrochenen Sprint. Mal Belastung, mal Erholung. Niemand rennt im Spiel stoisch sein Tempo oder gar im Kreis.
Wie spielen Sie?
Wir wollen offensiv spielen. Wir parken nicht den Bus vor dem Tor. Das Umschaltspiel ist wichtig. Nach dem Ballgewinn geht die Post ab. Früher wurde schon mal auf den Ball getreten, Ruhe ins Spiel gebracht. Das bekommt man nicht hin, indem man ein bisschen 5 gegen 2 spielt, ein bisschen Torschuss trainiert.